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Der Gemeinschaft in den A… getreten!

Was ist die ganze Solidargemeinschafts-PR auch über den engeren Bereich des eigenen Metiers hinaus denn wert, wenn die Fußball-Bundesliga auf Biegen und Brechen ihr Gekicke und Getrete wieder aufzunehmen gewillt ist, dabei aber anscheinend völlig außer Acht läßt, daß sie, um die Wiederaufnahme des Spielbetriebs überhaupt bewerkstelligen zu können, derzeit ohnehin rare Gesundheits-Ressourcen, die schwächeren und bedürftigeren Gliedern der Gemeinschaft folglich abgingen, vornehmlich für sich reklamiert. Zumal der Ball auch bis zum Geht-nicht-Mehr rollen mußte, als das gesellschaftliche Leben schon deutlich zum Erliegen kam. Wobei mancher Fußball-Verantwortliche noch die Chuzpe besaß und ganz alternativlos forderte, die Saison müsse unbedingt zu Ende gespielt werden. Da verhielt sich das bundesdeutsche Eishockey schon deutlich aufgeweckter.

Der Profisport, an sich schon ein Widerspruch in sich, und dabei insbesondere der Fußball, ist viel zu lange schon viel zu abgehoben – man erinnere sich bloß an goldige Autos, Gold-Steaks, extra eingeflogene „Star“-Friseure, horrende Ablösesummen und TV-Gelder (diese werden im Übrigen nicht gleichmäßig unter den Bundesligisten verteilt, wie ich in unbekümmerter Naivität lange selbst vermutete, sondern gestaffelt mit den Bayern an der Spitze und Paderborn am Tabellenende: Wer hat, dem wird gegeben …), perverse Gehälter etc. pp. Vielleicht geht das nun dem ein oder der anderen auch einmal auf. Allein der belgische Fußballverband tat das einzig Richtige und brach die laufende Saison umgehend ab. Was wiederum die UEFA ob dieses Alleinganges und Präzedenzfalles erzürnen ließ. Fürchtet sie doch um ihr Melkmaschinen-Spektakulum von CL und EL. Weißrußland kickt da schon eher nach ihrem Geschmack weiter. Daß dorten ein Autokrat am Ruder steht – geschenkt. Auch auf die EM, diese Fortführung des Krieges mit anderen Mitteln, kann man folglich völlig verzichten. Die schönste Nebensache der Welt, das war vielleicht einmal …

Sollte es aber doch noch so weit kommen, daß der Staat dem Sport großzügige Unterstützung gewährt, dann bitteschön nicht den privatwirtschaftlichen Großunternehmen und den mit ihnen eng liierten Medienanbietern für ihr opiates Produkt, sondern den sich ehrenamtlich verdient machenden kleinen Vereinen vor Ort und auf dem platten Lande, die einen unschätzbaren Dienst für die Allgemeinheit leisten und damit tatsächlich „system-relevant“ sind. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten sollten es daher fürderhin auch unterlassen, TV-Rechte für als Sportveranstaltungen deklarierte Glitzer-Shows zu erwerben. Denn für eine derartige Eventualisierung möchte ich keinen Rundfunkbeitrag bezahlen, zumal die Vergaben nach Rußland bzw. Quatar noch immer im Verdacht stehen, verschaukelt worden zu sein ..

Narziß und WordPress oder sapere aude!

 

Zwischen Schön-Wetter-Beliebigkeit und Selbstarstellung.

Zwischen Kunsthandwerk und Schulaufsatzmonotonie.

 

Gleichgültigkeit gegenüber der Wirklichkeit,

Ignoranz gegenüber dem Weltgeschehen.

 

Alles gleichwohl bierernst und

ohne einen Hauch von Selbstironie präsentiert.

 

Dort, wo einzig ästhetisierende Gefolgschaft erwünscht ist,

ist ein kritischer Austausch unmöglich gemacht;

wo man sich selbstzufrieden in der Eitelkeit der steigenden Like-Klicks und Folgsamen sonnt,

kann es mithin niemals zu Weiter-Entwicklung kommen.

 

Leichtfertiges Sich-aus-der-Verantwortung-Stehlen,

Freiwillige Preisgabe der Ideen der Aufklärung.

 

Ohne einen Anspruch an sich selbst?

Gediegene Langeweile.

 

Dann ist es auch egal,

unter welchem gesellschaftlichen System man lebt,

sei es nun eine Demokratie oder eine Diktatur:

Man ist in jedem Fall system-konform.

 

Aber eben auch der Mann ohne Eigenschaften.

 

Nachsitzen in Sachen Wehrhaftigkeit!

Eine Chefsache führt nur dann zum Erfolg, wenn es auch die Sache der unteren Chargen ist.

Das Konzept der wehrhaften Demokratie bleibt eine hohle Phrase, solange die, welche sie ernst meinen und aufstehen um sich (stellvertretend für alle anderen) zu wehren, allein gelassen werden, und die, welche sie von Staats wegen eigentlich zu exekutieren hätten, sich aus welchen Gründen auch immer lieber aus der Verantwortung ziehen.

Der schwache Staat – ARD, 06.04.2020, 23:15h

 

Die treibens mit jedem.

Politisch liberal heißt heutzutage, keine Moral oder Verantwortung zu kennen und entweder heulsusige Leichtmatrosen zu sein  (Wie erinnerlich: nach der Bundestagswahl 2017 und dem mutwilligen Platzenlassen der schwarz-grün-gelben Koalitionsverhandlungen zog sich der Herr Lindner beleidigt (und wenig überzeugend!) auf den Standpunkt zurück, nach dem Wiedereinzug in den Bundestag könne man nicht sogleich Regierungsverantwortung übernehmen: „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren“. Dies scheint heute, bei ungleich diffizilerer staatspolitischer Ausgangs- und Gemengelage, freilich kein Hinderungsgrund mehr für Frei-von-Skrupeln-Demokraten zu sein.) Oder aber mit jedem sich ins politische Bett zu legen. Thüringen, der neue alte „Mustergau“; mit persönlich gerade einmal läppischen fünf Prozent sich zum Ministerpräsidenten aufschwingen zu lassen, welch Demokratie-Verständnis. Rechtsextrem ist das neue Bürgerlich. Auf welch gefährliches Spiel läßt man sich da ein, in wessen Abhängigkeit begibt man sich denn da ( in die des Landesverbands einer Partei, der auf dem Radar des Verfassungsschutzes ist nämlich ..) ! Der Damm ist jedenfalls schneller gebrochen. Daher frisch auf nun, alle aufrechten HamburgerInnen, schlagt sie, die neuen National-Demokraten, und werft sie aus der Bürgerschaft!

Plakat auf einer spontanen Gegen-Demonstration in Leipzig heute Abend – Quelle: faz.net/dpa

PS, 06.02.2020: Nicht die NSDAP war die größte Gefahr für die Demokratie am Ende der Weimarer Republik, sondern Männer vom Schlage eines Hugenberg oder von Papen. Und im Übrigen haben auch die wenigen verbliebenen Liberalen im März 1933 geschlossen – wie auch das Zentrum – für das Ermächtigungsgesetz gestimmt, darunter Theodor Heuss und Reinhold Maier …