Wie meine beiden Damen gerade vorhin zusammen den Online-Gottesdienst mitfeierten, kam mir ein gefühligs Liedl in den Sinn. Wohl auch unter Einfluß des heutigen Feiertags. Ja, meine Lieben, wer im Süden der Republik zuhause sein darf, der hat heute die dreikönigliche Feiertagsruhe weg. Wie dem auch sei, ich sang dies sakrale Stück vor Jahr und Tag mit meinem sonoren Baß selbst inbrünstig im damaligen Chörle mit. Und dachte nun noch bei mir, hej LuxOr, das wär doch jetzt ein passender Titel als Feiertagsgrüßle für den Blog. Flugs in meine Kemenate hochgestiegen, den Laptop aufgeklappt, die Du-Tube geöffnet und dorten die ersten Worte des Titels eingegeben. Doch o Schreck, wie fiel ich da aus allen schneeträchtigen Wolken! Ich hatte mich in einem winzigen, doch heuer entscheidenden Detail getäuscht: denn das Liedl lautet mitneffen auf den tagesaktuellen Namen „Ich seh‘ empor zu den Sternen“! Nein, sondern „den Bergen“ sollte eigentlich die ungeteilte Aufmerksamkeit meines Blickes gelten … Mon Dieu, quel malheur! Mit so viel alpiner Naturfreude im Kirchengesang kann aber auch wirklich niemand rechnen! Dennoch bleibt es ein stimmungsvolles, tröstlicches Lied. Zumal es auch eine von mir noch immer hoch verehrte blonde junge Dame zu ihrem Lieblingslied erkoren hatte … Daher mag ich es der werten Followerschaft nun auch nicht länger vorenthalten, here it is:
Heuer hab ich extra meine externe Festplatte mit auf den verlängerten Heimaturlaub genommen. Hatte mir nämlich vorgenommen, meine diversen musikalischen Schätze (und mein musikalisches Gedächtnis und Youtube) nach playlist-würdigen Preziosen zu durchforsten. Ein Mix-Tape extra-ordinaire für die sehnsüchtig unbeschwerte Zeit, die im Volkmund Zwischen den Jahren genannt wird.
Diesmal dauerte es ungleich länger, die Titel auszuwählen, zumindest gefühlt, da ich nicht an einem Stück an meinem Soundtrack des Dazwischen werkelte, sondern über mehrere Tage hinweg immer mal wieder. Dafür ging die schlußendliche Sortierung schneller von der Hand als ehedem.
Es finden sich jedenfalls die ein oder anderen wohlbekannten Stücke bzw. Genres darunter. Weshalb mein Musikgeschmack damit langsam hinlänglich bekannt sein dürfte. Vielleicht mundet ja nun der ein oder dem anderen geneigten FollowerIn der hier angerichtete Ohrenschmaus. Auf daß Ihr besagte freischwebende, locker luftige, unwirkliche Zeit auch zurückgelehnt genießen möget. Gehabt Euch also wohl, haltet Euch wacker und bleibt hübsch wach und widerständig – und habet Dank so lieb für stete Anregung und Unterhaltung. Auf ein Neues dann wieder in 2021, Euer El (der sich nun nach getaner Arbeit mit dem BOOT auf raue See begeben tut … ;-))!
Ola Gjeilo, Phoenix Chorale, Charles Bruffy – Northern Lights (Choral Works by O. G.)
(Chandos, CHSA 5100, UK 2012)
Das scheint schon wieder so weit weg zu sein. Dieses ergreifende Chorstück sangen wir auch mit Herzblut, beinahe auswendig, ein wahrer Klassiker. Auch wenn uns Herren der Schöpfung dieselben zwei, drei Stellen immer wieder aufs Neue herausforderten. Wir, wir waren ein kleiner, feiner studentischer Kirchenchor – ja, so etwas gibt es auch -, freilich schon lange nicht mehr so gut besetzt wie auf Aufnahmen, die man auf YouTube so findet (Klar, es existieren klanglich deutlich bessere Mitschnitte als dieser hier, aber gleichzeitig war mir eben auch eine visuell betont nüchterne Aufnahme wichtig). Die Konkurrenz ist halt groß. Aber das störte uns nicht weiter, denn auch in relativ bescheidener, aber fester und treuer Besetzung erschienen wir jeden Montagabend freudig motiviert und stimmlich gut geölt zu den Proben. Und reichte unsere Sangeskraft doch so weit hin, daß wir jede Saison zwei, drei Gottesdienste mit Wohlklang begleiten konnten.
Besondere Bedeutung kam dabei, wie könnte es auch anders sein, dem tragenden Fundament zu, sprich: den sonoren Männern. Und das um so mehr, als allein mein Kollege und ich uns in den Tenor resp. Baß teilten. Alti und Soprani konnten sich wohl auf mehrere sichere Einzelstimmen stützen, doch machten wir beide das durch unser markantes Organ mehr als wett. Diese unsere Alleinstellung war, was mich betrifft, freilich auch durchaus mit etwas Lampenfieber verbunden. Denn ich singe eigentlich ausschließlich nach Gehör, kaum vom Blatt, kann mich erst nach mehrmaliger exklusiver Wiederholung halbwegs eingrooven, habe darum an sich auch ganz gern eine sichere Stimme neben mir, an die ich mich dann umso lautstärker anhänge.
