Archiv der Kategorie: Zivilisation

Aus gegebenen Anlass….Nachdenken!!!

Eine quantité négligeable oder des Menschen Hybris

Eine Aufklärung,

die das menschliche Tun und Lassen ehrlich und radikal infrage stellt

und daraus die nötigen Schlüsse zieht und die rechten Taten folgen läßt,

hat es tatsächlich nie gegeben.

 

arte: Eine überschätzte Spezies

Lieben Dank an Junymond.

junymond

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Rote Listen …

oder das ewige Schicksal kleiner Völker

Schaute vor einer Weile in der arte-Mediathek eine Reportage über Karelien, welche der Sender tags zuvor in seinem alternativen Samstagabendprogramm ausgestrahlt hatte. Karelien, die wald- und wasserreiche Region im Nordosten Europas, zwischen Finnland und Russland gelegen, war mir durchaus ein Begriff. Nicht bewußt war mir freilich, daß diese Landschaft auch von einem kleinen Volk, den gleichnamigen Kareliern, besiedelt ist. Die noch dazu eine eigene Sprache sprechen, Karelisch, welche der finno-ugrischen Sprachfamilie zuzurechnen ist. Diesem Idiom droht allerdings wie anderen Sprachen von ethnischen Minderheiten ohne eigene Staatlichkeit ein ähnliches Schicksal. Nicht bloß Tiere und Pflanzen laufen nämlich Gefahr, vom Menschen ausgerottet zu werden. Nein, auch Sprachen sind akut bedroht, auszusterben.

So existiert beispielsweise ein Atlas bedrohter Sprachen, welcher unter der Ägide der UNESCO im Jahr 2010 in dritter Auflage erschienen ist, eine Rote Liste gleichsam. Dieses Kartenwerk der anderen Art führt sage und schreibe rund 2500 Sprachen überall auf der Erde auf, deren Existenz und Überleben alles andere denn gesichert ist. Zwischen den Polen sicher und ausgestorben unterscheidet die UNESCO vier weitere Grade der Bedrohung, so potentiell gefährdet, gefährdet, ernsthaft gefährdet und schließlich moribund. Wird eine bestimmte Sprache bspw. in der ersten Kategorie noch von allen (drei) Generationen innerhalb einer Familie aktiv als Muttersprache gesprochen, fällt bei zunehmender Bedrohung die nächst jüngere Generation aus. Die ersten Kandidaten müssen dabei allerdiungs gar nicht die „üblichen Verdächtigen“ irgendwelcher indigener Völker (nicht bloß in der Dritten Welt) sein, in Amerika, Afrika, Asien oder Australien, deren Lebensraum zusehends bedroht ist. Nein, selbst in unseren Breitengraden finden sich Sprachen, welche von immer wenigeren Muttersprachlern gesprochen werden, so das Sorbische, das Friesische oder das Rätoromanische in der Ostschweiz. Aber auch Dialekte wie Alemannisch oder Bairisch gelten zumindest als potentiell gefährdet. Die mittelfristig verschwunden sein werden, so man nicht entschlossen gegensteuert. Vorausgesetzt, der politische Wille ist vorhanden und das allfällig nötige Geld. Und selbst dann ist das noch keine Gewähr. Denn „während die zwanzig größten der zwischen 6000 und 7000 lebenden Sprachen von der Hälfte und die ca. 300 Sprachen mit über einer Million Sprechern“ laut wikipedia „von über 90 % der Weltbevölkerung gesprochen werden, weisen die allermeisten Sprachen eine Sprachgemeinschaft von nur wenigen hundert oder tausend Sprechern auf. Je nach Schätzung sollen zwischen 50 % und 90 % aller lebenden Sprachen im 21. Jahrhundert ernsthaft gefährdet sein bzw. verschwinden.“

