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Welch ein Tag!

Oder hübsch unnützes Wissen.

Das fehlte gerade noch, sich einfach so aus dem Staub zu machen. Aber nicht heute. Denn pünktlich zur Hochzeit der Fasnet wartet heuer auch der Kalender mit einem gar hübschen Ereignis auf, das schmunzeln macht. Unserer „christlichen“ Zeitrechnung gemäß ist heute nämlich nicht einfach nur der zwölfte Tag im zweiten Monat des Jahres Zwanzigeinundzwanzig nach Christi Geburt. Sondern dieser

12.02.2021

läßt sich von vorn wie von hinten gleich lesen, ein Palindrom gleichsam wie ABBA, Otto oder das Reittier. Da staunt der Fachmann, und der Laie wundert sich. Glücklich ist, wer an diesem Tage das Licht der Welt erblicken darf. Oder in den Hafen der Ehe einfährt. Was kann ein Zweiter Februar Zwanzigzwanzig denn schon bieten (außer vielleicht, daß dies Datum auch in der angelsächsischen Welt, der anderen Schreibweise wegen, als Palindrom bewundert werden konnte)? Viel zu äußerlich solch ein Reiz. (Vermutlich gehen aus diesem Grunde auch Ehen, welche an solch offensichtlichen Schnapszahlen geschlossen wurden, auch alsbald wieder in die Brüche … :-)) Magie enthüllt sich einem eben erst dann, wenn man einen Blick unter die Oberfläche riskiert.

PS: Den nächsten Palindromtag dürfen wir übrigens in (relativer) Bälde schon wieder begehen, am 22.02.2022 nämlich. Wer auf den nächsten globalen Feiertag spekuliert, muß sich allerdings etwas länger gedulden, denn jener tritt erst mit dem 12.12.2121 ein …

der Brüller des Tages …

 

Dies ist die glücklichste Zeit …

Den standhaften Menschen in Belarus und anderswo

„Dies ist die glücklichste Zeit“

dies ist die glücklichste zeit
meines lebens
sagt er
es ist wie ein leben nach dem tod
wie leben an sich statt
tod
es lässt sich unmöglich erklären
und wozu auch
unmöglich es vorherzusehen
unmöglich es nicht zu sehen
augenblicklich
du gehst zwischen toten häusern
und plötzlich: die auferstehung der toten
überall auferstehung der toten
überall kommen menschen aus den toten häusern
sie steigen heraus aus den gräbern heraus auf die
straßen
ziehen staunende menschenmengen
lebende in hellen scharen
sie lachen und weinen und singen und tanzen
wie unsterbliche
wie an abgestorbenen sträuchern die knospen sich
öffnen
wie der raum badet in einer wolke
aus roten und weißen blüten
wie bienen summen berauscht
im schweren trunkenen blütenstaub
wie sie einander lieben
wie noch niemand je
in meinem leben
sagt er

Dmitrij Strozew

In Sachen Meinungsfreiheit …

Der Rapper Cashmo veröffentlicht ein Lied, in dem er davon erzählt, dass er als Deutscher in seinem Viertel diskriminiert worden sei. Er bekommt viel Zuspruch, aber auch etwas Kritik – auf die er dann maßlos reagiert.

(…)

Die (Meinungsfreiheit) gerät nicht dadurch in Gefahr, dass Menschen für ihre Kunst oder bestimmte Positionen kritisiert werden. Sondern dadurch, dass Kritisierte ihre Gefolgschaft auf Kritiker hetzen.

Dem bleibt nichts hinzuzufügen …

 

Auch das ein Zeichen von Toleranz …

Da wird allerorten bei Sonntagsreden die Gefahr beschworen, die vom Rechtsextremismus ausgeht. Und entschlossenes Vorgehen dagegen propagiert. Und nicht zuletzt die querulanten Demonstrationen gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zeigen auf bestürzende Weise, wie weit verbreitet und öffentlich sichtbar der Antisemitismus mit seinen hanebüchenen Konstruktionen mittlerweile wieder ist. In dieser besorgniserregenden Situation sendet Sachsen, sendet Dresden ein sonderbares Signal der Toleranz. Verweigert sich selbst gleichzeitig nämlich den notwendigen eigenen Kontrapunkt. „Tut mir ja aufrichtig leid, aber Corona! Das kam alles so überraschend, wir hatten gar keine Möglichkeit, unser Konzept anzupassen“? Ein Armutszeugnis! Wenn das mal kein Wasser auf die Mühlen ist …

Gedenken an Pogromnacht

Dresden: Juden fassungslos über „Pegida“-Veranstaltung am 9. November

  • Aktualisiert am

Auch am Jahrestag der Novemberpogrome von 1938 darf die antisemitische und fremdenfeindliche „Pegida“-Bewegung in Dresden demonstrieren. Eine Gedenkveranstaltung wurde hingegen abgesagt.

(…)

 

Die USA …

 – ein Abgesang?

auf: Soundgarden – Superunknown, A&M Records (540215-2), 1994

Vor vier Jahren hatte ich am Vormittag einen Arzttermin. Ich stellte mir den Wecker so, daß ich ohne große Eile noch frühstücken, langduschen und hinausfahren konnte. Nichts Böses ahnend, öfffnete ich dann unmittelbar nach dem Aufstehen meinen Laptop, um mich schlau zu machen, wie sich denn die Amerikaner über Nacht entschieden hatten. Bei irgendeiner vorigen Wahl, mutmaßlich Obamas, war ich tatsächlich lange noch aufgeblieben und hatte die Wahlsondersendungen am TV verfolgt, aber irgendwann so um Dreie oder Viere in der Früh ausgeschaltet, weil einfach nichts geschah: „too close to call“, oder wie die das eben so nennen. Das folgende Ergebnis damals hatte mich dann aber immerhin bestätigt.

