Schlagwort-Archive: CO2-Ausstoß

Lauter Retourkutschen …

Kürzlich war in meiner Allgemeinen Hauspostille zu lesen, wie eine an der Universität Bamberg angefertigte Studie über den sogenannten E-Commerce nun empirisch untermauert, was man ohnehin längst vermuten konnte. Denn wie die Wirtschaftswissenschaftler aus Umfragen unter Online-Händlern feststellen konnten, würde jedes sechste Paket wieder auf den Rückweg geschickt, bei Kleidung und Schuhen gar fast die Hälfte – und dies bei garantierter Kostenfreiheit für den Kunden. Das deckt sich auch mit persönlichen Eindrücken. Vor einigen Jahren jobbte ich nämlich eine Weile hinterm Tresen einer Art Tante-Emma-Laden samt angeschlossener Paketannahmestelle. Damals schon wunderte ich mich darüber, daß die dorten abgegebenen Retouren die Paket-Erstsendungen gefühlt deutlich überstiegen. Aus meinem subjektiven Befund war es dann nicht mehr weit zu mutmaßen, daß dieser vermeintlich kostenlose Service der großen Online-Händler wohl kaum ohne nachteiligen Effekt auf die Arbeitssituation von Beschäftigten bei Paketzustellern bleiben könnte oder auf den Schadstoffausstoß infolge des aufgeblähten Lieferverkehrs. Zumal auch zahlreiche Artikel aus Retouren kurzerhand auf dem Müll landen, nämlich an die 20 Millionen, wogegen die Regierung nun jedoch gesetzlich vorgehen will (Nachtrag, 20.12.2019). (Ich kenne darüberhinaus auch Zeitgenossen, die online bestellte Artikel mehrmals öffentlich auftragen und dann doch zurücksenden.) Eine gesetzlich verordnete Rücksendegebühr würde da allerdings wirksam Abhilfe schaffen, denn

„(schon) eine Rücksendegebühr von rund 3 Euro könnte die Zahl der Retouren um 16 Prozent senken, erwarten die befragten Online-Händler. Bei 490 Millionen zurückgeschickten Artikeln im vergangenen Jahr entspräche das etwa 80 Millionen Retouren weniger. Das würde dem Klima fast 40.000 Tonnen CO2 ersparen, sagt Studienleiter Björn Asdecker.“

Das müßte keinesfalls zu Lasten der Endpreise für den Verbraucher bzw. der Gewinne für die Händler gehen. Ganz im Gegenteil, wie der Artikel weiter ausführt, da eingepreiste eventuelle Retouren wie auch Verwaltungsaufwand für ebendiese dann wegfielen. Was das Textilgeschäft betrifft, empfehlen die Forscher auch vereinheitlichte Größenangaben für die Hersteller und eine praktikable Online-Größenberatung, wodurch wohl um ein Viertel weniger Artikel retourniert werden dürften. Stattdessen sei es jedoch gang und gebe, drei Größen in drei Farben zu bestellen, aber nur ein Produkt zu behalten. Der Branchenverband läßt darob freilich jegliches Gespür und Gewissen jenseits seines erschreckend eindimensionalen und schmallippigen neoliberalen Credos auf die Freiheit der Märkte vermissen:

„Eine gesetzlich verpflichtende Rücksendegebühr würde einen staatlichen Eingriff in Markt und Wettbewerb darstellen, der stets nur das letzte Mittel im Fall eines Marktversagens sein darf. Erkenntnisse aus der Studie reichen nach unserer Einschätzung nicht aus, diese Frage zu entscheiden.“

Und was lernen wir daraus? Verhältnismäßig kleine Justierungen an bestimmten Stellschrauben könnten bereits nachhaltig Wirkung zeigen. Und sogar ohne daß der Kommerz offenbar darunter litte. Wenn nur der (politische) Wille hierzu vorhanden wäre. Doch fragwürdig bleibt darüber hinaus allemal, wieso der gemeine Konsument in Bequemlichkeit und Sorglosigkeit, Beliebigkeit und Unschlüssigkeit verharrt.

Schlemmer-Tourismus auf den Gipfel: Aus dem Herzen gesprochen!