Doch gingen die Auftritte, unter heimlichem Üben auf der heimischen Couch versteht sich, zumeist ohne Fehl und Tadel und harmonisch ansprechend über die Bühne, äh von der Empore herab. Das lag nicht zuletzt auch an unserer Chorleiterin, die uns gewissenhaft und kompetent und offen für unsere Wünsche, dabei stets mit einem wachen Blick für das realistisch Machbare, vor allem aber mit ihrer natürlichen Fröhlichkeit und Zugewandtheit, die uns alle ansteckte, anleitete und begleitete (An dieser Stelle nochmals vielen Dank für die tolle Zeit mit Dir, liebe El!).
Und nach der Probe war auch noch lange nicht Schluß. Denn meist war damit dann erst der Barabend eröffnet, wo wir in lockerer Runde, aber mit einem festen Kern, teils noch deutlich über eine Stunde beisammenstanden und über Gott und die Welt plauderten. Das Montagabend-Bierchen war so mit der Zeit zu einem liebgewonnenen Ritual geworden, die Woche unbeschwert-gesellig zu beginnen, und dessen sichere Wiederholung sieben Tage später man beinah sehnsüchtig schon erwartete.
Und auf einmal soll es das gewesen sein. Gut, auch den letzten (und einzigen) Auftritt Mitte Julei durften wir bloß zu sechst bestreiten. Aber das Nachdenken, wie sich Proben und Auftreten im neuen Semester dann hätten verantwortlich gestalten lassen, hat sich mittlerweile wohl ohnehin erledigt. Zumal, was mindestens genauso schwer wiegt, der Posten der Chorleitung vakant ist. Denn unsere bisherige Leiterin hatte aufgrund zu erwartender beruflicher Mehrbelastung das Amt verständlicherweise frühzeitig zur Verfügung gestellt. Eine potentielle Nachfolgerin sprang dann allerdings aus irgendwelchen Gründen doch wieder ab. Vielleicht waren wir ihr zu sehr ein Wald- und Wiesen-Chor. Egal. Wir werden gerade wohl auch nicht die Einzigen sein, deren Sangeslust jäh unterbrochen wurde. Aber irgendwie traurig ist es schon. Wenn ich ehrlich bin, hat sich für mich persönlich durch die coronalen Beschränkungen bis dato eigentlich gar nicht so viel verändert. Das gemeinsame Singen und anschließende Beisammensein vermisse ich allerdings sehr (und daß Err mir bei der Gelegenheit gerne ein süffiges Weizen mit formvollendeter Schaumkrone credenzte, seufz. Und ganz zu schweigen vom ergriffenen Lauschen, wenn unsere holden Damen mal wieder engelsgleich ein Solostück darbieten durften und die Herren Tieftöner derweil rhythmisch klatschend zur dezenten Begleitung anhoben, schnüff!!). Und heuer ist es zum ersten Mal seit Jahren gar der Fall, daß ich zu Allerheiligen und dem gemeinsamen Grabbesuch mit der Familie nicht nach Hause gefahren bin (Auch wenn dieser aus ganz anderen Gründen so vermutlich überhaupt nicht stattgefunden hätte).
Ein wacher und verantworlicher Geist kann sich folglich den Dingen, die draußen in der Welt um ihn herum geschehen, nicht wirklich verschließen. Versuchen wir also das Beste aus der nicht eben unerwartet wieder eingetretenen Situation der Beschränkung zu machen, und in unseren verkleinerten Gemeinschaften – oder auch bloß in uns selbst -, caritas und amor zu geben und zu empfangen. Und wenn wir uns bloß durch Musik berühren lassen.
Heute Vormittag (und jetzt wieder) begeistert den 24-Stunden-Unlimited-Marathon auf FM4 verfolgt. Und dann verzückt gelauscht, als in einem Set auch der folgende Remix (Masters At Work) eines Jamiroquai-Klassikers auftauchte; musikalisch in mein spätes Teenager-Dasein zurückgebeamt, schwelgerische Sentimentalitäten. Weshalb ich prompt auch die Wohnung etwas später als beabsichtigt verlassen konnte …
Wohin man auch blickt, der Titel hat jedenfalls auch nach bald zwei Jahrzehnten (leider!) nichts von seiner Aktualität verloren, allüberall brennt es – auch wenn die Voraussetzungen damals teils noch andere waren, wurde das Ende der Geschichte einst doch zu früh ausgerufen -, und bedarf also keiner näheren Erläuterung.
Emergency, Mayday, SOS!
Emergency On Planet Earth (London Rican Mix)
Jamiroquai – Emergency On Planet Earth (Masters At Work Remixes)
Oh, mag der ein oder die andere vielleicht mit Grausen schon denken, nicht schon wieder ein Ranking oder ein persönliches Best-Of zum Plaisir der quarantäne-geplagten geneigten Leser- & Hörerschaft. Doch mitneffen, die Koinzidenz ist rein zufälliger Natur. Und um eine Liste des favorisierten Ohrenschmauses handelt es sich bei unserer Playlist auch nicht unbedingt. Auch wenn sich das ein oder andere LIeblingslied des Schreibers dieser Zeilen tatsächlich hineingeschmuggelt haben könnte.