Mit dieser Gewissheit, es wird schon alles seinen rechten Gang gehen, ging ich denn auch vor vier Jahren zu Bett. Doch wie ich dann eben der breaking news auf meiner Hausseite, der Allgemeinen Zeitung für Deutschland, gewahr wurde, konnte ich meinen Augen kaum trauen: T, T, T und nochmal T! Das Unwahrscheinliche war eingetreten, der Super-GAU! Charakter und Anstand? Scheinbar allüberall überbewertet und diesseits wie jenseits des Atlantiks auf dem Müllhaufen der Geschichte entsorgt! Wenn man sagt, jedes Volk hat die Regierung, die es verdient: was war das dann für ein eigentümliches Volk? Und welche Bedeutung  hatte dieses politische Erdbeben dann für uns in Deutschland, für Europa, für die Welt? Ich war wie gelähmt und las jeden greifbaren Artikel, von denen es (un-)erwartungsgemäß eine große Zahl gab, wohl irgendwie nach Halt und Orientierung suchend.

Den Arzttermin hatte ich darob beinah völlig aus den Augen verloren. Icherschien dann glaube ich über eine Viertelstunde oder noch länger zu spät, aber das war mir in diesem Moment so was von schnuppe. Der Arzt hatte denn auch durchaus Verständnis für mich und wir sprachen tatsächlich noch eine ganze Weile miteinander über die eingetretene Situation. So blieb mir wie vielen anderen eben nichts anderes übrig, als sich damit abzufinden und auf die Checks ’n Balances der amerikanischen Verfassung und auf die Zivil-Courage des anderen Amerika zu vertrauen. Aber mit jeder weiteren Entgleisung und jedem neuerlichen Stilbruch stumpfte man zusehends ab und hoffte bloß noch darauf, diese Bad-Comedy-Show möge doch wenigstens im November Zwanzig, ohnehin ein denkwürdiges Jahr, endlich ihr Ende nehmen …

Wie wird nun die Welt ausschauen, wenn ich morgen Früh aufwache? Wird die Erde sich gleichmäßig weiterdrehen oder werden wir aus allen Wolken fallen, eine Schockstarre erleben, eine kurze trügerische Ruhe, die sich dann freilich geschwind in einer gewaltigen Implosion entladen wird? Ich habe mir jedenfalls schon mal vorgenommen, sehr zeitig aufzustehen. Und zur Sicherheit habe ich mir auch keine Termine auf den Vormittag gelegt …

Welche Not, welche Konsequenz, welche Qual?!

  • Aktualisiert am

In Russland hat sich eine oppositionelle Journalistin nach der Durchsuchung ihrer Wohnung offenbar selbst angezündet und getötet. Kreml-Kritiker Nawalnyj bezeichnete den Tod Slawinas als „furchtbar“.

(…)

Quelle: FAZ

Wir haben es ja schon immer gewußt …

Womit es mal wieder erwiesen wäre:

am deutschen (Lüftungs-)Wesen wird nochmal die Welt genesen!

  • Ein Kommentar von Andrea Diener
  • Aktualisiert am

Die Welt staunt über deutsche Fensteröffnungskultur, und der „Guardian“ ist ganz vorn dabei: Nicht nur, dass dieses Volk sogar im Winter Frischluft in die Wohnungen lässt, nein, sogar gegen Corona soll diese unglaubliche Sitte jetzt helfen.

Hochoffiziell ist nun das Lüften von der Bundesregierung zur Trias der Corona-abwehrenden Maßnahmen hinzugenommen worden. Und während wir das schulterzuckend hinnehmen und in der Küche auf Kipp stellen und im Bad kurz aufreißen, staunt die Welt angesichts unserer häuslichen Ventilationsmaßnahmen. Zum Beispiel der britische „Guardian“. Dieses „Lüften“ sei so etwas wie eine nationale Obsession, Deutsche öffneten ihre Fenster zweimal täglich, sogar im Winter!, erklärt die Berlin-Korrespondentin, was in einem Land, in dem Fenster eine äußerst zugige, schwergängige Angelegenheit aus oberflächlich glattgehobelten Holzklötzen sind, vielleicht nicht so leicht zu vermitteln ist.

Man kenne in Deutschland die ausgefeilten Techniken „Stoßlüften“ und „Querlüften“, und ganz und gar ins Staunen gerät die Autorin angesichts der Fenster selbst: „In Germany, windows are designed with sophisticated hinge technology that allows them to be opened in various directions to enable varying degrees of Lüften.“ Ja, unsere Fenster haben Scharniere, und man kann sie kippen. Das hat bislang vermutlich noch niemand je als „sophisticated“ bezeichnet, aber das denkt unsereins auch nur, bis er auf Youtube auf das hierzulande bislang kaum beachtete Genre „German Windows“ stößt.

OMG, Rolläden!

Ein gewisser Cory Chance braucht sechseinhalb Minuten für die Lobpreisung der „craziest windows“, die er je in seinem Leben gesehen habe. Eine Amerikanerin namens Dana, die es nach München verschlagen hat, ist in einem Video fünfeinhalb Minuten lang begeistert: „The concept of Fenster kippen was completely unknown to me.“ Und das könnten sogar die großen Balkonfenster, unfassbar. Vollständig umgehauen sind Youtuber aus aller Welt dann angesichts der Rollläden: Man könne das herunterlassen, wenn man Migräne habe, freut sich die gebürtige Kenianerin Lynet Amimo auf ihrem Kanal, alles werde dunkel, wie bei Nacht. „This is the kind of advanced civilisation we are living among today“, staunen Scott und Brian auf einer Reise in Erfurt.

Aber „Lüften“ sei nun auch in Deutschland nicht unumstritten, erklärt der „Guardian“ weiter. Kaum werde ein Fenster geöffnet, schon finde sich jemand, der sich über den Zug beschwere, weshalb so viele Deutsche Schals trügen. Im Zuge der offiziellen Pandemiemaßnahmen bekommen die Lüftungsbefürworter künftig ein starkes Argument in die Hand: Erstunken ist vielleicht noch keiner, aber was, wenn der Mief vor Aerosolen nur so trieft? Ein Fall für sophisticated German hinge technology!

Quelle: FAZ

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A real German Window: offenbar gekippt, leicht angerollladet und noch dazu befliegengittert!

Photographie © LuxOr

 

Wessen Wohl und Wehe?

  • Aktualisiert am

Für mehr Tierwohl hatte die Borchert-Kommission eine Abgabe auf tierische Produkte vorgeschlagen. Das Landwirtschaftsministerium hat nun berechnet, wie sich das im Portemonnaie der Verbraucher bemerkbar machen könnte.

