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Welche Not, welche Konsequenz, welche Qual?!

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In Russland hat sich eine oppositionelle Journalistin nach der Durchsuchung ihrer Wohnung offenbar selbst angezündet und getötet. Kreml-Kritiker Nawalnyj bezeichnete den Tod Slawinas als „furchtbar“.

(…)

Quelle: FAZ

Ein Tribut

The John Coltrane Quartet: Africa

(The Complete Africa/Brass Sessions, 1961/1995, Impulse Records)

 

(Nicht bloß) Black Lives Matter.

 

„widerstand 2020“?

Widerstand ist auch nicht mehr das, was er einmal war …

Mag auch die Makro-Konjunktur lahmen – die virtuellen Verschwörungstheorien wenigstens haben Hoch-Konjunktur unter der Kronen-Zeit und ziehen diverse (gar nicht mehr so) lichtscheue Elemente magisch an … Die Rache der primitiven Spaßgesellschaft, welche ihre pervertierte Freiheitsphantasien meint, unter allen Umständen ausleben zu müssen nach dem Motto: the show must go on! Und zahlreiche LandesväterInnen folgen Ihnen dabei in einem peinlichen Überbietungswettstreit in Lockerheit. Dennoch ist zu betonen: im Unterschied zu manch anderen Staaten befinden wir uns in Deutschland nicht im Anti-Virus-Krieg. Und ein jeder Covidiot darf hier sagen, was er will. Sonst gehe er gerne mal in die Türkei, nach Rußland oder China …

 

campogeno

ist die afd jetzt angepisst, wenn ihnen eine neue schwurbelpartei die deppen abzieht?auch der arzt bodo schiffmann protestiert mit der bewegung »widerstand 2020« gegen die corona-einschränkungen und versammelt  enttäuschte,  unzufriedene und frustrierte afd-anhänger, kritiker des corona-lockdowns, verschwörungstheoretiker, esoteriker, impfgegner, antisemiten und rechtsradikale hinter sich. mit seiner neuen „partei“ will er den bundestag durch ein notstandsparlament ersetzen. warum diese widerstand 2020-figuren in so kurzer zeit 100.000 mitglieder bekommen haben? nur weil jeder, der deren seite besucht, als „mitglied“ gezählt wird. also nur lug und trug, eine pseudo-opposition.

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Opium

Na, eigentlich hab ich mir das dann doch weniger problematisch vorgestellt, solch einen WM-Boykott, quasi ohne weitere unmittelbare Konsequenzen für mich und andere. Ohne dass ich jedenfalls gleich zu Beginn zum Schwur gezwungen werde, und das ausgerechnet durch das schwache Geschlecht. Doch der Reihe nach.

Wie dem ein oder der anderen geneigten VerfolgerIn vielleicht erinnerlich, habe ich mich im März aus politischen bzw. persönlichen Gründen, und zwar aus Solidarität mit dem Schicksal einer befreundeten Familie, zu einem Boykott der Fußball-WM in Rußland entschlossen. Der blieb freilich ohne größere Resonanz, was mich dann doch etwas wunderte, aber nun gut, zieh ich halt mein Ding allein durch. Nun ist indes für kommenden Sonntagabend seit einiger Zeit ein Kirchenchor-Auftritt angesetzt, ich verdinge mich nämlich seit Jahren schon als leidenschaftlicher Hobby-Bass-Brummbär. Das Einsingen startet dann für gewöhnlich ca. 18:00h. Doch nun ist alles anders. Denn eine Stunde zuvor wird ja die deutsche WM-Premiere gegen Mexiko angepfiffen. Und da gibt es nun offenbar einige sangestüchtige Damen, die im Vorfeld per Mail an die Chorleitung verkündeten, daß sie unter keinen Umständen das Eröffnungsspiel von Jogis Jungs verpassen wollen. Daher findet das um eine orchestrale Probe erweiterte Einsingen nun bereits um 15:30h statt, damit frau auch ja kein belangloses Experten-Gespräch verpassen möge. Verkehrte Welt also, das schwache Geschlecht erwärmt sich offenbar plötzlich kollektiv für durch-trainierte, über-tätowierte, adrett gestutzte teutonische Männchen, welche, in weiße Leibchen und schwarze Höschen gewandet, in Konkurrenz mit ihren elf grün-weißen Pendants von jenseits des großen Teichs wie irre einem Bällchen hinterdreinjagen.

