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Dies ist die glücklichste Zeit …

Den standhaften Menschen in Belarus und anderswo

„Dies ist die glücklichste Zeit“

dies ist die glücklichste zeit
meines lebens
sagt er
es ist wie ein leben nach dem tod
wie leben an sich statt
tod
es lässt sich unmöglich erklären
und wozu auch
unmöglich es vorherzusehen
unmöglich es nicht zu sehen
augenblicklich
du gehst zwischen toten häusern
und plötzlich: die auferstehung der toten
überall auferstehung der toten
überall kommen menschen aus den toten häusern
sie steigen heraus aus den gräbern heraus auf die
straßen
ziehen staunende menschenmengen
lebende in hellen scharen
sie lachen und weinen und singen und tanzen
wie unsterbliche
wie an abgestorbenen sträuchern die knospen sich
öffnen
wie der raum badet in einer wolke
aus roten und weißen blüten
wie bienen summen berauscht
im schweren trunkenen blütenstaub
wie sie einander lieben
wie noch niemand je
in meinem leben
sagt er

Dmitrij Strozew

Das andere Amerika

Achtung vor den Toten

Wie ist zahllosen unschuldigen Opfern

eines unsichtbaren Täters adäquat zu gedenken?

Statt immer nur der schieren nackten Zahl

den realen Toten ein Leben gegeben –

eine lyrische An-Dacht, ein kollektives Denk-Mal!

New York Times : Den Toten eine Stimme

  • Von Kai Sina
  • -Aktualisiert am 25.05.2020-19:09

Am „Memorial Weekend“ hatte die „New York Times“ eine journalistische Sternstunde: eine Kollektivpoetik des Totengedenkens, das die Tradition von Walt Whitman und Edgar Lee Masters mit der Corona-Moderne verbindet. Namen, nichts als Namen, versehen mit nur jeweils einer persönlichen Angabe, und über all dem die erschütternde Nachricht: „U.S. Deaths near 100 000, an Incalculable Loss“.

Hunderttausend Tote, ein unermesslicher Verlust: Die bilderlose, grafikfreie Titelseite der „New York Times“ vom vergangenen Sonntag ist binnen kurzem zu einer journalistischen Ikone geworden. In Hunderten Kurznachrufen, die aus Dutzenden, insbesondere regionalen Tageszeitungen zusammengestellt wurden, überführt sie die kalte Opferstatistik, die uns alle durch die Corona-Monate hindurch begleitet, in einen Katalog des gelebten Lebens: „Romi Cohn, 91 Jahre, New York City, rettete 56 jüdische Familien vor der Gestapo“; „Jéssica Beatriz Cortez, 32 Jahre, Los Angeles, vor drei Jahren in die Vereinigten Staaten eingewandert“; „Stanley Marvin Grossman, 83 Jahre, Nanuet, New York, vielen bekannt für seine erstaunliche Donald-Duck-Imitation“, „Larry Sartain, 77 Jahre, Des Plaines, Illinois, stand jeden Morgen um fünf Uhr auf, um die Bibel zu lesen“ – und immer weiter so fort.

(…)

Zum geneigten Weiterlesen

Eine Verschwörungstheorie der anderen Art

 

Photographie © LuxOr

 

Der andere Ton …

Ver-rückt

Andere Umstände

andere Möglichkeiten

andere Leben

andere Perspektiven

andere Einblicke

andere Einsichten

andere Realitäten

ewige Wahrheiten?

 

Die Rechte an den jeweiligen Stücken und/oder Videos liegen bei den jeweiligen Künstlern.

 

So ist das Leben!

Zu Allerseelen

Am Schluss sind alle immer blöder
Und hängen meistens am Katheder
Die allerwenigsten werden Leichenträger
Aber jeder wird vom Leichenträger einmal Auftraggeber.

So endet das Leben
In Paris begraben sie den Pariser
In Schrunns-Tschgunns den Schrunns-Tschgunnzen
Alles Blunzen
Alles Blunzen

Alles Bluuuunzen
Is eh wurscht
Wies kommt so kommts
Alles Blunzen
Zu was denn
Wofür denn
Des is mir doch so egal
Is ma wurscht
Des is mir so egal
Da könnte ich gar nicht sagen was ich lieber hab
Des is ma so wurscht
Machts euch nicht ins Hemad
Is eh wurscht wies kummt so kummts
Irgendwann hörts auf.

Aus: Josef Hader – So ist das Leben (Josef Hader: Privat. Geco Tonwaren, 1995)