Was sind wir nicht generös und gönnen uns Monat für Monat die mediale Berieselung via Spotify, Netflix & Co im kostenpflichtigen Abo. Nicht zu vergessen die triple-geflateten Supa-Dupa-Handyverträge. Bis vor kurzem waren wir auch als Reiseweltmeister im Urlaub sehr spendabel. Und trotz der pandemie-bedingten Wirtschaftskrise ist das Sparvermögen der Deutschen bis zum Ende des zweiten Quartals auf den neuen Rekordwert von 6.55 Billionen Euro gestiegen.

Da scheint es mir doch mehr als recht und billig zu sein, eine mehr als moderate sogenannte Tierwohlabgabe – welch kruder Euphemismus! – von monatlich gerade einmal 2,90 Euro zu erheben. Die auch gerne doppelt so hoch oder noch höher ausfallen dürfte. Denn wenn schon sich von tierischen Produkten ernähren – an sich schon pervers, mea culpa! -, sollte uns die Produktionsweise und das Schicksal dieser „Ausnutztiere“ doch entschieden mehr am Herzen liegen und wert sein als unser mediales Opium oder unser Fernreisenrausch. Zumal auch vor dem Hintergrund eines beinahe schon sakralisierten Kultes des selbsoptimierten Körpers.

 

Das andere Amerika

Achtung vor den Toten

Wie ist zahllosen unschuldigen Opfern

eines unsichtbaren Täters adäquat zu gedenken?

Statt immer nur der schieren nackten Zahl

den realen Toten ein Leben gegeben –

eine lyrische An-Dacht, ein kollektives Denk-Mal!

New York Times : Den Toten eine Stimme

  • Von Kai Sina
  • -Aktualisiert am 25.05.2020-19:09

Am „Memorial Weekend“ hatte die „New York Times“ eine journalistische Sternstunde: eine Kollektivpoetik des Totengedenkens, das die Tradition von Walt Whitman und Edgar Lee Masters mit der Corona-Moderne verbindet. Namen, nichts als Namen, versehen mit nur jeweils einer persönlichen Angabe, und über all dem die erschütternde Nachricht: „U.S. Deaths near 100 000, an Incalculable Loss“.

Hunderttausend Tote, ein unermesslicher Verlust: Die bilderlose, grafikfreie Titelseite der „New York Times“ vom vergangenen Sonntag ist binnen kurzem zu einer journalistischen Ikone geworden. In Hunderten Kurznachrufen, die aus Dutzenden, insbesondere regionalen Tageszeitungen zusammengestellt wurden, überführt sie die kalte Opferstatistik, die uns alle durch die Corona-Monate hindurch begleitet, in einen Katalog des gelebten Lebens: „Romi Cohn, 91 Jahre, New York City, rettete 56 jüdische Familien vor der Gestapo“; „Jéssica Beatriz Cortez, 32 Jahre, Los Angeles, vor drei Jahren in die Vereinigten Staaten eingewandert“; „Stanley Marvin Grossman, 83 Jahre, Nanuet, New York, vielen bekannt für seine erstaunliche Donald-Duck-Imitation“, „Larry Sartain, 77 Jahre, Des Plaines, Illinois, stand jeden Morgen um fünf Uhr auf, um die Bibel zu lesen“ – und immer weiter so fort.

(…)

Zum geneigten Weiterlesen

Eine Verschwörungstheorie der anderen Art

 

Photographie © LuxOr

 

Zwölf Uhr mittags

Der 23. Mai ist ein durchaus geschichtsträchtiger Tag. Da liegt es nahe, an einem solchen Datum zu einem gegebenen Zeitpunkt einmal eine Momentaufnahme der Ereignisse und Einschätzungen im unendlichen Strome der Zeit zu machen, welche im nächsten Augenblick bereits vergangen sein werden, und deren tatsächliche Bedeutung für den weiteren Lauf der Geschichte wir allenfalls erahnen können.

Im Folgenden habe ich daher alle Schlagzeilen, welche Punkt Zwölf Uhr mittags auf der Seite meiner Netzhauspostille präsentiert worden sind, hier aufgelistet. Ein bißchen überrascht war ich jedenfalls von der schieren Menge der Artikel und Nachrichten, es dauerte deutlich länger als erwartet, alle Einträge niederzuschreiben; wenn man geschwind mal herunterscrollt, fällt das einem gar nicht so sehr auf. Freilich geht mit der hohen Zahl auch eine Verbreiterung der angesprochenen Themen und Fachgebiete einher. Ein anregendes Kaleidoskop des menschlichen Lebens in seinen Leistungen, Widersprüchen und Nichtigkeiten gleichsam, ein Schaufenster zur Welt, zu Raum und Zeit, ein Spiegel der Gesellschaft. Oder Politik und Poesie des Alltags. Und mal schauen, woran ich mich in einem Jahr noch erinnern kann, was Bestand hat und was nicht …

 

