Schlagwort-Archive: Borniertheit

Schande!

Und wieder einmal werden sie nach Strich und Faden betrogen. Ein Telephonat unter präpotenten Kraftmeier-Präsidenten genügt. Die Kurden, das größte Volk auf Erden ohne echte eigene staatliche Heimstatt, werden, nachdem sie ihre Schuldigkeit im Kampf gegen den sogenannten IS getan haben, unter hohem Blutzoll übrigens, aber im Gegensatz zu anderen entschlossen und erfolgreich, mal wieder vom vermeintlichen Verbündeten USA verraten, nicht anders als schon 1991 im Irak.  Auf daß Präsident Erdogan mit außenplitischen Abenteuern von inneren Widersprüchen, begleitet von einer Wirtschaftskrise, ablenken und die Fiktion der türkischen Staatsräson eines ethnisch homogenen Einheitsstaates aufrechterhalten kann. Aber unter NATO-„Partnern“ gewiss doch, die Schmerzgrenze liegt da hoch, Hauptsache, der Kantonist wird bei der Stange gehalten. Was ist unter diesen Vorzeichen eines amerikanischen Abzugs quasi über Nacht dann noch von Trumps bizarrem getwittertem Statement:

„if Turkey does anything that I, in my great and unmatched wisdom (! Hervorhebung LuXOr), consider to be off limits, I will totally destroy and obliterate the Economy of Turkey (I’ve done before!).“

zu halten? Ja klar, die Kurden waren ja damals, anno 1944, nicht mit von der Partie in der Normandie. (Die Türken freilich auch nicht!) Was das wiederum bedeuten soll, weiß wohl nur ein mit gottgleicher Weisheit beschlagener Meister. Wir Normalsterbliche müssen hingegen auf ewig ahnungslos bleiben. Wer kann so etwas jedenfalls überhaupt ernst nehmen? Zumal nach allem, was man weiß, für Donald T. absolut gar nichts „off limits“ zu sein scheint (Vielleicht sollte man ihn einfach nicht so häufig allein und ohne Skript telephonieren und twittern lassen und die Welt wäre eine friedlichere ..). Oder sind denn alle Trumpwähler bzw. der harte Kern seiner durchaus großen und stabilen Anhängerschaft bornierte Hinterwäldler?

Aber unter Umständen ist es tatsächlich der Fall, daß man sich in Europas Hauptstädten eher um die „drohende“ Rückkehr bislang in kurdischem Gewahrsam sich befindlichen IS-Kämpfer und -Sympathisanten oder aber um das Wiedererstarken des sog. Islamischen Staats oder um einen neuerlichen Flüchtlingszug gen Mitteleuropa den Kopf zerbricht  als um das Schicksal des kurdischen Volkes. Der Westen als eine auf Werten wie Gleichberechtigung, Selbstbestimmung, Verläßlichkeit und Bündnistreue basierende Idee existiert jedenfalls nicht. Wenig überraschend werden insbesondere die Balten darob einmal mehr aufhorchen.

Strikte Rassentrennung

… im Süßwarenregal und auf dem Couchtisch?

Die Autorin der Allgemeinen Zeitung schreibt dieser Tage in einem Artikel angesichts der Ankündigung eines sehr bekannten Süßwarenherstellers, diesen Monat Päckchen sortenreiner Goldbären ins Sortiment aufzunehmen, von einer Prozedur, die dem Schreiber dieser Zeilen bislang vollkommen fremd war:

„Egal ob auf dem Kindergeburtstag oder Jahre später zum Horrorfilm auf dem Sofa: Das Snackritual beim Gummibärchenessen bleibt zeitlebens gleich. Mit akribischer Sorgfalt werden die Gummibären erstmal nach Farben sortiert und je nach Vorlieben in einer bestimmten Reihenfolge vernascht. Die ungeliebte Sorte wird üblicherweise zuerst verputzt; es ist quasi ungeschriebenes Gesetz, sich die liebste Sorte für den Schluss aufzuheben. Der blinde Griff in die Tüte gilt in Liebhaberkreisen als Akt eines Seelenlosen – doch genau den will der Süßwarenhersteller seinen Fans künftig ermöglichen.“

Könnte es nicht sein, daß, wer am Couchtisch vor der Glotze oder auch am Eßtisch beim Hautgericht peinlich darauf bedacht ist, eine Vermischung von Beilagen oder auch bloß farblich verschiedenem Konfekt unter allen Umständen zu vermeiden, vermutlich auch in seinem Alltag und seinem Sozialverhalten häufig ein bornierter Zeitgenosse mit einem festgefügten wohlgeordneten Weltbild ist, der auch sonst ausschließlich mit Seinesgleichen Umgang pflegt? Ein Hoch jedenfalls auf die deutsche Süßwarenindustrie, die dem deutschen Spießer nun auch auf diesem bislang sträflichst vernachlässigten Gebiete verführerische Angebote macht.

Photographie © Piemont-Kirsche