Schlagwort-Archive: Stil

Stilberatung der direkten Art …

Neulich neben dem Kleiderschrank:

Waaas, so magst Du tatsächlich auf d’Straß‘ unter d’Leut‘? UUUH, iiih, das geht aber ma gaar nich, absolut zum Fremdschämen das, da kriegst ja beinah visuelle Diarrhoe, uuuaargh, nich zum Hingucken das, eine Beleidigung meines ästhetischen Empfindens sondergleichen, voll die krasse Erregung öffentlichen Ärgernisses, puh …

Photographie © LuxOr

Von Bürgerlichen und von deutscher Kultur

Laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung zur just erfolgten Bundestagswahl erfuhr die AfD den größten Zuspruch im „sozial prekären Milieu“ hüben wie drüben mit geringem Einkommen, niedrigem Bildungsstand, ohne rechte Aufstiegschancen. Mithin schöpfte sie hier das Protest-Potential einer von weiterer gesellschaftlicher Marginalisierung und Nicht-Repräsentanz bedrohten Schicht ab. So weit, so sozio-ökonomisch nachvollziehbar. (Wobei dann immer noch festzuhalten bleibt, daß über siebzig Prozent demnach eine andere Partei gewählt oder sich erst gar nicht an der Wahl beteiligt haben.)
Zugleich gelang ihr jedoch mit zwanzig Prozent Zustimmung ein veritabler Einbruch ins bürgerlich-konservative Milieu, mithin das traditionelle Revier der Christdemokraten. Nach landläufiger Meinung hält diese Wähler-Klientel viel auf Anstand, Umgangsformen oder Temperierung. Gleichwohl ließ sich offenbar ein Fünftteil derer nicht davon abhalten, eben bei jener Partei ihr Kreuzchen zu setzen, welche nachgerade auffällt durch einen alles andere denn konzilianten Stil (auch wenn hier ebenfalls ein bedeutender Anteil einzig aus Protest derart votiert haben mag). Obgleich der ein oder die andere LautsprecherIn wohl gerade diesem Stand zuzurechnen sein dürfte.
In Anbetracht dessen beginne ich beinah schon dem Diktum Aydan Özuguz‘ zuzustimmen, ihres Zeichens Integrationsbeauftragte der gewesenen Bundesregierung, wonach „(e)ine spezifisch deutsche Kultur (..), jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar“ sei. Es sei denn, diese spezifische deutsche (politische) Kultur eines schäbigen Radau-Gepolters macht Schule und wird inskünftig nicht mehr allein gehegt und gepflegt von der neuen ex negativo-Volkspartei. Tempora mutantur …

Aufgeschnappt: Downsizing mit Stil

Fürwahr, eine Leistungsgesellschaft wie die unsrige westliche liberal-kapitalistische huldigt bedingungslos einer Überindividualisierung durch Selbstinszenierung von noch so irrelevanten Errungenschaften. Da kann kein Auftritt exotisch, schrill, abwegig, gewagt, gefährlich, dämlich genug sein – Hauptsache, die likes der ebenso gepolten Claqueure schnellen in die Höhe. Die Großkopferten vor dem Herrn habens da naturgemäß leichter, besorgt doch allein schon das gut gefüllte Portemonnaie die einem ohnehin zustehende protzende Exklusivität, wenn auch häufig auf Kosten des Geschmacks und der rechten Dimension.

Da lob ich mir doch die bewußte Entscheidung zum Downsizing. Gewiß, dahinter mag bisweilen dieselbe Oberflächen-Attitüde stecken, wodurch sie letztlich wieder systemkonform wird. Doch immerhin gelingt das hier augenzwinkernd und mit Stil. Denn ausreichend Platz ist bekanntlich in jeder Hütte (läßt man mal die Puppen-Hundehütte der unsäglichen Heidi Ka außen vor …). In diesem Sinne also – und noch dazu passend zum heutigen Frei-Tag:

Friede den Hütten …

Downsizing: Platz ist in der kleinsten Hütte

Zu besagtem FAZ-Artikel