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PS: Eine unendliche Geschichte? Allzu späte Einsicht oder Dämlichkeit am Werk, Pt. II

Ist er etwa um seinen guten Ruf in einer künftigen Geschichtsschreibung besorgt? Der plötzliche Aktionismus von Labour-Chef Jeremy Corbyn befremdet doch eher, wirkt unglaubwürdig und kommt wohl eher zu spät. Denn hat er die aktuelle Einbahnstraße von Boris Johnson durch seine intransigente Haltung, durch seine quälende Weigerung, auch nur ein Schrittchen auf Theresa May und ihr zugegeben wohl nicht gerade optimales Austrittsszenario zuzugehen, nicht selbst nach Kräften heraufbeschworen? Hätte er sich beizeiten besonnen, hätte der Brexit – freilich noch immer so unnötig wie ein Kropf – in einer nationalen Kraftanstrengung einer Koalition der Vernünftigen in geordneten Bahnen über die Bühne gehen können, womöglich auch zu vorteilhafteren Konditionen für das Vereinigte Königreich dank einer geeinten „Heimatfront“. Zumal sich beide über das Was ja wohl grundsätzlich einig waren. Stattdessen wird uns nun schon seit Monaten ein Lehrstück der besonderen Art, ein Schmierentheater gegeben, nämlich wie weit es kommt, wenn man persönlichen Eitelkeiten, ideologischer Halsstarrigkeit, politischer Kurzsichtigkeit und populistischer Rücksichtslosigkeit nicht rechtzeitig Einhalt gebietet. Zum Fremdschämen! Denn die Zeche zahlen mal wieder Hinz und Kunz …

PS, 25.09.2019: Weit gefehlt offenbar, Jeremy Corbyn und seine Labour Party können sich nach wie vor nicht zu einer eindeutigen Positionierung über den Brexit aufraffen. Das mag der allgemeinen Spaltung der britischen Gesellschaft geschuldet sein, als deren Spiegelbild die Partei quasi zu betrachten ist. Doch kann es sich eine große traditionsreiche und staatstragende Partei wie Labour angesichts der weiteren krisenhaften Zupitzung einer nicht nur nationalen Frage tatsächlich leisten, andauernd nur herumzulavieren? Gerade auch in diesem Augenblick, wo die Zwangsbeurlaubung des Parlaments durch eine wenig zimperliche Regierung von höchster juristischer Seite als unrechtens verworfen worden ist und also eine glaubwürdige Alternativposition aufgebaut werden müsste? Zweifel daran sind durchaus angebracht, wie auch ein Blick auf aktuelle demoskopische Werte anzuzeigen scheint. Eine größte Oppositionspartei hat in Entscheidungssituationen von historischer Tragweite ernsthafte Orientierung anzubieten, sonst hat sie ihren eigenen Anspruch, Korrektiv einer in diesem konkreten Falle noch dazu entschlossenen Exekutive zu sein, nachgerade verwirkt.

Allzu späte Einsicht oder Dämlichkeit am Werk!

Ist er etwa um seinen guten Ruf in einer künftigen Geschichtsschreibung besorgt? Der plötzliche Aktionismus von Labour-Chef Jeremy Corbyn befremdet doch eher, wirkt unglaubwürdig und kommt wohl eher zu spät. Denn hat er die aktuelle Einbahnstraße von Boris Johnson durch seine intransigente Haltung, durch seine quälende Weigerung, auch nur ein Schrittchen auf Theresa May und ihr zugegeben wohl nicht gerade optimales Austrittsszenario zuzugehen, nicht selbst nach Kräften heraufbeschworen? Hätte er sich beizeiten besonnen, hätte der Brexit – freilich noch immer so unnötig wie ein Kropf – in einer nationalen Kraftanstrengung einer Koalition der Vernünftigen in geordneten Bahnen über die Bühne gehen können, womöglich auch zu vorteilhafteren Konditionen für das Vereinigte Königreich dank einer geeinten „Heimatfront“. Zumal sich beide über das Was ja wohl grundsätzlich einig waren. Stattdessen wird uns nun schon seit Monaten ein Lehrstück der besonderen Art, ein Schmierentheater, gegeben, nämlich wie weit es kommt, wenn man persönlichen Eitelkeiten, ideologischer Halsstarrigkeit, politischer Kurzsichtigkeit und populistischer Rücksichtslosigkeit nicht rechtzeitig Einhalt gebietet. Zum Fremdschämen! Denn die Zeche zahlen mal wieder Hinz und Kunz …

PS, 25.09.2019: Weit gefehlt, Jeremy Corbyn und seine Labour Party können sich nach wie vor nicht zu einer eindeutigen Positionierung zum Brexit aufraffen. Das mag der allgemeinen Spaltung der britischen Gesellschaft geschuldet sein, als deren Spiegelbild die Partei quasi zu betrachten ist. Doch kann es sich eine große traditionsreiche und staatstragende Partei wie Labour angesichts der weiteren krisenhaften Zupitzung einer nicht nur nationalen Frage tatsächlich leisten, andauernd nur herumzulavieren? Gerade auch in diesem Augenblick, wo die Zwangsbeurlaubung des Parlaments durch eine wenig zimperliche Regierung von höchster juristischer Seite als unrechtens verworfen worden ist und also eine glaubwürdige Alternativposition aufgebaut werden müsste? Zweifel daran scheinen durchaus angebracht, wie auch ein Blick auf aktuelle demoskopische Werte anzeigt. Eine größte Oppositionspartei hat in Entscheidungssituationen von historischer Tragweite ernsthafte Orientierung anzubieten, sonst hat sie ihren eigenen Anspruch, Korrektiv einer in diesem konkreten Falle noch dazu entschlossenen Exekutive zu sein, nachgerade verwirkt.