Besagter Atlas weist das Karelische jedenfalls als „definitely endangered“ (gefährdet) aus. Der Mangel an Infrastruktur und Arbeitsplätzen, der ökonomische Druck zwingt zur Abwanderung in wirtschaftlich potentere Regionen. Zugleich vermischen sich die Gesellschaften immer mehr. Was wiederum den Druck nach sich zieht, sich kulturell anzupassen, d h Sprache und Kultur der Mehrheitsgesellschaft, in diesem Fall des Russischen, anzunehmen. (Andere Gründe für den Sprachentod können Naturkatastrophen, Bedrohung des Lebensraumes durch Raubbau, Krieg oderVölkermord oder politischer Zwang zu kultureller Assimilation im Zeichen von Nationalismus sein.) Somit verlieren die Angehörigen solcher kleiner (Sprach-)Gemeinschaften freilich nach und nach den Zugang zu ihrer eigenen Herkunft und die Kenntnis ihrer Überlieferungen. Zurück bleiben wie häufig die Alten als die letzten aktiven Träger der eigenen Kultur, ihrer Mythen, Traditionen und Kulturtechniken – und damit auch der Sprache. Welche sie alsbald unweigerlich mit ins Grabe nehmen.

Vor diesem Hintergrund geradezu rührend der Versuch, dem gegenzusteuern. Einige wenige unentwegte Idealisten, ein Verein, unterhalten einen Kindergarten. Um wenigstens einigen Kindern ihre eigene Sprache quasi als erste Fremdsprache und passiv nahezubringen. Ein geschütztes Inseldasein auf Zeit. Denn sonst im Alltag sprechen sie Russisch. Oder man sucht im Zuge eines sanften Tourismus eigene Sitten und Gebräuche darzubieten, ein Kultur-Biotop auf Abruf. Ob sich diese allerdings durch solcherart touristischer Folklore tatsächlich auf Dauer wachhalten lassen, bleibt doch eher ungewiß.

Eine globalisierte Welt drängt wirtschaftlich und damit auch kulturell zu immer weitergehender Homogenisierung. Leidtragende sind kleine Gemeinschaften, deren Stimme als zu unbedeutend gilt, als daß sie gehört werden könnte. Es dominiert die Sprache des Geschäfts und der Zerstreuung. Dieweil die Sprache der Seele unwiderruflich verstummt …

 

Der Eintrag des erwähnten Atlas der UNESCO zum Karelischen

Name of the language Karelian (Karelia) (en), carélien (Carélie) (fr), carelio (Carelia) (es), карельский (ru)
Related records Karelian (Tikhvin), Karelian (Tver), Karelian (Valday)
Vitality Definitely endangered
Number of speakers 20000
Estimate for the Republic of Karelia based on the 2002 census of the Russian Federation, possibly slightly inflated; up to 2,000 elderly speakers in Finland taken into account
Location(s) Loukhi, Kem’, Kalevala and Muyezerskiy counties, the western parts of Belomorsk, Segezha and Medvezh’yegorsk counties, the southwestern part of Kondopoga County and the Porosozero region of Suoyarvi (Suojärvi) County of the Republic of Karelia, the Russian Federation; in Finland, Karelian is spoken by people evacuated in 1940 and 1944 from former Finnish territories including Suojärvi, Suistamo and Korpiselkä counties, currently the central parts of Suoyarvi (Suojärvi) County in the Republic of Karelia, and in two border villages in Suomussalmi County in Oulu Province
Country or area Finland, Russian Federation
Coordinates lat : 63.0474; long : 33.4616
Corresponding ISO 639-3 code(s) krl

 

Antike Technik, bildlich in Bewegung gesetzt …

Am Anfang war das Rad. Bis, der lieben Wiki zufolge, findige griechische Konstrukteure um das 4./3. Jahrhundert vor Christus auf die Idee kamen, zwei Räder mittels einer verlängerten Achse und Querplatten zu verbinden und von Wasser antreiben zu lassen. Die Antriebskraft des Wassers wurde also durch eine geeignete Apparatur nutzbar gemacht. Das Wasser- oder Mühlrad ward erfunden.

 

Es diente fortan zum Beispiel als Schöpfanlage zur Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen. Im Römischen Reich wurden Wasserräder alsbald auch zum Mahlen verwendet. Ihre Nutzung war dann bald so verbreitet, daß der römische Architekt und Ingenieur Vitruv in seinen De architectura libri decem genannten Überblickswerk deren Aufbau beschrieb. (ab ca. 33 v. Chr.) Um die Zeitenwende ist auch schon eine erste Anlage auf dem Gebiet des späteren Deutschlands, im Raum Stolberg bei Aachen, archäologisch bezeugt. Über Jahrhunderte hinweg waren dann Wasser(- & Wind)räder die primären Energieerzeuger. Bis die Wasserkraft ab Ende des 18. Jh. schließlich zunehmend von der Dampfmaschine abgelöst wurde.