  • Corona-Wiederaufbaufonds: Eine Alternative zum Merkel-Macron-Plan
  • Europa in der Corona-Krise: Solidarität bis zur Schuldenunion?
  • 500-Milliarden-Fonds: Der Hamilton-Moment
  • Gesundheitsamt bestätigt: Corona-Ausbruch nach Gottesdienst in Frankfurt
  • Folgen des BND-Urteils: Gehen Deutschland jetzt Informationen verloren?
  • Missbrauchsvorwürfe im Sport: Mutige Frauen trotzen Morddrohungen
  • Meisterkampf in Bundesliga: Die große Gefahr für den BVB
  • Branchenwandel durch Corona: Trübe Zeiten für Edelmarken
  • Digitec-Podcast: Der Umbruch hat erst begonnen
  • Ist die Einheit in Gefahr? Wie Corona das Vereinigte Königreich spaltet
  • Zahlen zum Corona-Virus: Die Pandemie im Überblick
  • Liveblog zum Corona-Virus: Los Angeles verteidigt Beschränkungen gegen Trump-Regierung
  • Niedersachsen: Quarantäne für 50 Menschen nach Corona-Ausbruch in Restaurant
  • Folgen der Corona-Krise: Unternehmer Kühne: Merkel könnte nochmal antreten
  • Rummenigge kontert DFB-Idee: „Das ist kalter Kaffee“
  • Biden entschuldigt sich: „Ich hätte nicht so ein Klugscheißer sein sollen“
  • Folge der Pandemie: Autovermieter Hertz stellt Insolvenzantrag
  • Hertha-Trainer Labbadia warnt: Laute Mahnung trotz Derby-Kantersieg
  • Blogs/Pop-Anthologie: Alles nur ein Fiebertraum
  • Comeback der AS 2020: Diese Flieger wollen ewig leben
  • Unterwegs auf den Feldern: So schlagen sich die deutschen Spargelhelfer
  • Fraktur: Krude wie Tante Trude
  • Digitalisierung verschlafen: Die Dinosaurier-Banken sind zu spät dran
  • Komplizierte Parteiausschlüsse: Im Zweifel für den Querschläger
  • Kampf gegen Corona: Impfstoff? Freut Euch nicht zu früh!
  • „Inside Tumucumaque“: VR-Reisen durch den Amazonas-Regenwald
  • Freibad-Saison in NRW eröffnet: „Die Corona-Kilos müssen wieder runter“
  • Weiße Kreise als Abstandshalter in San Francisco
  • Gefährliche Algenbildung?: Grüne Flecken in der Antarktis
  • Di Maio rührt die Werbetrommel: Die Hassliebe der Italiener zu deutschen Touristen
  • Barbara Borchardt: zu links für das Verfassungsgericht?
  • Corona-Krise: Trump dringt auf Öffnung der Kirchen
  • Setzt sich Meuthen durch? House of AfD
  • Johnson-Berater: Cummings soll Lockdown-Regeln missachtet haben
  • Virtueller CSU-Parteitag: Söder „die Stimme der Vernunft“
  • „Staatliche Gängelei“: Altmeier gegen Recht auf Homeoffice
  • Streit ums Geld: Konjunkturpaket soll kommen – aber wie?
  • FAZ Exklusiv: Die Rentenreserve schmilzt wegen Corona
  • Unternehmen nach 2. Weltkrieg: Neustart auf dem Trümmerfeld
  • Online-Kommunikation: Whatsapp hängt alle ab
  • Hate-Speech auf Twitter: Die Verrohung nimmt kein Ende
  • Folgen der Corona-Krise: Facebook rechnet künftig mit 50 Prozent Homeoffice
  • Vermögenspreise(?): Ein Inflationsschub ist unwahrscheinlich
  • Bitkom-Umfrage: Bargeld nicht mehr gefragt
  • Nachfrage kollabiert: Indiens Notenbank wagt keine Wirtschaftsprognose
  • Spezialkredite der Notenbank: Japanischer Schulterschluss gegen Corona-Krise
  • Max-Klinger-Ausstellung: Lust und List des Monumentalen
  • Frankfurter Bühnen: Ein Donnerschlag gegen das Stadtparlament
  • Streamingdienste im Vormarsch: Wer soll das alles bezahlen?
  • Britische Unis schlagen Alarm: Lebenslang online
  • FAZ Podcast für Deutschland: „Weit weg von Leistungssport“ – Läuferstar Pamela Dutkiewicz über Quarantäne-Training
  • FAZ Einspruch Podcast: Die Grenzen der BND-Massenüberwachung
  • FAZ Podcast für Deutschland: „Dann kauf Dir doch ne Insel“ – Immobilienpreise in Corona-Zeiten
  • Sozial engagierte Studenten: Creditpoints für die gute Tat
  • Kleines Arbeitszimmer: Die Homeoffice-Nöte des SAP-Chefs
  • Europäischer Gerichtshof: Ein Integrationsmoter unter Legitimationsdruck
  • Engagement neben dem Beruf: Eine Frage der Ehre
  • Comic: Alarmstufe Grün ist viel verstörender als Rot
  • FAZit – Das Wirtschaftsblog: So klappt es mit dem Bestseller
  • Fußballstar Khedira schwärmt: „Er war der beeindruckendste Trainer“
  • Christopher Froome kämpft: Ein Radstar in der „Quälhölle“
  • Jockey Andrasch Starke: Der mit der Kraft in den Händen
  • Der Barfuss-Drummer: City-Schlagzeuger Klaus Selmke gestorben
  • Pakistan: 97 Tote bei Flugzeugabsturz in Karachi
  • Haftbefehl wegen Mordes: Erzieherin soll Kita-Kind getötet haben
  • Homeschooling: Mathestunde am Laptop
  • Mode während Corona: Mit Mundschutz von Gucci
  • Mode-Ikone Michelle Elie: „Ich passe in keine Kategorien“
  • Schauspielerin Janelle Monáe: „Ich würde auch gerne Fehler machen dürfen“
  • Smalltalk – Neues von den Promis: Rooney Mara erwartet erstes Kind
  • Initiative gegen Extremismus: „Fausthiebe nehme ich sportlich“
  • Frankfurt: Hauptstadt der Verschwörung
  • Autobahn 7 komplett gesperrt: Lastwagen verliert nach Notbremse Ladung mit Tierabfällen
  • Städtische Bühnen: Am Wolkenfoyer soll es nicht scheitern
  • Ladestationen zu vermieten: Energie auf Rädern
  • Fünf am Freitag: Heiße Eisen, harte Fasern und coole Klänge
  • BMW Active Hybrid E-Bike: Nur kein Neid bei großen Namen
  • Elektroautos auf der Fähre: Stromschlag auf See?
  • Arzneien in der Corona-Krise: Wirkt dieses Medikament jetzt noch?
  • Verbreitung durch Aerosole: Etwas Virus liegt in der Luft
  • Verfettetes Organ: Wenn die Leber am Limit ist
  • Rüdesheimer Drosselgasse: Das jähe Ende von Wein, Weib und Gesang
  • Wie erklär ich’s meinem Kind? Was eine Sucht ist
  • Einmalzahlung pro Kind: Kommt der Corona-Familienbonus?
  • Corona-Krise: Männer, Frauen, Traditionen
  • Spaniens Kunstmarkt: Nur eine Million Euro
  • ZADIK: Kunstmarkt und Lehre
  • Rundgang durch die Galerien: Exodus aus Berlin?
  • Trendobjekt Gartenhaus: Welche Hütte passt zu mir?
  • Studie des Immobilienverbands: Mieten und Hauspreise steigen trotz Corona weiter
  • Schotterwüste im Vorgarten: „Das sind die gartengewordenen SUVs“
  • Arles in der Provence: Wie viel Paris darf es sein?
  • Popakademie Mannheim: City of Music
  • Deutschland spricht: Angst, Unruhe, Wut – und Demut
  • Blick von oben auf die Welt: So schön, so bunt, so nah!

