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Über jedes Bacherl …

… geht a marodes Brückerl!

Marode Infrastruktur : 1000 Bahnbrücken kaum noch zu sanieren

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Exakt 1004 Bahnbrücken befinden sich in einem so desolaten Zustand, dass es billiger wäre, sie abzureißen und neu zu bauen. Die Kosten sind enorm hoch.

In Deutschland sind 1004 Bahnbrücken nicht mehr wirtschaftlich zu sanieren und können nur noch ersetzt werden. Das geht aus Angaben des Bahnbeauftragten der Bundesregierung, Enak Ferlemann, hervor. Würden sie alle nun in Angriff genommen, lägen die Kosten bei 7,3 Milliarden Euro, antwortete Ferlemann auf eine Anfrage der FDP-Fraktion im Bundestag, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Die Infrastruktur der Bahn gilt als marode, weil jahrelang zu wenig investiert wurde. Mehr als die Hälfte der gut 25.700 Eisenbahnbrücken wurde vor Ende des Zweiten Weltkriegs gebaut, 45 Prozent sind älter 100 Jahre.

(…)“

Bis vor kurzem sprudelten doch noch die Millienemillione an Steuergeldern ins Staatssäckel und es soll am Geld mangeln? Lange Genehmigungsverfahren hin oder her. Die hätte man auch längst reformieren können. Was ist für den reibungslosen Betrieb im Alltag, für den gewöhnlichen Reise- und Pendelverkehr von Otto Normalverbraucher wichtiger, die rechtzeitige Sanierung der Substanz in der Fläche oder Milliarden im Boden verbuddelte Euros um den Isteiner Klotz oder unterhalb Stuttgart und demnächst vielleicht auch in Frankfurt? Sieht so die freie Fahrt für die Bahn, die Verkehrswende unterm Klimawandel aus (zumal das vermögende Baden-Württemberg, das Bundesland, welches die zweitmeisten maroden Kandidatinnen aufweist, in der zweiten Legislaturperiode bereits unter grüner Führung steht. Und gerade erst stürzte auf der Rheintalbahn in Höhe Auggens in Südbaden ein tonnenschweres Teil einer Brücke auf die Strecke herab, wodurch ein Güterzug entgleiste, dessen Lokomotivführer dabei ums Leben kam, und wo kurz davor noch ein ICE passiert hatte) ? Oh, Du Bananen-Bundes-Republik! Die Effdepe erhält allerdings ausnahmsweise mal ein Lob …

 

Aktualisierung, 20.04.2020:

Daß von diesem Sanierungsstau bekanntermaßen nicht bloß Bahnbrücken betroffen sind, ruft folgender Artikel wieder in Erinnerung. Wobei man sich generell und also nicht erst in Zeiten durch eine Pandemie brüchig gewordener Lieferketten fragen sollte, wieso hier eigentlich Stahlteile aus dem fernen China verbaut werden müssen …

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Der Zeitplan für den Neubau der Leverkusener Rheinbrücke droht ins Wanken zu geraten. Grund sind Mängel an importierten Stahlteilen. Wie es auf der Baustelle weitergeht, ist nun unklar.

(…)

Echt jetzt? Oder Witzichkeit kennt keine Grenzen …

Durch die Effdepe sind wir diesbezüglich ja schon lange verwöhnt. Doch nun reiht sich auch der BDI ein und macht sich um unsere Lachmuskeln verdient. Denn die Herren Industriellen und ihre parlamentarischen Leichtmatrosen bekräftigen, passend zur Eröffnung der Fasenacht, ihre kinderträumerischen Weltraumvisionen.

„FDP und BDI fordern mehr Geld : Der Weltraumbahnhof ist kein Witz“

Er wolle zwar keine Raketen aus der Friedrichsstraße steigen lassen, ein deutscher Weltraumbahnhof sei dennoch sinnvoll, findet Industrie-Präsident Kempf. Die FDP pflichtet ihm bei – und will die Weltraumwirtschaft „entfesseln“

