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Für’n Mülleimer …

oder Forschungen, die die Welt nicht braucht!

Die Tage noch „die Story im Ersten: Für immer jung“ geschaut. Darin werden die Arbeiten diverser Forscher vorgestellt, die sich die Verlängerung des menschlichen Lebens durch Verjüngung der Zellen zum Ziel gesetzt haben. Auch Google mischt in diesem Metier mit und wittert wohl ein Riesen-Geschäft, das dem amerikanischen Tech-Giganten bislang schon 15 Mrd. € wert war. Dieser Forschungszweig hat auch insbesondere in den USA Konjunktur, einerseits der liberaleren Gesetzgebung bspw. für Tier-Versuche wegen. Andererseits kursiert wohl dort auch ungleich mehr Risikokapital, öffentliches oder privates, für Forschungen jeglicher Art. Überhaupt die USA, denkt man an derlei Phantasien des vielleicht nicht gleich ewigen, aber zumindest des deutlich verlängerten Lebens, kommen mir unweigerlich irgendwelche abgehobenen hedonistischen und narzißtischen Tech-Milliarde aus dem Silicon Valley, oder auch einige selbstverliebte Kandidaten aus dem Show-Bizz, nicht zu vergessen „the real Donald“ in den Sinn, welche in der Überzeugung, allein an ihrem Wesen werde die Welt genesen, sich ihr fortdauerndes Dasein sicherlich ein hübsches Sümmchen kosten ließen. Das Land  der unbegrenzten Möglichkeiten eben, Körperkult und Selbstoptimierung auf die Spitze zu treiben.

Einer der in der Dokumentation auftretenden Wissenschaftler freilich, der deutsch-stämmige Genetiker und Bio-Statistiker Steve Horvath, geht von der Annahme aus, daß bspw. die Gabe von Blutplasma allenfalls in einer Anfangsphase bloß für Superreiche erschwinglich sein könnte, wenig später allerdings die Preise deutlich fallen dürften, so daß sich immer breitere Schichten den Genuß eines verjüngten Lebens leisten könnten. Ein Jungbrunnen für jedermann also, das junge Leben in vollen Zügen zu genießen – und ein schier unerschöpfliches Geschäftsfeld.

Gleichwohl stellt sich hiermit die ein oder andere Frage, welche mich an der Realisierung dieses Menschheits-Projekts zweifeln läßt. Immer mehr Menschen leben immer länger, doch von was sollen sie denn eigentlich leben, von was ihren Lebensunterhalt bestreiten? Die Zahl der Arbeitsplätze ist angesichts zunehmender Automatisierung und Digitalisierung ja ohnehin begrenzt. In welchen Bereichen der Wirtschaft könnten denn so viele neue Stellen entstehen, nur um erst einmal die weg-rationalisierten zu ersetzen? Und der allfällige Alters-Überschuß wäre damit noch gar nicht versorgt. Aber vielleicht befinden wir uns dann sowieso in einem Zeitalter, in dem die billig (zu re)produzierende Maschine sowieso ein Großteil an menschlicher Arbeit übernommen hat. Und ein jeder über ein großzügiges bedingungsloses Grund-Einkommen verfügen kann.

Das führt uns wiederum zum nächsten Problem. Es glaube doch niemand, daß, nachdem die Grundbedürfnisse Essen und Trinken, Hygiene und Wohnung  – wo überhaupt hausen: unter der Erde, Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer oder doch dort, wo einstmals die letzte grüne Wiese grünte? – sowie Kleidung gesichert sind, der erneuerte Mensch sich plötzlich selbstzufrieden in Bescheidenheit übt, auf Nachhaltigkeit in seiner persönlichen Lebensführung schwört und dabei stets in seiner Heimatregion verweilt! Nein, wohl kaum, der Verbrauch an Lebensmitteln, an Energie und vor allem auch an Konsumgütern würde noch weiter zunehmen – und damit auch der unwiederbringliche Verlust an Rohstoffen, die Verschmutzung der Luft oder die Vermüllung der Meere. 7,8 Mrd. Menschen auf Erden sind ja jetzt schon kaum tragbar. Derweil wir erst am Beginn von Verteilungskämpfen stehen. Bange machen gilt aber nicht. Denn auch hier ist Hoffnung in Sicht, arbeitet doch unser 200 Mrd.-US-Dollar-Mann Jeff Bezos bereits unermüdlich am Auszug der Menschheit von der Erde, den Mars zu erobern …