 

Eine Verschwörungstheorie der anderen Art.

Auszüge aus Artikeln der letzten zwei Wochen in der FAZ, die aufrütteln.

Wollte man nun zynisch sein und eine weitere gewagte Verschwörungstheorie in die Welt setzen, könnte man von einem avancierten Versuch sprechen, in diversen Regionen und Staaten jenseits des Ozeans sich der jeweiligen Unterschichten und Minderheiten – leider allzu häufig noch dazu deckungsgleich – auf elegante Weise zu entledigen … Darwin in seiner pseudo-sozialen Ausprägung scheint wieder en vogue. Die virale Auslöschung durch den Kolonialismus wiederholt sich. Willkommen zurück im neunzehnten / zwanzigsten Jahrhundert. Willkommen im Lande der von Regierungsseite exekutierten white supremacy Denn solange eine Gesellschaft eine endemische Durchsetzung insbesondere des Justiz- und Polizeiapparates mit strukturellem Rassismus duldet, wird es leider noch zahlreiche weitere unschuldige George Floyds geben.

Mord an Schwarzem in Georgia : „Immer nur einen Schritt vom Terror entfernt“

  • Von Frauke Steffens, New York
  • -Aktualisiert am 10.05.2020-19:43

Der Mord an dem jungen Jogger Ahmaud Arbery entsetzt viele Menschen in Amerika. Wieder haben Weiße einen unbewaffneten Schwarzen erschossen, der einfach nur laufen wollte.

(…)

„Im Horrorfilm sterben wir auch zuerst“

Arberys Tod ist für viele Menschen Ausdruck des selben strukturellen Rassismus wie er sich auch in der Coronavirus-Krise äußert, weil besonders viele Schwarze an den Folgen einer Infektion sterben. Einer Analyse der Nachrichtenagentur Associated Press zufolge waren bis Mitte April 42 Prozent der an den Folgen des Coronavirus gestorbenen Amerikaner schwarz – ihr Bevölkerungsanteil liegt bei 13 Prozent. Von der schlechten Gesundheitsversorgung im ländlichen Mississippi bis zur Verteilung umweltbedingter Asthmafälle in New York, von den Pflegerinnen in Altenheimen über die Insassen der Gefängnisse bis zu den Arbeitern in den Fleischfabriken – Menschen mit mehr als einem Risikofaktor für einen schweren Coronavirus-Verlauf sind sehr häufig nicht weiß.

„Black Lives Matter“ und viele schwarze Bewegungen davor gründeten den Kampf gegen Rassismus auch auf die Beobachtung, dass schwarze Körper noch weit mehr als die der weißen Arbeiter „disposable“ seien – verzichtbar, austauschbar, „wegwerfbar“. Damit gingen sie über die oft von Weißen entwickelte linke Theorie hinaus und fügten ihr Dimensionen hinzu. Die sehen viele nun bestätigt, weil die Industrie und die Regierung auf die Öffnung von Fleischfabriken und ganzen Bundesstaaten drängen, in denen Schwarze besonders oft vom Coronavirus betroffen sind.

(…)

Die aggressiven Proteste der Rechten gegen die Coronavirus-Schutzmaßnahmen und die schnelle Wiederöffnung republikanischer Bundesstaaten sehen manche Kommentatoren als Reaktion von Weißen auf die Tatsache an, dass das Coronavirus überproportional Minderheiten trifft. In Mississippi etwa, wo im April um die 70 Prozent der Verstorbenen schwarz waren, treibt die Regierung die Öffnung trotz leicht steigender Infektionszahlen voran. Die an der Rutgers Universität in New Jersey lehrende Kulturkritikerin Brittney Cooper nannte die schnelle Wiederöffnung der Wirtschaft auf Twitter gar eine „nekropolitische Kalkulation“, eine Inkaufnahme des Todes von mehr Schwarzen als Weißen.

(…)

Indigene Völker : „Wir sind in Gefahr“

  • Von Tjerk Brühwiller
  • -Aktualisiert am 11.05.2020-10:57

Die Ankunft des Coronavirus in Amazonien bedroht die Urvölker. Ihr Immunsystem ist besonders anfällig. Quarantäne- oder verstärkte Hygienemaßnahmen sind dort kaum umzusetzen.

(…)

 

Immer mehr Corona-Tote : Brasiliens Jagd nach einem traurigen Rekord

  • Von Tjerk Brühwiller, São Paulo
  • -Aktualisiert am 21.05.2020-16:24

Das Coronavirus wurde von Brasilianern der oberen Einkommensschicht aus Europa ins Land getragen – und verbreitet sich nun rasant in den ärmeren Bevölkerungsschichten.

(…)

 

Master of Disaster oder (fast) überall bloß Verlierer …

Ooops, he did it again!

Solch unfreiwillige Ehrlichkeit muß man im Grunde bewundern. Christian Lindner ist sein persönlicher Einsatz vor Ort in Erfurt zwar zugutezuhalten, welcher mit zwei Tagen Verzögerung nun zum Rückzug seines Parteigenossen Thomas Kemmerich als thüringischer Ministerpräsident von AfDs Gnaden führte. Hernach rief er sogleich den Parteivorstand ein, um sich dessen Rückhalts zu versichern. Jener sprach ihm gestern dann überraschend deutlich das Vertrauen aus. (Auch nur ein Beleg dafür, daß es sich bei der FDP um eine One-Man-Show handelt). Lindners Presseerklärung offenbarte dann freilich aufs Neue, welch naiv-dreistes Spitzenpersonal die FDP ziert. „Wir haben uns in der AfD geirrt“(!), zitierte die FAZ nicht ohne Häme im Titel. Allen Ernstes, Herr Lindner?! Sie wollen dem poliischen Publikum tatsächlich weismachen, daß Sie nicht die Möglichkeit einer Unterstützung einer liberalen Kandidatur durch die völkisch angehauchte Höcke-AfD durchspielten? Falls aber doch, darin dann dennoch kein größeres Problem sahen, und die Wahl sogar annehmen ließen? Selbst wenn es sich um eine nachträgliche Behauptung  der Deutsch-Alternativen handelte, ihr Abstimmungsverhalten für einen etwaigen dritten Wahlgang mit einem dann möglichen bürgerlichen Kandidaten sei hinlänglich bekannt gewesen, so zeugt das liberale Agieren neuerlich von politischer Unbedarftheit. Oder eben Dreistigkeit. Mit der stets sich selbst attestierten politischen Vernunft scheint es jedenfalls nicht allzu weit her zu sein. Wo ist der weiße Ritter, der es diesem Knaben endlich beibringt, daß er seinem Job offenbar nicht recht gewachsen ist? Eine erste Maßnahme: weniger Talkshow-Tingeltangel und dafür einmal konzentriert die Hausaufgaben machen. Einer aktuellen Umfrage des Forsa-Instituts zufolge halbiert sich der Zuspruch für die FDP bei der Sonntagsfrage jedenfalls um die Hälfte auf nun noch Fünf Prozent …