Nein, vielmehr versuchte ich, der ich den Freundes- & Telephonnummernkreis gleichwohl gerne mit akustischer Entwicklungshilfe versorge und der ich ein begeisterter Wohnzimmer-DJ bin, eine bestimmte Stimmung wiederzugeben. Oer eben hochtrabender: ein gewisses allgemeines Lebensgefühl. Mit diversen Ausreißern in die ein oder andere Richtung, versteht sich. In wie weit mir das Vorhaben nun gelungen ist, muß ein jeder selbst entscheiden. Davon unabhängig, seien nun Eure hübschen Lauscherchen schön gespitzt und auf Empfang eingestellt, auf daß Ihr Euch gepflegt beschallt fühlen möget. Und mir bleibt derweil einzig übrig, hiermit feierlich zu verkünden: „I now declare this bazaar opened!“ (By the way: Wer hat’s erfunden?)
Danksagungen
Mein Dank gilt FM4, der jugendlichen Welle des ORF für erwachsene Elektro- & Alternative-Musik, mein Leib- und Magensender, dabei insbesondere an Kristian Davidek, Gilles Peterson, DJ Functionist, Joyce Muniz und BTO Spider, stete Inspiration. Daneben natürlich meinen persönlichen Kontributoren E.S, Frollein Ce und, last but not least, Fjudscha – det kan bara vara en!
PS: Und rein zufällig kann ich mir hiermit auch gerade selbst gratulieren, wie mir eben aufgefallen ist, markiert doch dieses mein erstes virtuelles VJ-Set zugleich meinen zweihundertsten Eintrag auf LuxOrs. In diesem Sinne also cheerio und chin-chin!
Die Rechte an den jeweiligen Stücken und/oder Videos liegen bei den jeweiligen Künstlern.
Und bitte entschuldigt manche vorgeschaltete Werbig …
Am Schluss sind alle immer blöder
Und hängen meistens am Katheder
Die allerwenigsten werden Leichenträger
Aber jeder wird vom Leichenträger einmal Auftraggeber.
So endet das Leben
In Paris begraben sie den Pariser
In Schrunns-Tschgunns den Schrunns-Tschgunnzen
Alles Blunzen
Alles Blunzen
Alles Bluuuunzen
Is eh wurscht
Wies kommt so kommts
Alles Blunzen
Zu was denn
Wofür denn
Des is mir doch so egal
Is ma wurscht
Des is mir so egal
Da könnte ich gar nicht sagen was ich lieber hab
Des is ma so wurscht
Machts euch nicht ins Hemad
Is eh wurscht wies kummt so kummts
Irgendwann hörts auf.
Aus: Josef Hader – So ist das Leben (Josef Hader: Privat. Geco Tonwaren, 1995)
Original: Mari Boine – Vuoi Vuoi Mu (Idjagieðas / In The Hand Of The Night; EmArcy/Universal Music, Germany, 2006)
Remix: Mari Boine – Vuoi Vuoi Me (Henrik Schwarz Remix) (Universal Music Group, Germany, 2007)
Beim Wiederhören gerade kam mir auf einmal der Gedanke, welch genialer Remix das doch eigentlich ist. Denn es gelingt dem Künstler, seine Interpretation nicht unbedingt als solche erkennen zu lassen, auch wenn einem das Ausgangsmaterial bekannt sein sollte. Das mag wohl auch letzterens spröder Archaik geschuldet sein, die eine Bearbeitung eventuell erleichtert. Einen freilich auch grandios scheitern lassen kann. Aber der Produzent hier vermag ein Stück zu gestalten, welches sich einerseits beinah organisch um das Original herumschmiegt, eine kongeniale Mischung gleichsam aus Ruhe und Bewegung, (vermeintlicher!) Tradition und Moderne, Simplizität und Komplexität. Zugleich kreiert er aber eine Komposition von ganz eigenem Rang, erschafft quasi ein neues Original. Und diese spannende Synthese ist die eigentliche Kunst. Just listening and enjoying!
gerade nochmal eine hübsche Publikumsbeschimpfung aufgetischt: diesmal eine tatsächlich stattgehabte, durch Gunter Gabriel nämlich bei irgendeinem nachmittäglichen Festauftritt im sachsen-anhaltinischen Eisleben im Sommer 2004: einfache Wahrheiten einer unbürgerlichen Existenz im Dienste des bürgerlichen Arbeitsethos, getarnt als gessellschaftspolitisches Engagement der „Kunst“. In jedem Fall kunstvoll interpretiert von DJ Koze alias Adolf Noise.
Geschichten mitten aus dem Leben; über Momente die uns prägen, Freude, Schmerz, Hoffnung und Schicksal dem wir täglich begegnen. Ein kleiner Blick ins Innere, ein Blick hinter die Tür.