Schlagwort-Archive: Sommer

Übergänge …

Ja, so schnell kann’s dann manchmal gehen: tags zuvor nochmals lustvoll durchs Laub geraschelt, durfte ich Sonntag dann doch den ersten Schnee begrüßen. Nach diesem doch denkwürdig eintönigen – Hach, schon wieder bloß Sonne! – und noch dazu allzu regenarmen Sommer rechnete ich für den Winter nicht wirklich mit einer dieser Jahreszeit eigentlich angemessenen Kühle (mit der es zu Weihnachten allerdings offenbar schon wieder passé sein soll, schnüff!). Zumal die Niederschlagsmenge übern Herbst auch nicht wesentlich zunahm. Umso erfreuter war ich natürlich, als ich Sonntagmorgen den Rollladen hochzog und mir eine dichte Schneedecke entgegenstrahlte. Die Verzückung ging gar so weit, daß ich meinen ursprünglichen Plan, den Oskar K. auf einem Museumsplausch in Züri näher kennenzulernen, kurzerhand über den Haufen warf und auf den Februar verlegte. Und all das bloß, um genüßlich und andächtig über den zart gepuderten weißen Teppich der Natur zu knirschen. Stromerte denn auch ganze drei Stunden durch heimischen Wald und Flur, immer wieder aufs Neue ergriffen innehaltend vor der winterlichen Schönheit (unbewegtes Bildmaterial folgt jedenfalls ein anderes Mal).

 

Um ehrlich zu sein, Herbst und Winter sind mir die liebsten Jahreszeiten, vielleicht auch, weil ich ein Dezember-Kind bin. Frühling und Sommer haben durchaus ihren Reiz, die Bäume schlagen aus, man reckt und streckt sich, man hält sich wieder länger draußen auf, man lustwandelt, man flügelt aus, man wandert Rad, man schwimmt und was weiß ich nicht noch alles … Gleichwohl ist mir das Sommerhalbjahr aufs Ganze gesehen schlichtweg zu satt, zu intensiv, zu umtriebig. Unter der zweiten Jahreshälfte ist stattdessen alles gedimmt, das Licht wird weicher (so es der Nebel nicht umstandslos einfach schluckt, aber selbst das kann seinen Reiz haben, variatio delectat eben!), die Natur – und mit ihr bisweilen auch der Mensch – kommen zur Ruhe, die früher einsetzende Dunkelheit tut das Ihrige dazu, leise rieselt dann der Schnee und still und starr liegt der See … (Ausnahmen bestätigen freilich die Regel, über die notorischen Auswüchse über Sylvester und Fastnacht wollen wir hier aber kein weiteres Wort verlieren.) Kann allerdings, wer sich (nicht erst) nach dem ersten zarten Schneefall schon wieder nach der lichten Ausgelassenheit des Sommers sehnt, überhaupt zufrieden und achtsam im Hier & Jetzt leben? Simpel ist daher noch immer die Wahrheit, daß nur, wer Dunkelheit, Melancholie, ja mitunter auch Schmerz ausdrücklich zu akzeptieren und respektieren vermag, sich tatsächlich an der Rückkehr von Helle und Wärme recht erfreuen kann. Ich arbeite zumindest daran …

Bewegte Bilder © LuxOr

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Anmerkung in eigener Sache:

Je nach Zählweise handelt es sich bei dem vorliegenden Text um meinen neunundneunzigsten Beitrag unter LuxOrs. Nach verhaltenen, akademisch veranlaßten Anfängen im Jahre zehn nach der zweiten Jahrtausendwende und eher bescheiden-halbherzigen Wiederbelebungsversuchen (und noch unter anderem Namen) vor nunmehr auch schon wieder zwei, drei Jahren, schreibe ich seit mittlerweile 1 ¾ Jahren nun halbwegs regelmäßig (nicht nur) gut-wut-bürgerlich und neuerdings auch photo-romantisch. Gedankt sei an dieser Stelle – neben der geneigten Leserschaft – daher Dario schrittWeise, der mich letztlich dazu anregte, meinen wiederholten Kultur-Kritikastereien nach Gutmenschen-Art, geistig-humoristischen Pseudo-Höhenflügen und visuellen Machwerken bloglich freien Lauf zu lassen. Auch wenn er dann nicht immer d’accord ging mit dem ein oder anderen Resultat bzw. Kommentar …

 

Der andere Blick …

Der Beobachtungsbeobachter oder durch diese hohle Gasse? – Auf der Höri.