 

Heutzutage kann man Wasserräder hierzulande, außer vielleicht noch vereinzelt in gewissen ländlich-agrarischen, wasserreichen Gegenden zur Stromerzeugung, allein im musealen Schaubetrieb in Aktion erleben. Ähnlich auch in Tengen. Die Ortsbezeichnung „Mühlbachschlucht“ verweist jedenfalls darauf, daß hier einstmals Mühlen ansässig waren. Doch das ist sicher lange her. Einzig eine Ruine ist hiervon erhalten geblieben. Und fungiert nun als Ausflugsziel mit großzügiger Sitzbank und Grillgelegenheit. Das Mühlrad jedoch dreht und klappert unermüdlich und unbeirrt um seiner selbst willen. Und zeugt in seiner genialen Einfachheit von einer frühen Entwicklungsstufe von Technik bzw. von der Erfindungsgabe früherer Geschlechter. Und fasziniert den überraschten Naturfreund, der interessiert passiert. Vorausgesetzt, der stete Strom Wassers versiegt nicht. Nach zwei Dürresommern hintereinander keine Selbstverständlichkeit mehr.

 

Die Wassermühle lebt darüber hinaus frelich noch in der populären Kultur fort; denn sie fand Eingang in das volktümliche Liedgut. Neben Es steht eine Mühle im Schwarzwalder Tal ist dabei insbesondere an Es klappert die Mühle am rauschen Bach zu denken. Hier wie dort wird an prominenter Stelle auf das charakteristische Geräusch verwiesen, das durch die Umdrehung der Achse entsteht, das motonone Klappern. Dies kann im Verbund mit dem steten Rieselrauschen des Wassers durchaus seine beruhigende Wirkung entfalten. Ein romantisch-wehmütiger Reflex also auf die hämmernd-knallende oder zischende Lärmkulisse der sich industrialisierenden Wirtschaft in der klassischen Moderne. Regressive Fluchten.

 

Es klappert die Mühle am rauschenden Bach: klipp-klapp.

 

Photographie © LuxOr

PS, 30.06.2020: Wie wir aus gut unterrichteter Quelle erfahren haben, stand obiges Mühlrad vergangenen Sonntag, den 28.06., tatsächlich still. Wassermangel? Hat jemand etwa den Stöpsel gezogen? Dreht es etwa bloß nach Anmeldung unermüdlich seine runde Bahn? War das Wetter vor zwei Tagen zu trüb für eine Ausflügelei in Natur und Vergangenheit? Wie dem auch sei, WIR hatten vor einer Woche offenbar Glück gehabt und waren zur rechten Zeit am rechten Ort …

 

 

Das etwas andere Reiseerinnerungsbuch

Der leibhaftige Anti-Christ?

Der Tanz auf dem Vulkan?

„Pathologische Verdrängung“?

Das unbekannte Wesen in einem jeden von uns?

Abgründe der Spaßgesellschaft

Photographierte Reiseerinnerungen spiegeln häufig wohl doch bloß eine geschönte, um nicht zu sagen eine „unehrliche“ Realität paradiesischer Zustände wider, in der sich zivlisiert gebende Menschen, ineins mit der Natur, milde lächelnd und wohl temperiert Erholung und Erbauung suchen. Die Wahrheit schaut dann oft eher anders, nämlich fratzig aus.  Ähnlich wie die eventualisierte Fasnet mit ihrer maskierenden Transformation wirkt der Ski-Zirkus-Tourismus, indem er den respektive das geneigte Haserl aus dem angepaßten Alltag in den komplett anderen Referenzrahmen der künstlichen Sorglosigkeit einer befreienden Almwelt versetzt, offenbar überaus enthemmend. Ein Virus hat hier demnach auch leichtes Spiel. Wer sich, auch infolge von Gruppendynamik und reichlich fließendem Alkohol, also so weit gehen lassen kann, ist auch zu ganz anderen Taten imstande.

