Wie die Bayerischen Werke für Motoren im Mai 2008 ein X6 getauftes Modell erstmals auf den Markt brachten, da konnte man noch von einem Solitär, von einer Eintagsfliege ausgehen.
Als dann aber die Horcher aus Ingolstadt knapp zwei Jahre später ihren 1er lancierten, mußte man schon stutzig werden.
Und wie nun schließlich der Hersteller mit dem Stern gleich zwei derartige Konstruktionen, das GLE Coupé (07.15) und das GLC Coupé (09.16), einführte,
lag der Tatbestand endgültig offen zutage: Die süddeutschen Premium-Automarken konspirierten miteinander. (Die Zuffenhausener Spottwagenschmiede übt derweil noch, zeigt jedoch mit dem Panamera Sport Turismo erste vielversprechende Ansätze.)
Doch nicht allein auf dem Gebiet der verborgenen und für den Laien letztlich undurchschaubaren Antriebstechnik erfolgten Absprachen, wie nun kürzlich erst medienwirksam ruchbar geworden ist. (Wer konnte denn tatsächlich die versprochenen Ausstoß-Werte für bare Münze nehmen, wo doch Verbrauchsangaben chronisch sehr optimistisch angesetzt waren?) Nein, ihr Vergehen ist viel eklatanter. Denn aufgrund eines Mangels an Unverwechselbarkeit (und technischer Innovationskraft, s. o.) verschworen sich die Hersteller gemeinschaftlich gegen die Form, nahmen in ihrer Ratlosigkeit sich das Bäckerhandwerk zum Vorbild und schufen – das Semmel-Auto. Wenn sie ihr Modell nicht gleich wie einen Gugelhupf aufgehen ließen.
Aus der Not gedachte man also unterschwellig eine Tugend zu machen durch einen ganzheitlichen, synästhetischen Zugriff. Denn die gelinde ausgedrückt gewagte Weckle-Optik verbindet sich mit einem mehr als sublimen gustatorischen Anreiz, dabei gewisse vollmundige Assoziationen weckend. Da Nahrungsaufnahme eine grundlegende, überlebenswichtige Kulturtechnik darstellt, erscheint das Führen eines solchen Gefährts beinahe schon folgerichtig, da naturnotwendig. Mit kräftigem Korn, vulgo Pferdestärken, angereichert, suggeriert die teils wuchtige Präsenz der Stullen-Architektur zudem Frische, Kraft und Ausdauer, damit auch Respekt heischend. Da mag sich der Brötchen-Liebhaber natürlich gerne dem kornigen Vehikel einverleiben. Und das am liebsten gleich jeden Tag, um dieser leistungsgesteigerten Potenz auch maximal teilhaftig zu werden. Und sollte der potentielle Konsument des Bäckerei-Charmes der mobilen Semmel wider Erwarten eines Tages doch überdrüssig sein, fährt er übrigens einfach stoisch weiter. Denn wer drinnen sitzt, kann rausschau’n und Licht und Landschaft genießen und vergißt darob vielleicht das Schrott-&-Korn-Design seines fahrbaren Untersatzes …