Schlagwort-Archive: Corona-Pandemie

„widerstand 2020“?

Widerstand ist auch nicht mehr das, was er einmal war …

Mag auch die Makro-Konjunktur lahmen – die virtuellen Verschwörungstheorien wenigstens haben Hoch-Konjunktur unter der Kronen-Zeit und ziehen diverse (gar nicht mehr so) lichtscheue Elemente magisch an … Die Rache der primitiven Spaßgesellschaft, welche ihre pervertierte Freiheitsphantasien meint, unter allen Umständen ausleben zu müssen nach dem Motto: the show must go on! Und zahlreiche LandesväterInnen folgen Ihnen dabei in einem peinlichen Überbietungswettstreit in Lockerheit. Dennoch ist zu betonen: im Unterschied zu manch anderen Staaten befinden wir uns in Deutschland nicht im Anti-Virus-Krieg. Und ein jeder Covidiot darf hier sagen, was er will. Sonst gehe er gerne mal in die Türkei, nach Rußland oder China …

 

campogeno

ist die afd jetzt angepisst, wenn ihnen eine neue schwurbelpartei die deppen abzieht?auch der arzt bodo schiffmann protestiert mit der bewegung »widerstand 2020« gegen die corona-einschränkungen und versammelt  enttäuschte,  unzufriedene und frustrierte afd-anhänger, kritiker des corona-lockdowns, verschwörungstheoretiker, esoteriker, impfgegner, antisemiten und rechtsradikale hinter sich. mit seiner neuen „partei“ will er den bundestag durch ein notstandsparlament ersetzen. warum diese widerstand 2020-figuren in so kurzer zeit 100.000 mitglieder bekommen haben? nur weil jeder, der deren seite besucht, als „mitglied“ gezählt wird. also nur lug und trug, eine pseudo-opposition.

Ursprünglichen Post anzeigen

Wenn zwei Extreme sich berühren …

Vorgestern erst unterhielt ich mich mit einem Freund am Telephon darüber, wie niedrig der Wasserstand rechts und links des Dammes war, als ich auf meiner Radltour am Ostersonntag das nahe weltberühmte Inselchen umrundete. Wochenlang hat es mal wieder nicht richtig geregnet, zuletzt im Februar. Hier nun quasi die hochoffizielle Bestätigung dessen – der April macht was er will, das war offenbar einmal:

Frühjahrstrockenheit : Droht uns schon wieder eine Dürre?

  • Von Andreas Frey
  • -Aktualisiert am 14.04.2020-12:30

Sonnig und warm ist es in Deutschland und schon wieder viel zu trocken. Regen ist nicht in Sicht. Und die Meteorologen machen sich Sorgen, dass es wieder so schlimm kommen könnte wie vor zwei Jahren.

(…)

Der Klimawandel schläft nicht. Den Schluß, was das in dieser ohnehin angespannten Situation alles bedeuten könnte, kann ein jeder für sich selbst ziehen. Nur sollte man vielleicht nicht so naiv sein oder ignorant, einseitig in Jubelarien über das phantastische Kaiser-Wetter auszubrechen – ohne Aussicht auf Änderung!

 

Aktualisierung, 20.04.’20:

Zur besorgniserregenden Lage insbesondere in Sachen und Thüringen.

 

Mein persönlicher Pegelstandshotspot, aufgenommen am 02.04.’20

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Photographie © LuxOr

Der Gemeinschaft in den A… getreten!

Was ist die ganze Solidargemeinschafts-PR auch über den engeren Bereich des eigenen Metiers hinaus denn wert, wenn die Fußball-Bundesliga auf Biegen und Brechen ihr Gekicke und Getrete wieder aufzunehmen gewillt ist, dabei aber anscheinend völlig außer Acht läßt, daß sie, um die Wiederaufnahme des Spielbetriebs überhaupt bewerkstelligen zu können, derzeit ohnehin rare Gesundheits-Ressourcen, die schwächeren und bedürftigeren Gliedern der Gemeinschaft folglich abgingen, vornehmlich für sich reklamiert. Zumal der Ball auch bis zum Geht-nicht-Mehr rollen mußte, als das gesellschaftliche Leben schon deutlich zum Erliegen kam. Wobei mancher Fußball-Verantwortliche noch die Chuzpe besaß und ganz alternativlos forderte, die Saison müsse unbedingt zu Ende gespielt werden. Da verhielt sich das bundesdeutsche Eishockey schon deutlich aufgeweckter.