Auch die Gemeinde ist von dem Fieber voll erfaßt und stellt frühzeitig den Gemeindesaal für das gemeinschaftliche Vorglühen und Einstimmen auf das folgende per Beamer übertragene Gerumpel und Geschiebe zur Verfügung, auf daß man sich im nationalen Schwange vereinen möge im Glauben an den einen Fußball-Gott – Fußball, das neue Opium fürs Volk, die Spaßgesellschaft hält mittlerweile allerorten Einzug. (Wenn ich fairerweise auch zugeben mag, daß es sich – positiv gewendet – schon um ein gemeinschaftsstiftendes Ereignis handelt, welches der Schreiber dieser Zeilen vor vier Jahren durchaus selbst zu genießen wußte. Und gänzlich kalt läßt es mich plötzlich natürlich auch nicht, ich freute mich schon über ein möglichst weites Vorstoßen der Nationalmannschaft im Turnier, zumal ich seit der WM in Spanien fast kein Spiel von uns im TV verpaßt habe. Aber trotzdem, tempora mutantur, … Und von der Gemeinde hätt ich mir heuer eben ein wenig mehr sportpolitische Diskussionsbereitschaft gewünscht.)

Und unsereins wird dann eben gleich auf die Probe gestellt. Mag ich also mein Gelübde nicht bei erstbester Gelegenheit gleich brechen nach dem Motto: was interessiert mich mein Geschwätz von gestern, werde ich mich nach der Generalprobe eben heimlich, still und leise und ganz dezent vom Ort des profan-ungeistlichen Geschehens entfernen, vielleicht wieder nach Hause fahren (ca. 20 min!) und/oder noch ein Weilchen im Grünen lustwandeln, und dann direkt zur Kirche zurückkehren. Obwohl, ein Abgang mit Radau und Gepolter als Streiter wider den einlullenden, kapitalistischen Anti-Christ hätte auch was … 🙂

Dann eben von unten …

Ja schon, es gilt noch immer die Unschuldsvermutung, ein hohes Gut im Übrigen. Und man sollte jedenfalls nicht so naiv sein, den sogenannten Westen frei von jener gehörigen Portion Zynismus zu klandestinen Staatsaktionen zu sehen, wie beispielsweise die nach wie vor mysteriösen Fälle der Attentate auf  „JFK“ und O. Palme, oder auch die Attentatsserie des heimischen NSU nahelegen. Insofern ist es alles andere denn erwiesen, daß Wladimir Pes Schattenkrieger für die Vergiftung des vormaligen Doppelagenten Skripal im britischen Salisbury verantwortlich zeichnen. Gleichwohl bleibt die Frage nach dem Motiv und dem Nutzen. Rein private oder kriminelle scheiden wegen der notwendig hohen Expertise wohl aus. Die Reihen nach innen (auf der Insel wie innerhalb der EU) zu schließen durch einen vermeintlichen perfiden Anschlag von außen, wäre da schon eher denkbar (wenn auch immer noch ziemlich abenteuerlich und – darüber hinaus – „ein bißchen“ aufwändig). Der Wunsch nach Rache und die Warnung Dritter, Einzelpersonen wie staatlicher Akteure, erscheint dann doch am wahrscheinlichsten. Zumal auch, wenn man sich das Schicksal von Frau und Sohn Skripal vor Augen führt, fällt es einem zunehmend schwer, allein an Zufall zu glauben. Nach diversen mutmaßlichen Hacker-Angriffen, nach den Geschehnissen in Georgien, der Krim resp. der Ost-Ukraine und vor allem in Syrien traut man leider den Verantwortlichen in Moskau schlichtweg alles zu, und der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel …

So weit, so schlimm. Boris Johnson, seines Zeichens Außenminister des Vereinigten Königreichs und als oberster Brexiteer erfahrungsgemäß um keine „Pointe“ verlegen, wartet nun mit einer historischen Analogie auf. Denn er rückt die anstehende Fußballweltmeisterschaft eben in Rußland in die Nähe der Olympischen Spiele von 1936 in Berlin, in deren Glanz sich Hitlers Deutschland zumindest kurzzeitig ins rechte Licht zu setzen vermochte. Doch wie die damaligen Verantwortlichen bereits bleibt er jegliche Konsequenz schuldig: ein Boykott scheint nicht in Frage zu kommen. „Realpolitik“ at it’s best: böse Miene zum runden Spiel in des kleinen und gerade bestätigten Demokrators Kleptokratie, ja nicht mehr – und dabei als Trostpflaster den Rubel rollen lassen. (Gleichwohl muß man sich auch ehrlich die Frage stellen, welchen effektiven Nutzen ein offizieller Boykott über den symbolisch-moralischen Augenblick hinaus denn brächte, was eine Regierung, eine Staatengruppe damit konkret eigentlich erreichen wollte/könnte und ob ein solcher Schritt die Fronten nicht eher verhärtete).