Dann eben von unten …

Ja schon, es gilt noch immer die Unschuldsvermutung, ein hohes Gut im Übrigen. Und man sollte jedenfalls nicht so naiv sein, den sogenannten Westen frei von jener gehörigen Portion Zynismus zu klandestinen Staatsaktionen zu sehen, wie beispielsweise die nach wie vor mysteriösen Fälle der Attentate auf  „JFK“ und O. Palme, oder auch die Attentatsserie des heimischen NSU nahelegen. Insofern ist es alles andere denn erwiesen, daß Wladimir Pes Schattenkrieger für die Vergiftung des vormaligen Doppelagenten Skripal im britischen Salisbury verantwortlich zeichnen. Gleichwohl bleibt die Frage nach dem Motiv und dem Nutzen. Rein private oder kriminelle scheiden wegen der notwendig hohen Expertise wohl aus. Die Reihen nach innen (auf der Insel wie innerhalb der EU) zu schließen durch einen vermeintlichen perfiden Anschlag von außen, wäre da schon eher denkbar (wenn auch immer noch ziemlich abenteuerlich und – darüber hinaus – „ein bißchen“ aufwändig). Der Wunsch nach Rache und die Warnung Dritter, Einzelpersonen wie staatlicher Akteure, erscheint dann doch am wahrscheinlichsten. Zumal auch, wenn man sich das Schicksal von Frau und Sohn Skripal vor Augen führt, fällt es einem zunehmend schwer, allein an Zufall zu glauben. Nach diversen mutmaßlichen Hacker-Angriffen, nach den Geschehnissen in Georgien, der Krim resp. der Ost-Ukraine und vor allem in Syrien traut man leider den Verantwortlichen in Moskau schlichtweg alles zu, und der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel …

So weit, so schlimm. Boris Johnson, seines Zeichens Außenminister des Vereinigten Königreichs und als oberster Brexiteer erfahrungsgemäß um keine „Pointe“ verlegen, wartet nun mit einer historischen Analogie auf. Denn er rückt die anstehende Fußballweltmeisterschaft eben in Rußland in die Nähe der Olympischen Spiele von 1936 in Berlin, in deren Glanz sich Hitlers Deutschland zumindest kurzzeitig ins rechte Licht zu setzen vermochte. Doch wie die damaligen Verantwortlichen bereits bleibt er jegliche Konsequenz schuldig: ein Boykott scheint nicht in Frage zu kommen. „Realpolitik“ at it’s best: böse Miene zum runden Spiel in des kleinen und gerade bestätigten Demokrators Kleptokratie, ja nicht mehr – und dabei als Trostpflaster den Rubel rollen lassen. (Gleichwohl muß man sich auch ehrlich die Frage stellen, welchen effektiven Nutzen ein offizieller Boykott über den symbolisch-moralischen Augenblick hinaus denn brächte, was eine Regierung, eine Staatengruppe damit konkret eigentlich erreichen wollte/könnte und ob ein solcher Schritt die Fronten nicht eher verhärtete).

In dasselbe Horn stößt auch unsere Regierungschefin. Denn wie könnte Bundes-Angi, ohnehin nachwahl-angeschlagen, unserem Bundes-Jogi bei seiner heiligen Mission der Titelverteidigung in den Rücken fallen, ohne die geballte Kritik der bunten „Kleinen Koalition“ der Putin-Versteher im Bundestag (AfD, EfDePe, Die Linke, wie wohl auch manche Christdemokraten bzw. -Sozialen), der nicht nur am Fußball-Geschäft interessierten Wirtschaftskreise und schließlich des einfachen Volkes in seltener Einmütigkeit auf sich zu ziehen. Ja, wenn die Nationalspieler dann wenigstens allesamt patriotische Idealisten wären. Doch weit gefehlt, es bedarf stattdessen gehöriger pekuniärer Inzitamente der kickenden Ich-AGs (im Gegensatz bspw. zu einem Großteil der mehr schlecht als recht von ihrem Sport-Beruf lebenden Olympioniken abseits der durch den Medienrummel elektrisierten Zuschauermassen), auf die zu verzichten wohl kaum einer der Herren gewillt ist. Zu guter Letzt nicht zu vergessen, daß der ausschreibende Weltfußballverband FIFA erwiesenermaßen eine chronisch korrupte Institution darstellt, ohne Aussicht jedenfalls auf baldige nachhaltige Besserung. Außerdem vertreibt diese Agentur inzwischen ein Produkt, das beinah aller Orten der schnöden Ver-VIP-ung bzw. Event-ualisierung unterworfen worden ist. Nach langer Rede nun der kurze Sinn: Mein persönliches Jubiläum, meine zehnte Fußballweltmeisterschaft, wird daher höchstwahrscheinlich erstmals ohne mich auskommen. Denn alles andere wäre Verrat!

 

Postscriptum, 16.05.2018: Zwei aktuelle deutsche Nationalspieler posieren werbewirksam mit einem weiteren „lupenreinen Demokraten“ und brauchen trotz aller sonst propagierten Werteorientierung seitens ihres Verbandes keinerlei Konsequenz von eben diesem zu fürchten. So manche Karriere in der Nationalmannschaft endete aus verhältnismäßig nichtigen Gründen. Wäre Kevin Kuranyi zufälligerweise türkischstämmig gewesen, wer weiß, vielleicht hätte er sofalls doch länger noch in „der Mannschaft“ gekickt und seine Laufbahn dann u. U. nicht kürzlich erst so sang- und klanglos beendet. Das ist deutsche Treue, ist deutsche Konsequenz. Ein Grund mehr also!