Vergangene Nacht noch in Christa Wolfs Ein Tag im Jahr gelesen. Dort auf das Gedicht Schweigt des chilenischen Literatur-Nobelpreisträgers Pablo Neruda gestoßen. Teils durchaus mit aktuellem Bezug. Aber lest selbst:
Schweigt
Jetzt zählen wir zwölf
und wir rühren uns alle nicht.
Einmal laßt uns auf Erden
in keiner Sprache sprechen,
für eine Sekunde stehenbleiben,
nicht soviel die Arme bewegen.
Da wir nicht vermögen, einträchtig zu sein,
wenn wir unser Leben so viel rühren,
vielleicht vermag Nichtstun einmal,
vielleicht ein großes Schweigen
diese Trostlosigkeit zu unterbrechen,
dieses uns nie Verstehen,
dieses mit dem Tod uns Bedrohen,
vielleicht soll die Erde uns lehren,
wenn alles tot erscheint
und doch alles lebendig war.
Jetzt werde ich bis zwölf zählen
Und du schweigst und ich geh fort.
Pablo Neruda: Schweigt, zit. n. Christa Wolf: Ein Tag im Jahr. 1960-2000. Frankfurt a. M. 20133, S. 392, („“Donnerstag, 27. September 1984, Berlin, Friedrichstraße“)
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