Und schließlich, seien wir einmal ehrlich, wer mag denn – neben der steten Wiederholung des Ewiggleichen, neben einem Dasein ohne Zentrum und Mitte  – auf Dauer in einer Welt leben, in der er resp. sie (oder neuerdings auch es) länger als lebenslang dazu verurteilt ist, einen Trump, einen Putin, einen Erdogan, eine Kardashian, einen Ronaldo, einen Hildmann oder Höcke, einen Bohlen oder Barth, die Klum und die Geissens oder wie all die Pappnasen und Möchtegerns aus der hinteren Reihe von YouTube oder TikTok denn noch heißen, als Zeitgenossen zu ertragen? Was wäre das andres denn endgültig die Hölle auf Erden, bloß notdürftig getarnt als spätrömische Dekadenz?

 

Wessen Wohl und Wehe?

  • Aktualisiert am

Für mehr Tierwohl hatte die Borchert-Kommission eine Abgabe auf tierische Produkte vorgeschlagen. Das Landwirtschaftsministerium hat nun berechnet, wie sich das im Portemonnaie der Verbraucher bemerkbar machen könnte.

Was sind wir nicht generös und gönnen uns Monat für Monat die mediale Berieselung via Spotify, Netflix & Co im kostenpflichtigen Abo. Nicht zu vergessen die triple-geflateten Supa-Dupa-Handyverträge. Bis vor kurzem waren wir auch als Reiseweltmeister im Urlaub sehr spendabel. Und trotz der pandemie-bedingten Wirtschaftskrise ist das Sparvermögen der Deutschen bis zum Ende des zweiten Quartals auf den neuen Rekordwert von 6.55 Billionen Euro gestiegen.

Da scheint es mir doch mehr als recht und billig zu sein, eine mehr als moderate sogenannte Tierwohlabgabe – welch kruder Euphemismus! – von monatlich gerade einmal 2,90 Euro zu erheben. Die auch gerne doppelt so hoch oder noch höher ausfallen dürfte. Denn wenn schon sich von tierischen Produkten ernähren – an sich schon pervers, mea culpa! -, sollte uns die Produktionsweise und das Schicksal dieser „Ausnutztiere“ doch entschieden mehr am Herzen liegen und wert sein als unser mediales Opium oder unser Fernreisenrausch. Zumal auch vor dem Hintergrund eines beinahe schon sakralisierten Kultes des selbsoptimierten Körpers.

 

(Anti-)Helden oder kein Toupet

Das Körperteil des Monats – Heute: Brustkorb

Der ~, lat. thorax (altgr.: θώραξ ‚Brustpanzer‘), Plural Thoraces

Photographie © @ufdieBlende / Ich

so fein gehaart …

Das Körperteil des Monats – Heute: Unterkiefer / Kinn

(der ~, lat.: Mandibula) / (das ~, lat. Mentum)

Photographie © @ufdieBlende / Ich

Schau mir in die Augen, Kleine!

Das Körperteil des Monats – Heute: Auge

(das ~; altgr. ὤψ ops, lat. oculus)

Photographie © @ufdieBlende / Ich

Zehenfertig?

Das Körperteil des Monats – Heute: Fußzehen

(Pl., Sing der -zeh resp. die -zehe; lat. digitus / digiti pedis)

Photographie © @ufdieBlende / Ich

Auch ein gräulicher Rücken kann entzücken …

Das Körperteil des Monats – heute: Schulterblatt (das  ~; lat. scapula)

© @ufdieBlende / Ich