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Ein Laptop plaudert aus dem Nähkästchen …

Der folgende kleine Text, an drei, vier Stellen nachträglich noch mit einer weiteren Volte versehen, entstand kürzlich im Rahmen einer Weiterbildung.

 

oder wie Herr Rossi einstmals eine extra-ordinäre Fußball-Poeterei

interpretieren durfte.

Gestatten, Apparillo Rossi, Laptop. Nein, lachen Sie nicht, das ist kein aberwitziger Künstlername, ich heiße wirklich so. Mein Alter tut nichts zur Sache, nur so viel, ich laufe noch unter 8.1. Vom Leben bin ich ganz schön gezeichnet, der Rahmen löst sich an einer Seite vom Bildschirm ab, und als ob das nicht schon genug wäre, ist auch das Scharnier, welches meinen Bildschirm mit meinem Tastaturenrumpf verbindet und mich klappbar macht, an derselben Seite mehr als marode. Mein Chef und Besitzer, nennen wir ihn L. B., gehört freilich zu der Sorte Mensch, welche ein Gerät bewußt solange weiterbenutzt, als es seine Grundfunktion noch problemlos erfüllen kann. Dieses Verhalten meines Chefs finde ich sehr löblich und edel. Auch wenn es bedeutet, daß ich Tag und Nacht aufgeklappt bleibe, was mir nach einer gewissen Zeit eine zarte Staubschicht auf Tastatur und Bildschirm einträgt. Aber das nehme ich gerne in Kauf. Die Wachablösung steht nämlich längst schon bereit. Doch dieser blasierte Zehner schwächelte vorvorigen Freitag (un-)merkbar mikrofontechnisch, hähähä …

Für gewöhnlich ruhe ich auf einem Schreibtisch an der Wand, da fühle ich mich am wohlsten, in meinem Zustand reist man nicht mehr so gerne, you know. Dort herrschen freilich recht beengte Verhältnisse. Auf der Linken erhebt sich ein bunter To-Do-Stapel in einer Ordnungsbox. Auf der Rechten findet sich bisweilen Geknabbere und Getränke. Dahinter liegt eine bunte Sammlung an Stiften parat. Ganz außen beansprucht noch ein Leuchtmittel seinen bescheidenen Platz und fertig ist das Ensemble.

Das letzte größere Schreibwerk, das ich jenseits des Blogs eingetippt bekam, war ein kleiner feiner Aufsatz über ein mehr als seltsames Gedicht. Jenes besteht einzig und allein aus einer Reihe von Namen, welche in einer Art Dreieck angeordnet sind, samt Angaben zu Datum, Ort und Uhrzeit oben und unten. Mein Gebieter brachte es doch tatsächlich fertig, darüber knapp dreitausenddreihundert Wörter zu verlieren! Na, mir soll’s recht sein, Hauptsache Futter, ne! Zumal dies Unterfangen einen sehr bescheidenen Anfang nahm. In eine bereits existierende sechsseitige Tabelle waren nämlich irgendwelche Buchtitel samt wenigen Stichworten zu deren Charakteristik einzutragen. Dat war vielleicht ne dröge Anjelejenheit. Und so laaangwierich.

