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In hoc signo …

vinces?

Eine Hauswand. Die Seitenfront gegenüber, um genau zu sein. Trotz der Farbe eigentlich ganz gewöhnlich, sieht man mal von einem voluminösen Lüftungsrohr ab, das am Rande eporsteigt. Etwa in deren Zentrum ist jedenfalls deutlich ein Kreis zu erkennen, etwas geneigt, vielleicht leicht oval, am Rande rechts scheinbar nicht wirklich geschlossen, eher diffundierend. Das kreisrunde Gebilde ist freilich nicht leer, nein. Einem Rad nicht unähnlich, kreuzen sich zwei zarte, geschwungene Streben, die sich in der Mitte gar noch prominent in einer Art festen Knoten verbinden.

Dieses merkwürdige Phänomen taucht seit einiger Zeit allmorgendlich bei Sonnenschein auf. Sicher, es handelt sich hierbei um eine Spiegelung. Deren Quelle, deren Ursache ich freilich bis dato nicht auszumachen vermochte. Kann das also noch Zufall sein? Was mag dies Zeichen dann aber bedeuten? Gemahnt es in seiner Form nicht an das Numinose? Ein Kreis, ein angedeutetes ‚Χ‘ – spricht hier nicht das Göttliche schlechthin, Jesus Christus gar, zu uns? Und welche Botschaft mag schließlich dahinterstehen? Ist es ein (Weck-)Ruf, eine Mahnung, eine Warnung? Oder spricht es uns vielmehr Beistand und Trost zu und Mut und Hoffnung …?


Auch für Ce, der heute Geburtstag gehabt hätte.

 

Photographie © LuxOr

 

Ach, was sind wir nicht progressiv …

„‘Toleranz impliziert, saß die tolerierte Sache moralisch tadelnswert ist. Weiterhin, daß sie änderbar ist. Von Toleranz gegenüber einen anderen zu reden, impliziert, daß es gegen ihn spricht, daß er jene Eigenschaft nicht ändert, die Gegenstand der Toleranz ist.‘ (…)

Toleranz schließt die Akzeptanz des Wertes des andern nicht ein; ganz im Gegenteil, sie ist eine weitere, vielleicht etwas subtilere und schlauere Methode, die Unterlegenheit des anderen noch einmal zu bekräftigen, und dient als warnende Ankündigung der Absicht, die Andersheit des anderen zu beenden – verbunden mit einer Aufforderung an den anderen, mitzuhelfen, das Unvermeidliche zustande zu bringen. Die bekannte Humanität der Toleranzpolitik geht nicht über die Zustimmung hinaus, den letzten showdown aufzuschieben – unter der Bedingung freilich, daß ebender Akt der Zustimmung die bestehende Ordnung der Überlegenheit weiter stärkt.“


Bauman, Zygmunt: Moderne und Ambivalenz. Das Ende der Eindeutigkeit. Aus dem Englischen von Martin Suhr. Hamburg 20163 ( EV 1991, dt. 1992), S. 22, Anm. 4.