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Von Samtpfoten und guten Werken …

Schriftsteller sind eine ganz eigene Spezies, beispielsweise sind sie neugierige Zeitgenossen. Sie interessieren sich für vielerlei, für Zustände oder Ereignisse und fragen dabei, wie etwas sein könnte. Ganz besonders liegt ihnen aber am Menschen an sich, seine Befindlichkeiten, Gefühle und Gedanken. Dabei reagieren Schriftsteller sensibel auf die sie umgebende reale Umwelt und nehmen quasi seismographisch Atmosphäre auf, und Stimmungen. Dahinter kommt stets ein unabhängiger Geist zum Vorschein. Zudem sind sie, man könnte beinah schon sagen, verspielt, insbesondere Dichter. Denn das Medium ihrer Mitteilung, die geschriebene Sprache, ist zugleich ihr Spielzeug. Sie spielen mit Sprach-Bildern, verwenden Wörter auf überraschende Weise oder stellen sie auf eigenwillige Art zu einem Satz zusammen, sie überschreiten Grenzen der Darstellbarkeit. Manche ihrer Zunft kann man dabei in einem gewissen, auch positiven Sinne exzentrisch nennen, das Äquivalent gleichsam ihrer Kreativität.

Na, und wem nun die erwähnten Grund-Eigenschaften irgendwie bekannt vorkommen, auch wenn er resp. sie diese mit einem anderen Lebewesen verbindet, vermutet richtig. Denn Katzen wird ein ähnlicher Charakter nachgesagt. Stubentiger und Schriftsteller haben demnach einiges gemein. Ein gar nicht mal so seltsamer Fall von Koinzidenz, möchte man beinah schon betonen.  Denn was braucht es, ehrlich gesagt, eigentlich mehr als an einem (womöglich noch rotweinseligen) langen Herbstabend (doch nicht nur da!) ein kurzweiliges, mitreißendes Buch in den Händen. Und eine flauschig leise Samtpfote, die es sich urplötzlich ganz vertrauensvoll auf des Lesers Schoß gemütlich und bequem macht, dabei wohltuend und behaglich schnurrend … Et voilà!

 

Gesehen irgendwo in ZH; © hetty wortspeicher, i A. LuxOr

Frollein Meier oder über wahre Liebe, Teil II

 

Eigentlich sollte man stets einen Photo-Apparat in Reichweite haben, ob nun zur Beweissicherung in einer kritischen Situation oder um eine lustig-rührende Begebenheit festzuhalten. Doch was soll man tun, wenn einem das zu dokumentierende Objekt seiner Begierde gewichtige Gründe in den Weg legt? Aber der Reihe nach.

Vor ein paar Wochen erhielt unsere Familie Zuwachs, ein gerade einmal 13 Wochen altes Kätzchen, vor dem nichts sicher ist, wunderfitzig und verspielt, tapsig und tollkühn; auf den Namen „Frollein Meier“ getauft vom Verfasser dieser Zeilen (der Rest der Familie favorisiert indes den Namen „Hexle“). Heute um Mitternacht meint eben dieses Frollein nun, mich in meinem alten Zimmer beglücken zu sollen.

Ich sitze am Schreibtisch und schaue via Laptop einen Fernsehfilm. Da ist sie noch weit, denn sie fegt auf meinem Bett hin und her, was immer dort auch so aufreizend für sie sein mag. Der Film ist zu Ende – und sie rückt näher. Ich will gerade noch den Link zu dem beeindruckenden Streifen an zwei Freundinnen schicken, tippst es urplötzlich vom benachbarten Stuhl aus sachte an meine rechte Kniescheibe und ein in seiner Intensität kaum für möglich gehaltenes Schnurren durchdringt den kleinen Körper und erfüllt den Raum. Ich bewege das linke Knie in ihre Richtung, worauf sie mit vereinten Kräften bald den Tisch erklimmt. Dort eröffnet sich dem grau-braun-weißen Irrwisch eine spannende Landschaft. Zettel, Bücher, Ablagen, Taschentücher – das Genie überblickt bekanntlich das Chaos 😉 – sind gewissenhaft zu inspizieren. Da wird geschaut, gedöbelet, gewühlt, umhergehüpft. Auch die Tastatur, der Klassiker schlechthin, wird ausprobiert. Und der Bildschirm weckt ebenfalls Interesse, wie da auf einmal irgendwelche Dinge aufpoppen. Doch unser lieber Stubentiger hat ein Erbarmen und kuschelt sich bald vor dem Laptop nieder, so daß ich endlich die angefangene Mail fertigschreiben und verschicken kann.

Über die Zwischenstation Eckbank landet das Frollein Meier schließlich auf dem Boden. Da könnte es freilich nochmals aufregend werden. Denn seit wir uns vor einer starken Woche kennenlernten, hat sie ein starkes Faible für meine Füße entwickelt! Da beginnt für gewöhnlich sogleich ein Anspringen, Umarmen, Betippsen, Anbeißen, daß es eine wahre Freude ist. Doch nun scheint es – wir haben mittlerweile kurz vor eins mitten in der Nacht -, als ob von einem Augenblick auf den nächsten Schluß mit lustig sei. Sie räkelt sich genüßlich zurecht und senkt schlaffertig ihr Köpfchen – mitten auf meinen rechten Fuß! Welch ein Glück, daß der Vierbeiner noch so jung ist, das Gewicht ist kaum zu spüren. Auch sitze ich einigermaßen bequem. Ganz gerührt, mag ich ihr daher das erste Kissen ihrer Wahl nicht sogleich entziehen. Zunächst fahre ich ganz entspannt den Laptop herunter. Dann sitze ich eine kleine Weile regungslos da, derweil sie immer mal wieder herzig nach oben blinzelt, Darauf schmökere ich etwas durch ein, zwei meiner antiquarischen Buchschätze, die sich auf der Seite stapeln, sie streckt – inzwischen auf dem Rücken liegend, den Hinterkopf noch immer auf meinem Fuße gebettet – alle Viere von sich. Dann warte ich nochmals eine Runde, sie scheint inzwischen eingeschlafen zu sein und liegt nun seitwärts. Da versuche ich mein Glück und ziehe meinen Fuß ganz langsam unter dem zarten Köpfchen hervor. Die Hex‘ scheint es kaum zu bemerken, zumindest nicht als Störung zu empfinden, denn sie bleibt ruhig liegen. Erst nachdem ich einige Schritte im Zimmer aufräumend umhergegangen und nochmals die Treppe hinuntergegangen bin in die Küche, meint sie mich mit einem Satz vom Absatz herab überraschen zu können. Doch bin ich bereits gewarnt, da sie vor ihrem kurzen konspirativen Stopp allzu vernehmlich die Treppe hinuntergehagelt ist. Ich verabschiede mich dann allerdings geschwind, verschwinde hoch in meine Kemenate und schließe die Türe. Denn spätestens mit dem Morgengrauen hätte die Madame mein Bett und mich abwechselnd als Sprungbrett und Zielgrube zu nutzen gewußt. Und so weit geht die Liebe dann doch (noch?) nicht …

PS: Heute Morgen schien sie mir ob meines schnöden Entweichens übrigens nicht gram zu sein.

 

Das Frollein – hier mal zu christlicher Zeit
© Mein Schwesterherz