Auch bei dem anderen Partner in Crime offenbarte die Causa Ministerpräsidentenwahl nicht gerade Weitblick oder Durchsetzungskraft. Erst schränkte die Berliner Parteiführung um AKK durch ihre unglückselige Äqui-Distanz zwischen Linken und AfD die Handlungsoptionen ihres thüringischen Landesverbands nach der Wahl nachhaltig ein. Zumal, wie erinnerlich, selbst eine große „Bonner Koalition“ aus SPD, Grünen und FDP unter Führung der CDU keine Mehrheit mehr auf sich vereinen konnte. Dann hielt sich jener kleine Landesverband nicht an die vorgegebene Marschrichtung einer fortgesetzten Enthaltung im dritten Wahlgang. Und nachdem Annegret Kramp-Karrenbauer sich ebenfalls persönlich gen Erfurt aufgemacht hatte, um seitens der CDU den Weg für Neuwahlen freizumachen, da verweigern sich die dortigen schwarzen Abgeordneten in Sorge wohl um ihre parlamentarischen Pfründe diesem von ihnen quasi als „Diktat“ gebrandmarkten Ansinnen der Parteiführung im Bund. Und nehmen also die Bundespartei und ihre Führung, welche das Wohl der Gesamtpartei im Blick hat, in Haftung für ihr persönliches „Fehlverhalten“. Obwohl angeblich jedes einzelne Fraktionsmitglied die Frage ihres eigenen Vorsitzenden am Tag vor der unsäglichen Ministerpräsidentenwahl, ob sie denn bereit seien, individuell die Konsequenzen zu übernehmen für eine etwaige Mitwahl Thomas Kemmerichs, bejahte … Daß nun wiederum die Bundesregierung bzw. der Koalitionsausschuß mit dem Gewicht der Bundeskanzlerin und auf Druck der Morgenluft witternden SPD sich genötigt fühlte einzugreifen, läßt für die nominelle CDU-Vorsitzende nun jedenfalls auch nicht unbedingt eine rosige Zukunft erwarten. (Auch wenn es natürlich bedenklich ist, eine an sich regelkonform zustande gekommene Wahl unbedingt meint revidieren zu müssen. Die Protagonisten vor Ort sind freilich auch „verbrannt“, weshalb eine Neuwahl des gesamten Landtags neuerliche demokratische Legitimation verschaffen könnte.)

Unmittelbare Folge ganz allgemein sollte nun u. a. sein, den Umgang mit der AfD einerseits und ihren Wälern andererseits nochmals kritisch zu überprüfen und dann auch öffentlich zu kommunizieren. Denn daß sich bis zu einem Viertel der Wählerschaft auf Dauer nicht ignorieren lassen, liegt auf der Hand. Aber man muß sich für derlei Feldversuche ja nicht unbedingt den radikalsten Landesverband aussuchen.

Pleiten, Pech und Pannen also? Oder sind nicht vielmehr alle hier aufgeführten Beteiligten sehenden Auges, aber irgendwie doch ohne Sinn und Verstand gesprungen? Wie dem auch sei, der Schaden ist da, und es ist unser aller Schaden: die politische Kultur, ohnehin lange schon unter Druck, hat neuerlich beträchtlich Schaden genommen. Oder, wie es der Kommentator meiner Hauspostille treffend ausdrückt: „Die bürgerlichen Parteien haben in Erfurt verspielt, was im politischen Geschäft eine der wichtigsten Währungen ist: ihre Glaubwürdigkeit.“ Denk ich an Deutschland in der Nacht …

PS, 22.02.2020: Der vorläufige Schlußpunkt des bürgerliichen Trauerspiels? Warum nicht gleich so oder so ähnlich!!!

Wenn eine naive Justiz das Geschäft von Rechtsextremen betreibt …

Heute in der Allgemeinen Zeitung für Deutschland zu lesen:

„Wahlplakate der NPD mit dem Aufdruck „Migration tötet“, die die rechtsextreme Partei während des Europawahlkampfes verwendet hatte, erfüllen nicht den Tatbestand der Volksverhetzung. Das geht aus einem Urteil des Verwaltungsgerichts Gießen (Az.: 4 K 2279/19.GI) hervor, das bereits Anfang August erging und über welches das Redaktionsnetzwerk Deutschland und das Rechtsmagazin „Legal Tribut Online“ am Samstag berichteten.

„Nach vorstehenden Ausführungen ist der Wortlaut des inkriminierten Wahlplakats ‚Migration tötet‘ nicht als volksverhetzend zu qualifizieren, sondern als die Realität teilweise darstellend zu bewerten“, heißt es in dem Beschluss. Zur Begründung führt der verantwortliche Richter den Verlauf von Wanderungsbewegungen aus der Zeit von 3000 vor Christi Geburt bis in die Gegenwart ins Feld. Zudem verweist er auf Zahlen, die für Deutschland belegen sollen, dass es durch Zuwanderer zu mehr Sexual- und Tötungsdelikten gekommen sei.

Einen besonderen Einfluss weist er den Folgen der Flüchtlingskrise von 2014 an zu. Sie habe die Gesellschaft verändert, zum Tode von Menschen geführt und könne langfristig das Ende der freiheitlich demokratischen Grundordnung in Deutschland nach sich ziehen.