Selten so gelacht, zumal die sonst so staatsfernen liberalen Marktverfechter plötzlich nach staatlichen Subventionen rufen! Vielleicht sollten die Liberalen und die Industrie-Bündischen zuallerst einmal die deutsche Planungs- und (Tief-)Bau-Kompetenz „entfesseln“, um Bauprojekte konventioneller Verkehrs- bzw. Transportmittel, bspw. gewisse Bahnhöfe und Flughäfen, in vertretbarer Zeit zu kalkulierbaren Preisen schlüsselfertig fertigzustellen. Und ob das Schicksal der deutschen Wirtschaft ausgerechnet im Orbit zu suchen und finden ist – mal ganz abgesehen von viel naheliegenderen Baustellen in diesem unserem Staate -, hält der Schreiber dieser Zeilen doch für etwas zu phantastisch. Denn sonst heißt es demnächst, Deutschlands Sicherheit wird nicht mehr, wie einst, am Hindukusch verteidigt. Sondern in den Weiten des Raumes. Und schließlich hat die finale Forderung des Weltraum-Sprechers nach einer deutschen Astronautin keineswegs mit der liberalen Sorge um Gleichberechtigung und Geschlechtergerechtigkeit zu tun. Nein, sondern dahinter steckt die Absicht, dem galanten „Astro-Alex“ Gerst eine adrette Astro-Amazone zur Seite zu stellen, welche dann als apartes Weltraum-Pärchen publikumswirksam zu Propagandazwecken herumgebeamt werden können.  „Beam us up, Scotty!“

 

ars gratia artis?

Oder der musische Zweck heiligt die pekuniären Mittel.

Zugegeben, der Schreiber dieser Zeilen weiß nicht um die finanzielle Lage seiner Landeshauptstadt. Aber wieso soll es Stuttgart anders ergehen als vergleichbaren Städten? (Auch wenn der Motor-City dank Daimler, Porsche & Co manche Steuergelder extra zufließen.) Durch die Kessellage ist der Bauplatz naturräumlich beschränkt. In Verbindung mit vergleichsweise hohen Löhnen und Gehältern treibt das die Mieten. Die sich viel zu viele dann doch kaum leisten können. Und dorten sind Straßen und Brücken in Teilen vermutlich ähnlich marode. Ganz zu schweigen von öffentlichen Gebäuden, insbesondere Schulen. Und wahrscheinlich wird dort auch mehr als genug verdienstvollen sozialen oder auch basisdemokratischen Initiativen bzw. alternativen Kunstprojekten die Unterstützung zusammengestrichen.

Demzufolge läßt sich fragen, inwieweit es sich heutzutage noch rechtfertigen läßt, bis zu eine Milliarde (!) Euro zur Sanierung der hiesigen Oper aufzuwenden. Ein paar Nummern kleiner ging es etwa nicht? Oder mag man auf gar keinen Fall auf Carrara-Marmor, Gold und Elfenbein verzichten? Oder ist das allfällige Bestechungsgeld hier bereits eingepreist? Der Neubau der Elbphilharmonie zu Hamburg nimmt sich dagegen mit rund 860 Mio. Euro beinah wie ein Schnäppchen aus.

Man liest nun, der Einbau einer modernen Kreuzbühne ermögliche raschere Wechsel des Bühnenbildes. Und man hört nun, das weltbekannte Ballett erhalte damit eine angemessene Heimstatt. Doch welchen Nutzen haben Lieschen Müller und Otto Normalverbraucher auf dem platten Lande schließlich von einem gekünstelten Gehüpfe vor variabler Kulisse eines generalsanierten Dreispartenhauses für die obere Mittelschicht an aufwärts? Denn das Land und die Stadt teilen sich die Kosten des zu erwartenden Milliardengrabs dieses Schaufensters. Aber Stuttgart hat ja Erfahrung mit bodenlosen Löchern.

Damit wir uns richtig verstehen.: gerade in Zeiten einer vielfach beschriebenen Unsicherheit und Orientierungslosigkeit, einer vielfach konstatierten Verrohung des Umgangs und einer besorgniserregenden Vergiftung des Diskurses ist die Darbietung von Kunst – und hierunter zählt der Verfasser selbstverständlich auch das Tanztheater – als Reflex einer tiefenpsychologischen Verfassung der Gesellschaft und deren etwaiger Korrektur wichtiger denn je. Doch die Frage bleibt: wie exklusiv und um welchen Preis?

PS, 14.11.2019: Berlin kontert derweil künstlerisch mit dem millionenschweren Ent-Wurf des modernen Scheunentores! Wo man sich auch umschaut, überall Pleiten, Pech und Pannen …