Photographie (minimal manipuliert) © LuxOr / Hetty Wortspeicher

Besuch einer Fremdgängerin

Da hat doch eine aparte Dame (?) mit Charme und einem elegant-gewagten Sprung durch das Balkongestänge kurzerhand ihr Revier erweitert und schaute gestern spontan auf ein Schwätzchen Siesta bei mir vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. Just als ich 7/8-nackend auf Balkonien die Photis für den vorigen Eintrag vorauswählte –  glückliche Fügung für mich, eine Inspiration, Gelegenheit macht eben Schriebe! Wenn das allerdings Mäx Meyer wüßte oder Woldemar … 🙂

 

 

 

Das war nun bereits unser zweites Stelldichein innert weniger Tage. Bei ihrer dritten Aufwartung ist dann jedenfalls eine Taufe fällig. Irgendwelche Vorschläge vorab, werter Leser, geneigte Leserin?

In der Bewegung ruht die Kraft …

Nach all den Kritikastereien der letzten Zeit zur Abwechslung zwischendurch mal wieder ein Anstoß zur Bewegung, ein sommerlich-flockiger Ohrenschmaus vom anderen Ende der Welt nämlich, aus Down Under. Etwas älter schon und bei der Tube offenbar ein Schattendasein fristend, verfügt es dennoch unverkennbar über einen launigen Mitzappelfaktor. Nicht zu unterschätzen bei dem derzeit obwaltenden launischen April-Wetter, am hiesigen Meere zumindest. Dann groovt also ma schön, laßt den großen Zeh wippen und shake, shake it, babes!

 

eine erkühnte Seepartie

Der interessierten holden Dämlichkeit zur Bewunderung und den Rittern ohne Fehl und Tadel zum Ansporne sei folgendes kund getan:

Der Ce und ich, zwei tollkühne Recken, sind gestern wagemutigst in See gestochen. Denn vom beschaulichen M. aus nahmen wir entschlossen Kurs erst auf A.. So dann querten wir das Schwäbsche Meere, um an der R. nördlichem Gestade unsere Brotzeit – meine gewohnt üppig belegt von flinker Hand im Dorflädele – einzunehmen. Alsdann huben wir an, die weltkulturelle Insel zu umrunden, was sich nach Passage der Traverse dann doch als schweißtreibendes Unterfangen erwies, da auf der Südseite kein Wind mehr aufkommen wollte und die Sonne unerbittlich herniederbrannte. Und die Paddelbewegungen kamen dann auch nicht mehr ganz locker aus dem Handgelenk geschossen. Doch was ein rechter Recke ist, gestählt auch durch unzählige Auseinandersetzungen mit E-Bikern voller Falsch, den ficht das bißchen Schmerz nicht an. Nach einem geschwinden Radler in einem allzu mittelalterlich bevölkerten Strandbade in südwestlicher Ecke des romanisch-gemüslichen Eilandes bestiegen wir unser treues, auf den Namen “Blutrot” getauftes, maritimes Ross, die letzte Etappe in Angriff nehmend. Und wieder kreuzten furchtlos wir den bedrohlich weit aufragenden Höllenschlund des unruhigen Ozeanes gen M., denn ehrlose, gewissen- und ruchlose Wiganten reizten den Herrn der Wellen mit ihren ungestümen Motorrossen dermaßen auf, daß die See in unberechenbare Wallung geriet. Hatten diese feigen Söldner des Kapitalismus etwa darauf gehofft, uns auf hinterhältigste Weise zum Kentern zu bringen, wurden sie freilich rasch eines Besseren belehrt. Denn wir beide wackren Degen ritten geradewegs auf die Wellen zu und hinan, daß es eine schiere Freude war. So langten wir unangefochten und souverän, bewegt allein von der uns eigenen Manneskraft, vor der M. an und paddelten anschließend im sicheren Bewußtsein, allen Gefahren der See wie hinterhältigster gedungener Kreaturen heldenhaft getrotzt zu haben, hochzeitig – und eine ganze halbe Stunde vor der Zeit – in den Heimathafen ein. Dorten nahmen wir denn noch ein erfrischendes Bade, die ehrfürchtig-scheuen Blicke des einfachen Volkes mit Wohlwollen gewahrend, und kehrten schließlich hungrig, aber zufrieden zu des Ces R-er Trutzburg zurück, wo uns Lucy, die beständige Hüterin des Heimes, ungeduldig schon, aber freudig erwartete.

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Geschehen zu M. und drum herum den dreiundzwanzigsten des Augusts im Jahre des Herrn Zweitausendundsechzehn,

El “Rotgesicht” Edelmann von Be

 

Postscriptum I:

Lucy ist natürlich ein munterer Vierbeiner, ne wohlgenährte, schwarz-weiße Katz nämlich.

 

Postscriptum II:

Wie man innert fünf Stunden sich die Farbe eines ganzen Sommers aufs Gesicht zaubern kann …

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Nach dem wohl verdienten Sprung ins erfrischende Naß vor Ort in M …