Der NPD dürfe es daher nicht verwehrt werden, „mit den Plakaten auf möglicherweise in Deutschland herrschende Missstände hinzuweisen und für ihre Ziele zu werben“, sagte der Richter, der damit zugleich auf den Auslöser der Klage zurückkam. Vor der Europawahl waren in der hessischen Gemeinde Ranstadt (Wetteraukreis) im Mai dieses Jahres Plakate der rechtsextremen Partei entfernt worden. Bürgermeisterin Cäcillia Reichert (SPD) rechtfertigte die Aktion seinerzeit mit dem Hinweis darauf, dass die Plakate Angst vor Ausländern schüre. Zudem werde die Menschenwürde von Zuwanderern in Deutschland verletzt, indem sie als potentielle Mörder stigmatisiert würden.“

Formallogisch betrachtet, mag das teils in der Tat zutreffen. Aber diesem Slogan ist ganz offensichtlich eine gewissse Doppeldeutigkeit in der Aussage eigen. Und dieser Subtext trägt eine menschenverachtende rechtsextreme Botschaft in die Gesellschaft hinein. Wie kann man also derart naiv argumentieren und damit das Geschäft von Rechtsextremen, die sich darob wohl genüßlich ins Fäustchen lachen und sich artig bedanken, betreiben, als ob es keine Normen hinter dem Recht gebe? Und wieso existiert denn überhaupt ein Paragraph gegen Volksverhetzung, wenn die Hürden hierfür derart hoch sind?

Des Rätsels Lösung: Der betreffende Richter am Verwaltungsgericht Gießen ist diesbezüglich offenbar kein Unbekannter und also leider keineswegs naiv zu nennen (PS, 02.12.2019).

PPS, 05.12.2019, nicht nur der Vollständigkeit halber: Der betreffende Richter teilt sich der dpa mit und plädiert auf Fehlinterpretation. Dabei bemerkt er aber bemerkenswert selbstkritisch:

„Als Richter muss man sich aber auch Kritik gefallen lassen und auch als Anlass nehmen, eigene Verhaltensweisen zu bedenken und gegebenenfalls künftig anders und unmissverständlicher zu formulieren.“

Echt jetzt? Oder Witzichkeit kennt keine Grenzen …

Durch die Effdepe sind wir diesbezüglich ja schon lange verwöhnt. Doch nun reiht sich auch der BDI ein und macht sich um unsere Lachmuskeln verdient. Denn die Herren Industriellen und ihre parlamentarischen Leichtmatrosen bekräftigen, passend zur Eröffnung der Fasenacht, ihre kinderträumerischen Weltraumvisionen.

„FDP und BDI fordern mehr Geld : Der Weltraumbahnhof ist kein Witz“

Er wolle zwar keine Raketen aus der Friedrichsstraße steigen lassen, ein deutscher Weltraumbahnhof sei dennoch sinnvoll, findet Industrie-Präsident Kempf. Die FDP pflichtet ihm bei – und will die Weltraumwirtschaft „entfesseln“

Selten so gelacht, zumal die sonst so staatsfernen liberalen Marktverfechter plötzlich nach staatlichen Subventionen rufen! Vielleicht sollten die Liberalen und die Industrie-Bündischen zuallerst einmal die deutsche Planungs- und (Tief-)Bau-Kompetenz „entfesseln“, um Bauprojekte konventioneller Verkehrs- bzw. Transportmittel, bspw. gewisse Bahnhöfe und Flughäfen, in vertretbarer Zeit zu kalkulierbaren Preisen schlüsselfertig fertigzustellen. Und ob das Schicksal der deutschen Wirtschaft ausgerechnet im Orbit zu suchen und finden ist – mal ganz abgesehen von viel naheliegenderen Baustellen in diesem unserem Staate -, hält der Schreiber dieser Zeilen doch für etwas zu phantastisch. Denn sonst heißt es demnächst, Deutschlands Sicherheit wird nicht mehr, wie einst, am Hindukusch verteidigt. Sondern in den Weiten des Raumes. Und schließlich hat die finale Forderung des Weltraum-Sprechers nach einer deutschen Astronautin keineswegs mit der liberalen Sorge um Gleichberechtigung und Geschlechtergerechtigkeit zu tun. Nein, sondern dahinter steckt die Absicht, dem galanten „Astro-Alex“ Gerst eine adrette Astro-Amazone zur Seite zu stellen, welche dann als apartes Weltraum-Pärchen publikumswirksam zu Propagandazwecken herumgebeamt werden können.  „Beam us up, Scotty!“

 

Justitia mit Blindheit geschlagen?

Schlagzeilen, in eigentümlicher Koinzidenz, aus meiner allgemeinen Hauspostille an einem x-beliebigen Donnerstag:

Physiker erweisen ihre gesellschaftspolitische Relevanz, indem sie Dynamiken des Hasses innerhalb rechtsextremer Neztwerke untersuchen und auch Gegenmaßnahmen entwerfen.

Rechtsextreme Netzwerke : Wie stoppt man den Hass?

Rechtsextreme Netzwerke stiften im Internet immer wieder zu blutigen Taten an. In einer neuen Studie untersuchen Physiker die Dynamiken des Hasses – und entwickeln vier Strategien dagegen.

Davon unabhängig gedenkt die Hessissche Landesregierung, ein Melderegister über Hass-Kommentare im Netz zu installieren; vielleicht, um die mutmaßlich sehr hohe Dunkelziffer solcherlei Äußerungen einmal publik zu machen.

Hass-Kommentare : Hessen geht gegen Hetze im Netz vor

Um Hass-Kommentare im Internet zu bekämpfen, will die hessische Landesregierung ein Meldesystem aufbauen. „Auch im Netz ist die Würde des Menschen zu wahren“, betont Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU).

An sich aller Ehren wert, doch dürften dem ganz praktische Hürden im Wege stehen: Denn wer soll all die verborgenen Verbalentgleisungen eigentlich aufspüren und was geschieht hernach damit? Ganz abgesehen von einer allgemeingültigen und stichhaltigen Definition, was einen Hasskommentar eigentlich ausmacht.  Und damit sind wir bei der eigentlichen Frage angelangt. Denn das Landgericht trat am selben Tag mit einem aufsehenerregenden Urteil hervor:

Hass-Posts gegen Renate Künast : Erlaubt ist alles

„Stück Scheiße“, „Schlampe“, „Drecksau“ – solche und noch krassere Kommentare prasselten auf Renate Künast ein. Das Landgericht Berlin sieht darin keine persönliche Schmähung, sondern nur zulässige Sachkritik.