Der Profisport, an sich schon ein Widerspruch in sich, und dabei insbesondere der Fußball, ist viel zu lange schon viel zu abgehoben – man erinnere sich bloß an goldige Autos, Gold-Steaks, extra eingeflogene „Star“-Friseure, horrende Ablösesummen und TV-Gelder (diese werden im Übrigen nicht gleichmäßig unter den Bundesligisten verteilt, wie ich in unbekümmerter Naivität lange selbst vermutete, sondern gestaffelt mit den Bayern an der Spitze und Paderborn am Tabellenende: Wer hat, dem wird gegeben …), perverse Gehälter etc. pp. Vielleicht geht das nun dem ein oder der anderen auch einmal auf. Allein der belgische Fußballverband tat das einzig Richtige und brach die laufende Saison umgehend ab. Was wiederum die UEFA ob dieses Alleinganges und Präzedenzfalles erzürnen ließ. Fürchtet sie doch um ihr Melkmaschinen-Spektakulum von CL und EL. Weißrußland kickt da schon eher nach ihrem Geschmack weiter. Daß dorten ein Autokrat am Ruder steht – geschenkt. Auch auf die EM, diese Fortführung des Krieges mit anderen Mitteln, kann man folglich völlig verzichten. Die schönste Nebensache der Welt, das war vielleicht einmal …

Sollte es aber doch noch so weit kommen, daß der Staat dem Sport großzügige Unterstützung gewährt, dann bitteschön nicht den privatwirtschaftlichen Großunternehmen und den mit ihnen eng liierten Medienanbietern für ihr opiates Produkt, sondern den sich ehrenamtlich verdient machenden kleinen Vereinen vor Ort und auf dem platten Lande, die einen unschätzbaren Dienst für die Allgemeinheit leisten und damit tatsächlich „system-relevant“ sind. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten sollten es daher fürderhin auch unterlassen, TV-Rechte für als Sportveranstaltungen deklarierte Glitzer-Shows zu erwerben. Denn für eine derartige Eventualisierung möchte ich keinen Rundfunkbeitrag bezahlen, zumal die Vergaben nach Rußland bzw. Quatar noch immer im Verdacht stehen, verschaukelt worden zu sein ..

Anfassen.

Stockfinstere Nacht war es heuer, gegen Viere in der Früh, als ich diese Zeilen las. Schmökerte wiederum im Tag im Jahr. Dieser Tagebucheintrag fiel mir schon vorher ob seiner ungewöhnlichen Kürze auf. Auf den letzten drei Seiten wird dann allerdings klar, woher diese Sprachlosigkeit rührt – ein Mensch ist verstorben. Nach einem schweren Autounfall. Und auch wenn die Situation eine gänzlich andere ist als heute, beschreibt die Autorin, Christa Wolf, ein universelles, zutiefst menschliches Bedürfnis (nicht nur) in Reaktion auf solch eine Schreckensnachricht, das allerdings unerfüllt bleibt. Wie auch heute leider Gottes vielfach, auch gerade im Angesicht des Todes … *

„(…) – kam der Anruf von Dieter.

Eben sei ihnen Helmut unter den Händen weggestorben.

(…)

Irgendwann ging mir eine Zeile durch den Kopf: In der Erstarrung such ich nicht mein Heil./Das Schaudern ist der Menschheit bestes Teil/ – „Schaudern“, das ist das Wort. Mir schaudert. Nachts wurde ich mehrmals wach, schaudernd. Daß wir alle sterben müssen? Nicht nur das, glaube ich. Daß wir falsch gelebt haben und leben? Ja. Das vielleicht noch mehr.