Es ging dann auch wieder einige Zeit ins Land, ich hatte dieses pseudo-poetische Geliste beinahe schon wieder vergessen. Doch auf einmal machte sich mein Meister daran, seine diesbezügliche bescheidene Stichwortsammlung zu einem ganzen Aufsatz auszubauen und zu verschriftlichen. Sie werden sich denken können, daß ich sogleich Feuer und Flamme war. Daß mein Herr dabei aber jemals die Struktur dieses Textes schriftlich fixierte, kann ich nach Rücksprache mit meinen treuen Adlaten, dem WORD und der WEBCAM, ausschließen. Die dürfte er dann wohl im Kopf entwickelt haben, ob nun vor oder erst während der Niederschrift, bleibt ungewiss. Doch scheint er mir den ersten Absatz, nennen wir ihn die fußball-spielerisch-unterhaltende Hinführung, handschriftlich vorbereitet zu haben. Denn wie meine wunderbar wunderfitzige Webcam beobachten konnte, lag anfangs eine eng beschriebene Kladde vor meinem Rumpf, auf die mein Chef bei der Niederschrift offenbar stets herabblickte. Darauf folgte jedenfalls die Präsentation des ominösen Gedichts sowie eine Bestimmung seiner speziellen Machart. Daran anschließend gab mein guter B. einen gerafften Forschungsüberblick. Ehe er zu seiner eigenen Interpretation überging. Angefangen mit den historischen Assoziationen, welche sich ihm bei der Beschäftigung mit den Orts- und Zeitangaben wohl förmlich aufgedrängt haben müssen und die anscheinend auch den Ausgangspunkt seiner ganzen Betrachtungen darstellen. Denn hier wie auch bei der erwähnten Hinführung wischte er so flink über meine Tasten – allenfalls unterbrochen durch allfällige Vertipper, die bei ihm nur leider keine Seltenheit sind -, daß es mir wahrlich warm wurde ums Herz. Gepflegter höherer „Unsinn“ oder relativ freies Fabulieren über eine fixe Idee oder eben ohne fixiertes Ziel wie gerade hier gehen ihm jedenfalls deutlich leichter von der Hand. Nach allem was man so hört, erhält er seine Inspiration dabei häufig im Bad, sei es nun beim Zähneputzen, auf der Toilette oder unter der Dusche. Früher, lang, lang ist’s her, noch in Vor-Corona-Zeiten, auch mal auf relativ ausgedehnten Busfahrten ins Städtle. Wo einen die Muse eben so küssen tut.

Beim Forschungsüberblick geriet er dann allerdings erstmals etwas ins Stocken. Was sich bei dem argumentativen Teil der Interpretation leider wiederholte. Die Pausen nahmen nicht nur an Zahl zu, sondern dauerten auch länger. Ich fürchtete ja beinahe schon, demnächst in den Stand-by-Modus versetzt zu werden. Das rührte daher, vermute ich einfach mal an, daß er hier sich seiner Sache und dem genauen Fortgang nicht mehr ganz so sicher war und daher Worte wie Satzbau genau wägte. Da hatte mein Herr jedenfalls längst schon die Begleitmusik abgestellt, die sonst bisweilen seine Schreibaktivitäten untermalt. Auch damit darf ich ihm übrigens, in Konkurrenz freilich zu seiner Stereo-Anlage, zu Diensten sein, halte ich doch stets einen reichen Fundus an feinen selbst zusammengestellten mp3-Playlists vor. Doch ich schweife ab. Es begab sich dann immerhin, daß der Chefe seinen Arbeitsplatz vorübergehend auf den Balkon verlegte, der Frühsommer machte sich mit Macht bemerkbar. Wenn nur das Balkontischchen nicht so wackelig gewesen wäre, uarrgh! Aber dank meiner Cam konnte ich nun immerhin einen weiten Blick in die besonnte Nachbarschaft und den blauen Himmel genießen. Das schien auch meinen Besitzer etwas zu beflügeln, Denn nun bediente er meine Tastatur wieder etwas flotter. Daß er dabei nur spärlich bekleidet dasaß? Who cares! Miss Webcam schweigt jedenfalls. Was immer das nun heißen mag. Das letzte Interpretament sowie der Schluß basierten gleichwohl wieder auf einer handschriftlichen Vorlage, welche vermutlich auf einer Bahnfahrt gen Nordosten unseres Ländles entstanden war, wie ich mir von meiner Big Sis hab sagen lassen. Aus welcher dubiosen Quelle sie diese Info nun schon wieder erhalten haben will, möchte ich allerdings lieber nicht wissen.

Korrekturen nahm mein Meister dann kaum welche vor, das geschieht meist unmittelbar. Ich durfte stattdessen mein Mail-Programm anweisen, sein Oeuvre irgendeinem Herrn Professor zur Begutachtung zu schicken. Dieser merkte dann auch wenig sprachliche Kosmetik an. Er empfahl ihm allerdings, eine ausgeuferte Fußnote in den Haupttext zu integrieren. Gesagt, getan. Und wieder das Mail-Programm bemüht. Raus ging die extra-ordinäre Fußball-Poeterei an diverse Fachperiodika. Von zwei Zeitschriften mußte ich meinem Herrn zu meinem großen Kummer Absagen übermitteln. Der Herausgeber der dritten biß allerdings an – war das eine Freude, vor lauter Überschwang stürzte ich beinahe ab. Einige Wochen später durfte ich unter Anleitung sogar am Layout herumspielen, in der Art auch eine Premiere für Word und mich. Und wie mir die liebe Webcam kürzlich steckte, sollen vorvergangenen Samstag auch endlich die angekündigten Sonderdrucke eingegangen sein, denn der Aufsatz sei mittlerweile veröffentlicht. Wie auch der Webbrowser ganz aufgeregt zu berichten wußte …

Nicht nur Gewölk – oder apropos Zürich.