Zunächst ist ganz generell festzuhalten, daß eine unabhängige Justiz ein hohes Gut darstellt und unter allen Umständen zu verteidigen ist. Zudem sind alle vor dem Gesetz gleich und niemand kann ein Urteil so mir nix, dir nix bestellen. Denn wir Deutsche haben leidvolle Erfahrungn gemacht mit vorauseilendem Gehorsam in der Rechtsprechung. Und positiv hervorzuheben ist bspw. auch die Tendenz in der aktuellen Rechtsprechung, Raser, welche bei illegalen Autorennen den Tod unbeteiligter Dritter verschulden, neuerdings des Mordes anzuklagen. Hierbei ergingen bekanntlich auch die ersten Verurteilungen.

Außer Frage steht jedenfalls die außerordentliche Rolle der Rechtsprechung für ein gedeihliches MIteinander aller Bürger untereinander. Da nimmt es freilich umso mehr wunder, wie das besagte Landgericht zu Berlin gerade jenes Verhalten höchstrichterlich sanktioniert, welches die beiden zuvor genannten Akteure wirksam einzuhegen versuchen. Unsere politische Kultur ist seit dem Auftreten der blauen Deutsch-Alternativen und Ihrer Brüder und Schwestern im Geiste nachhaltig vergiftet. Und das Erschreckende daran ist weniger das, was tatsächlich angesprochen, sondern vielmehr, wie es ausgeprochen wird. Und wie rücksichtlos dabei mit dem politischen „Gegner“ umgegangen wird. Als ob es sich um einen Kampf auf Biegen und Brechen handele, welcher nur mit der völligen Niederlage des Kontrahenten enden könne. Carl Schmitt und Konsorten lassen grüßen. Aller Orten werden mittlerweile engagierte Kommunalpolitiker bedrocht und auch tätlich angegriffen. Im Juni diesen Jahres wurde gar der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübke ermordet. Bisweilen scheint es, als ob hier systematisch ein Klima der Angst erzeugt werden solle. Derlei physischen Gewaltakten voraus geht dabei häufig ein verbales Trommelfeuer, das die Grenzen des bislang Sagbaren nach und nach, noch unmerklich zunächst, sprengt und den Diskurs nachhaltig verroht. Beinahe fühlt man sich an Weimar erinnert, an (rechte) Klassenjustiz gegen Demokraten und Linke. Und an die bekanntesten Opfer solcher medialer Hetze, Matthias Erzberger und Friedrich Ebert. Der eine bezahlte diesen Kampf gegen Beleidigung und Verleumdung direkt mit seinem Leben, der andere mit seiner Gesundheit.

Nun ist Berlin (noch?) nicht Weimar. Gleichwohl kann es einem  ineressierten Zeitgenossen bisweilen angst und bang werden ob solcher Entscheide. Art. 1 GG in seinen Absätzen besagt bekanntlich:

(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.

(3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.

Die Grenze dessen, was durch freie Meinungsäußerung gedeckt ist, sollte also durch die Würde eines jeden Menschen, egal welchen Geschlechts, welcher Hautfarbe, welcher Herkunft, welcher Religion, welcher Überzeugung etc., eindeutig markiert sein. Doch diese wird hier bei weitem überspannt. Denn das Urteil jenes Landgerichts gegen Renate Künast stellt nichts anderes als einen Freibrief dar, überhaupt alles über alle und alles sagen zu dürfen. Denn beim besten Willen läßt sich wohl nicht bloß meines Erachtens nach in Äußerungen wie den obig zitierten keine zulässige Sachkritik mehr erkennen. Ganz im Gegenteil, bedeutet solch ein ignorantes Zu-Kreuze-Kriechen vor einer verabsolutierten Meinungsfreiheit letzten Endes nichts anderes als sehenden Auges die bürgerliche Ordnung aufzugeben.

Eine Pointe indes noch zum Schluß: Bekanntlich handelt es sich bei unserer Bundesrepublik ja um einen demokratischen Rechtsstaat, was, wie bereits erwähnt, auch besagt, daß vor dem Gesetz alle gleich sind. Wer oder was sollte künftig also einen Angeklagten, einen Verurteilten, einen Prozeßbeteiligten, einen Prozeßbeobachter, einen Kommentator oder schlichtweg Otto Normalverbraucher und Lieschen Müller daran hindern, den zuständigen Richter als Person der Öffentlichkeit in zulässiger Sachkritik an seiner Verhandlungsführung oder seinem Urteil bspw. als „Hurensohn“ oder „olle Toppsau“ zu bezeichnen und zu bedrohen?

PS, 09.10.2019: Die Blindheit ist wohl weiter verbreitet als man denken sollte angesichts zahlreicher Parlamentarierinnen des Bundestags, welche laut einer Umfrage durch die ARD Opfer von „Hate Speech“ geworden sind. Hat Deutschland etwa ein Problem mit einer indifferenten oder misogynen Rechtsprechung, ist die Justiz in Berlin eventuell gar unterwandert von rechten Richtern?

PPS, 28.04.2020:

Der vorerst letzte Akt dieses Dramas: Künast gewinnt gegen rechten Blogger

Downsizing à la chat

Alternative Wohnformen sind momentan, angesichts teils massiver Wohnungsnot und explodierender Mietpreise, in aller Munde, wie zuletzt wieder eine Folge des ZDF-Formats 37 ° und ein Artikel in der FAZ zeigten. Man muß dabei nicht gerade in einer Nobelherberge residieren wie bspw. Udo Lindenberg im Hotel Atlantic zu Hamburg. Nein, Camper, Hausboot oder eben ein tiny house tun es auch. Andere, Schnecken etwa, haben uns überkultivierten Zweibeinern da doch einiges voraus in Sachen räumlicher Bescheidung. Ein weiteres aktuelles Beispiel kreativer baulicher Einfachheit sei hiermit zur Nachahmung empfohlen, das Halbhaus – oder Downsizing à la chat:

 

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„My Box is my Castle – just Living in a Box!“ (L. B.)

 

(Photographie: LuxOr, wo nicht anders angegeben)