In dasselbe Horn stößt auch unsere Regierungschefin. Denn wie könnte Bundes-Angi, ohnehin nachwahl-angeschlagen, unserem Bundes-Jogi bei seiner heiligen Mission der Titelverteidigung in den Rücken fallen, ohne die geballte Kritik der bunten „Kleinen Koalition“ der Putin-Versteher im Bundestag (AfD, EfDePe, Die Linke, wie wohl auch manche Christdemokraten bzw. -Sozialen), der nicht nur am Fußball-Geschäft interessierten Wirtschaftskreise und schließlich des einfachen Volkes in seltener Einmütigkeit auf sich zu ziehen. Ja, wenn die Nationalspieler dann wenigstens allesamt patriotische Idealisten wären. Doch weit gefehlt, es bedarf stattdessen gehöriger pekuniärer Inzitamente der kickenden Ich-AGs (im Gegensatz bspw. zu einem Großteil der mehr schlecht als recht von ihrem Sport-Beruf lebenden Olympioniken abseits der durch den Medienrummel elektrisierten Zuschauermassen), auf die zu verzichten wohl kaum einer der Herren gewillt ist. Zu guter Letzt nicht zu vergessen, daß der ausschreibende Weltfußballverband FIFA erwiesenermaßen eine chronisch korrupte Institution darstellt, ohne Aussicht jedenfalls auf baldige nachhaltige Besserung. Außerdem vertreibt diese Agentur inzwischen ein Produkt, das beinah aller Orten der schnöden Ver-VIP-ung bzw. Event-ualisierung unterworfen worden ist. Nach langer Rede nun der kurze Sinn: Mein persönliches Jubiläum, meine zehnte Fußballweltmeisterschaft, wird daher höchstwahrscheinlich erstmals ohne mich auskommen. Denn alles andere wäre Verrat!

 

Postscriptum, 16.05.2018: Zwei aktuelle deutsche Nationalspieler posieren werbewirksam mit einem weiteren „lupenreinen Demokraten“ und brauchen trotz aller sonst propagierten Werteorientierung seitens ihres Verbandes keinerlei Konsequenz von eben diesem zu fürchten. So manche Karriere in der Nationalmannschaft endete aus verhältnismäßig nichtigen Gründen. Wäre Kevin Kuranyi zufälligerweise türkischstämmig gewesen, wer weiß, vielleicht hätte er sofalls doch länger noch in „der Mannschaft“ gekickt und seine Laufbahn dann u. U. nicht kürzlich erst so sang- und klanglos beendet. Das ist deutsche Treue, ist deutsche Konsequenz. Ein Grund mehr also!

„Friedensdividenden“

Man kann ja mal spekulieren: Angenommen, die Ukraine hätte weiland, im Dezember 1994 um genau zu sein, nicht das Atomwaffenarsenal, welches sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion auf ihrem Territorium befunden hatte, im Tausch gegen ihre international abgesicherte Integrität und Souveränität abgegeben. Die Entwicklung, die Geschichte wäre aber sonst bis 2014 identisch abgelaufen. (Daß dies eine unwahrscheinliche Laune der Geschichte wäre, ist dem Verfasser dieser Zeilen natürlich bewußt. Denn die Ukraine hätte sich in solchem Falle ja auch nach Art von Lukaschenkos Weißrußland entwickeln oder selbst zum aggressiven anti-wesstlichen Spieler mutieren können. Ob die NATO – alle Rußlandversteher aufgepaßt! – dann freilich ebenso weit ostwärts vorgedrungen wäre, bleibt zumindest ungewiß.)Dann hätte es sich Wladimir Putin unter Umständen zweimal überlegt, seine grünen Männchen nach der Krim bzw. der Ostukraine um Donezk und Luhansk greifen zu lassen. Kiew ist nun aber konventionell relativ schwach gerüstet. Und daher fällt es dem Kreml relativ leicht, seinen westlichen Nachbarn zu destabilisieren. Von dieser Warte aus betrachtet, ließe sich also historisch argumentieren, daß die schiere Existenz von Atombomben kleine wie große Kriege auf Basis konventioneller Waffen zu verhindern „helfen“. Eine Welt ohne Nuklearwaffen wäre demnach bloß möglich, wenn es allüberall stabile, genügsame Demokratien gäbe. Doch bekanntlich „kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben, Wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt“. Für die friedensoptimistischen Philanthropen unter uns bleibt derweil als Trostpflaster der Nobelpreis …