Im Märzen ’19 weilte ich anläßlich einer Usschdellig mal wieder in Zürich. Welche Kunstrichtung bzw. welches Thema mich damals tatsächlich zu dem Besuch animierte, weiß ich heute leider gar nicht mehr zu sagen. Doch aus zweierlei Gründen blieb mir dieser Cooltour-Trip anschließend in Erinnerung.

Zunächst verfuhr ich mich nämlich böse, da ich am Autobahn-Ende statt rechts runter abzubiegen geradeaus fuhr. Ich bildete mir nämlich ein, ich würde den rechten Weg rein aus der Erinnerung finden und hatte demnach überhaupt keine smarte Wegunterstützung zur Hand. Das mag für sich genommen zunächst gar nicht tragisch sein. Sind doch Männer per se die geborenen Pfadfinder ;-). Ich fuhr indes, aus lauter Freude darüber, daß ich mich einigermaßen wieder orientiert hatte, offenbar bei Rot über eine Ampel. Was ich freilich überhaupt nicht bemerkte, zumal auch kein Blitzer auslöste. Für mich überquerte ich den Strich noch bei Gelb. Der Wochen später eingetrudelte Strafzettel wies jedoch etwas anderes aus. Zähneknirschend bezahlte ich das nicht zu knappe Sümmchen, da ich mir ziemlich sicher war, daß ein Widerspruch hier nicht fruchten würde. Außer Spesen nix jewesen …

Davon wußte ich damals natürlich noch nichts. Wie ich also das Museumsgebäude wieder verließ, strahlte mich die Frühlingssonne so verführerisch an, daß ich spontan beschloß, noch ein wenig zu bleiben und in den nahen Gässchen der Altstadt bzw. unten an Fluß und See herumzuschlendern. Zumal ich ja auch meine extra mitgebrachte Butterbrezel ihrer Bestimmung zuführen wollte, denn Cooltour-Genuß kann durchaus hungrig machen. Gedacht, getan: munter kauend und mit einem wachen Photo-Blick tigerte ich also los. Nach einem Abstecher ins Grossmünster – wo ich natürlich meinen Heißhunger nochmals bemeisterte – strebte ich die Uferstraße an der Limmat entlang und wechselte auch das Ufer hinüber zum Fraumünster, welches freilich so stark frequentiert schien, daß ich kurzerhand darauf verzichtete, die Chagall-Bilder dorten aufzusuchen. Ihr geheimnisvolles Blau hatte ich glücklicherweise schon bei anderer Gelegenheit bewundern können. Schließlich trieb es mich direkt ans Wasser (ob nun des Sees oder der Limmat, weiß ich leider nie so genau). Auf diesem spontanen Streifzug entstanden einige Photos. Irgendwie besonders angetan haben es mir freilich die folgenden „Untersichten“, warten doch auch unter Brücken manch überraschend ansprechende Ausblicke auf Entdeckung. Der junge Mann im weißen Anorak fütterte übrigens die diversen Wasservögel. Er, das mittelalterliche Paar, das braven Statisten gleich so stille stand, und alle anderen sind mir jedenfalls gänzlich unbekannt.

Der beseelende Sonnenschein begleitete mich übrigens noch die ganze Rückfahrt über. Weshalb ich, wieder zurück in der Heimat,  kurzerhand noch einen Schlenker gen Westen einlegte, nun den Sonnenuntergang an „meinem“ See zu photographieren. Zuhause ließ ich den Abend dann gemütlich ausklingen. Ich hatte einen kurzweiligen Tag mit eindrücklichen Bildern erleben dürfen und startete nun zufrieden und frohgemut in die anstehenden Ferien.

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Photographie © LuxOr