(…)

Ich telefonierte noch mit Annette und Tinka (ihre Töchter, Anm. L.), auch darüber, wie es in dem Krankenhaus zugegangen sei und daß Dieter darüber einen „Bericht“ machen will – Helmut ist nicht mehr ins Leben zurückzuholen. Immer sah ich ihn vor mir, wie er eine Woche vorhher war, als wir ihm sogar ein Radio brachten und glaubten, er sei über dem Berg. Er glaubte es auch. – Tinka erzählte noch von dem Besuch bei Martins Bruder in Rostock – wie deprimierend mies manche Leute hier leben müßten. Daß sie bei zwölf Grad Wassertemperatur ins Meer gesprungen sei, Helene und Anton auch.

Ich hätte sie alle um mich versammeln und jeden einzelnen anfassen mögen.“

Christa Wolf: Ein Tag im Jahr. 1960-2000. Frankfurt a. M. 20133, S. 447ff, („“Sonntag, 27. September 1987, Woserin“)

 

* Was mag darinnen vorgegangen sein?

In welcher Not muß er sich befunden haben? Und in welcher Einsamkeit?

Requiescat in Pace, Thomas Schäfer!

 

Verstummt.

Die Tage in meiner alten Heimat gewesen. Unter dem Eindruck der beginnenden Vergeisterstädterung. Ein ungewohnter, gar beklemmender Anblick. Dort nämlich, wo man an einem gewöhnlichen Werktag um die Mittagszeit ein geschäftiges Treiben antrifft wie auf einem Wimmelbild eines holländischen Meisters, herrschte nun eine beunruhigende Verlassenheit und Leere, beinahe einem Sonntagvormittag gleich.

Dem kann man einerseits durchaus etwas Positives abgewinnen. Die Kneipen und Schnell-Restaurants rund um mein Elternhaus sind mittlerweile alle dicht gemacht. Die hartnäckigen, beißenden Duftschwaden einer unheiligen Kombination aus verbranntem Fett, GeDönere und GeBratwürstl wichen einer frühlingshaften Frische. Einzug hielt zudem eine ungekannte Ruhe, beschallte uns doch niemand mehr mit stampfenden Bässen aus nächster Nähe von Mittag an bis weit nach Mitternacht. Nur das andächtige Zwitschern von Amsel und Spatz war noch zu vernehmen …

Doch irgendetwas an diesem überraschenden Idyll störte. Oder genauer, es fehlte mir eine Zutat, welche mich zwar schon manches Mal jäh aus dem Schlaf gerissen hatte. Die ich jedoch gerade in dieser Zeit der kollektiven Verunsicherung schmerzlich vermisste. Die Rede ist vom Glockengeläut unseres Münsters zur lieben Frau, welches normalerweise werktags kurz vor Sieben Uhr und dann nochmals vor Neun zum Gottesdienst einlädt. Zuvor läuten die Glocken bereits um Sechs den Tag ein. Im Ausnahmezustand der Corona-Pandemie untersagte der Staat freilich den Religionsgemeinschaften das öffentliche Feiern von Gottesdiensten. Eine Maßnahme, welche dem Schreiber dieser Zeilen zwar schon etwas Bauchgrimmen verursachte, die er andererseits aber angesichts der Lage auch akzeptieren konnte.

Wie nun also die Messfeiern auf höheres Geheiß hin einzustellen waren, ließ allerdings zumindest die Münster-Gemeinde auch ihr Glockengeläut verstummen. Was bei mir nun wiederum doch auf Unverständnis stieß. Klar, es findet zu der angegebenen Zeit nun keine Messe statt, zu der man rufen könnte. Aber lässt die Kirche mit diesem ihrem Verstummen nicht gerade ihre Gläubigen im Stich, wenn ihnen nun nicht einmal ein bewegendes Glockenspiel mehr Halt und Trost und Beistand verkündet? Kommt dies nicht beinah einer Kapitulation gleich, einem symbolischen Zurückweichen vor der Not des Alltags, einer Entweltlichung der Kirche gar oder einer letzten Entzauberung der Welt?

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Photographie © LuxOr