Anläßlich der heutigen Ansage des chilensichen Präsidenten, aufgrund der aktuellen sozialen Unruhen in seinem Lande den für Dezember angesetzten nächsten UN-Klimagipfel abzusagen, recht hat er, findet Minister Müller (CSU), unser Mann für die Entwicklungszusammenarbeit, die einzig rechten Worte (obgleich der Turnus unserer bescheidenen Meinung nach gerne auch noch länger sein dürfte):

„Es kann nicht zeitgemäß sein, dass jedes Jahr 20 000 Menschen für 14 Tage einmal um den halben Globus fliegen. Mein Vorschlag: Auf hochrangiger Ebene finden die Treffen nur noch alle zwei Jahre statt.“ Dazwischen sollten die Fachleute regelmäßig in kleineren Formaten arbeiten. Dies sei auch funktionaler, um substanzielle Fortschritte zu erzielen.

Mutmaßlich steht bei derlei Festivals ohnehin die Schlacht am kalten Buffet der After-Show-Parties um Austern udn Kaviar im eigentlichen Mittelpunkt des Interesses der Teilnehmer, das Klima stört da bloß.

Und andere unzeitgemäße Veranstaltungen und Formate, auf welche liebend gern verzichtet werden könnte, sind beispielsweise Olympische Spiele oder Fußball-Welt und -Europameisterschaften oder das Weltwirtschaftsforum Davos oder … Wie viel CO2 ließe sich damit doch sicherlich einsparen?

Die wissen auch nicht, was sie wollen …

Es ist noch gar nicht so lange her, da ächzten Verantwortliche auf der Urlaubsinsel Mallorca über den kaum mehr zu stemmenden Andrang von Touristen auf ihrem Eilande. Angesichts ihres teils fragwürdigen Verhaltens besonders beliebt waren (und sind) dabei auch Gäste aus Großbritannien. So erschall dann auch der Ruf nach Begrenzung oder (Um-)Lenkung der Besucherströme. Im Verein mit Amsterdam oder Venedig wurden jedenfalls im Zuge dessen Begriff und Phänomen des Overtourism einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

Nun hat allerdings vergangenes Wochenende den ältesten Reisekonzern der Welt das Falliment ereilt. Das heißt zwar zunächst, die Herausforderung, tausende gestrandete Urlauber urplötzlich „evakuieren“ zu müssen, zu bestehen. Doch gleichzeitig bleibt ein weiterer Ansturm vergnügungssüchtiger Heerscharen von Urlaubern erstmal aus, insbesondere eben auch von der britischen Insel. Welch eine glückliche Fügung für die geschundene Insel, möchte man also meinen. Die Atmosphäre dort unten beruhigt sich nachhaltig und die Atmosphäre dort oben wird durch den Wegfall einer gewissen Anzahl von Ferienfliegern auch einmal etwas entlastet. Doch was machen die Verantwortlichen vor Ort? Fallen sogleich zurück in alte Muster und wissen nichts anderes als sich über mutmaßlich zu erwartende Verluste zu beklagen. Was wollen die denn nun eigentlich? Im Zweifel eben immer für den eigenen Geldbeutel …

PS, 25.09.2019: Wie ich gerade vorhin erst erfahren habe, war die Pleite des ollen Vergnügungsdampfers Thomas Cook der ARD doch tatsächlich ein akueller „Brennpunkt“ wert. Und nicht etwa der UN-Klimagipfel in New York, wie man eigentlich denken würde …

Citius, altius, fortius …

Der Weltklimarat, welcher im Übrigen keine eigene Forschung betreibt, sondern Meta-Analysen anstellt, warnte vorgestern eindringlich davor, die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5°C sei nicht länger mehr zu erreichen, wenn man nicht endlich entschlossen gegensteuere, den CO2-Ausstoß drastisch reduziere und wir unser Wirtschaften, Haushalten und unsere grenzenlose Mobilität durchgreifend ändern. Zumal diese Bedrohung spätestens seit Anfang der 1970er Jahre bekannt ist.

Seitdem ich auf dem Lande lebe, war die begehbare Sandzone meines Favoritstrands noch nie so ausgedehnt wie dieser Tage (,auch wenn der Wasserstand im Herbst natürlich niedriger ist als im Frühling,) – der quasi seit April / Mai herrschenden Dürre sei’s gedankt.

Laut der einleitenden Worte zum Fahrbericht einer renommierten, überregionalen Tageszeitung über die neue vierte Generation des BMW X5 – die gesamte X-Baureihe von Möchtegern- und Salon-Geländewagen ist eine wahre Goldgrube für den bayerischen Premium-Autobauer – sei das aktuelle Modell im Umfang erneut gewachsen und natürlich auch mit kräftigeren Motoren ausgestattet.

Photographie © LuxOr