… im Süßwarenregal und auf dem Couchtisch?
Die Autorin der Allgemeinen Zeitung schreibt dieser Tage in einem Artikel angesichts der Ankündigung eines sehr bekannten Süßwarenherstellers, diesen Monat Päckchen sortenreiner Goldbären ins Sortiment aufzunehmen, von einer Prozedur, die dem Schreiber dieser Zeilen bislang vollkommen fremd war:
„Egal ob auf dem Kindergeburtstag oder Jahre später zum Horrorfilm auf dem Sofa: Das Snackritual beim Gummibärchenessen bleibt zeitlebens gleich. Mit akribischer Sorgfalt werden die Gummibären erstmal nach Farben sortiert und je nach Vorlieben in einer bestimmten Reihenfolge vernascht. Die ungeliebte Sorte wird üblicherweise zuerst verputzt; es ist quasi ungeschriebenes Gesetz, sich die liebste Sorte für den Schluss aufzuheben. Der blinde Griff in die Tüte gilt in Liebhaberkreisen als Akt eines Seelenlosen – doch genau den will der Süßwarenhersteller seinen Fans künftig ermöglichen.“
Könnte es nicht sein, daß, wer am Couchtisch vor der Glotze oder auch am Eßtisch beim Hautgericht peinlich darauf bedacht ist, eine Vermischung von Beilagen oder auch bloß farblich verschiedenem Konfekt unter allen Umständen zu vermeiden, vermutlich auch in seinem Alltag und seinem Sozialverhalten häufig ein bornierter Zeitgenosse mit einem festgefügten wohlgeordneten Weltbild ist, der auch sonst ausschließlich mit Seinesgleichen Umgang pflegt? Ein Hoch jedenfalls auf die deutsche Süßwarenindustrie, die dem deutschen Spießer nun auch auf diesem bislang sträflichst vernachlässigten Gebiete verführerische Angebote macht.
Photographie © Piemont-Kirsche