Corona-Ausbruch in Ischgl : Einen Instinkt fürs Tier

Warum das Coronavirus ausgerechnet in Ischgl perfekte Bedingungen vorfand, zeigen die Bilder des Fotografen Lois Hechenblaikner. Ein Interview mit dem Kronzeugen des institutionalisierten Wahnsinns.

Als „fotografischer Thomas Bernhard“ wurde der Tiroler Lois Hechenblaikner immer wieder mal bezeichnet, einer, der dahin geht, wo es weh tut und schonungslos mit seiner Kamera draufhält. 26 Jahre lang hat er in seiner Heimat den Après-Ski-Exzess fotografiert. Das Fotobuch „Ischgl“ zeigt nun das abgründige wie abstoßende Ergebnis. Und wer die Bilder sieht, versteht schnell, warum sich das Corona-Virus von Ischgl aus nach ganz Europa verbreiten konnte.

War Corona die Strafe Gottes für die sündhaften Skifahrer?

Jaja, das ist schon so. Ein Freund von mir hat Ischgl mal als die Partnergemeinde von Sodom und Gomorra bezeichnet. Aber nach dem Corona-Ausbruch taten alle so, als könnten sie nix dafür. Das ist dann der alpine Scheinkatholizismus.

(…)

Lois Hechenblaikner: „Ischgl“, Steidl Verlag, Göttingen, 2020

 

Zwölf Uhr mittags

Der 23. Mai ist ein durchaus geschichtsträchtiger Tag. Da liegt es nahe, an einem solchen Datum zu einem gegebenen Zeitpunkt einmal eine Momentaufnahme der Ereignisse und Einschätzungen im unendlichen Strome der Zeit zu machen, welche im nächsten Augenblick bereits vergangen sein werden, und deren tatsächliche Bedeutung für den weiteren Lauf der Geschichte wir allenfalls erahnen können.

Im Folgenden habe ich daher alle Schlagzeilen, welche Punkt Zwölf Uhr mittags auf der Seite meiner Netzhauspostille präsentiert worden sind, hier aufgelistet. Ein bißchen überrascht war ich jedenfalls von der schieren Menge der Artikel und Nachrichten, es dauerte deutlich länger als erwartet, alle Einträge niederzuschreiben; wenn man geschwind mal herunterscrollt, fällt das einem gar nicht so sehr auf. Freilich geht mit der hohen Zahl auch eine Verbreiterung der angesprochenen Themen und Fachgebiete einher. Ein anregendes Kaleidoskop des menschlichen Lebens in seinen Leistungen, Widersprüchen und Nichtigkeiten gleichsam, ein Schaufenster zur Welt, zu Raum und Zeit, ein Spiegel der Gesellschaft. Oder Politik und Poesie des Alltags. Und mal schauen, woran ich mich in einem Jahr noch erinnern kann, was Bestand hat und was nicht …

 

  • Corona-Wiederaufbaufonds: Eine Alternative zum Merkel-Macron-Plan
  • Europa in der Corona-Krise: Solidarität bis zur Schuldenunion?
  • 500-Milliarden-Fonds: Der Hamilton-Moment
  • Gesundheitsamt bestätigt: Corona-Ausbruch nach Gottesdienst in Frankfurt
  • Folgen des BND-Urteils: Gehen Deutschland jetzt Informationen verloren?
  • Missbrauchsvorwürfe im Sport: Mutige Frauen trotzen Morddrohungen
  • Meisterkampf in Bundesliga: Die große Gefahr für den BVB
  • Branchenwandel durch Corona: Trübe Zeiten für Edelmarken
  • Digitec-Podcast: Der Umbruch hat erst begonnen
  • Ist die Einheit in Gefahr? Wie Corona das Vereinigte Königreich spaltet
  • Zahlen zum Corona-Virus: Die Pandemie im Überblick
  • Liveblog zum Corona-Virus: Los Angeles verteidigt Beschränkungen gegen Trump-Regierung
  • Niedersachsen: Quarantäne für 50 Menschen nach Corona-Ausbruch in Restaurant
  • Folgen der Corona-Krise: Unternehmer Kühne: Merkel könnte nochmal antreten
  • Rummenigge kontert DFB-Idee: „Das ist kalter Kaffee“
  • Biden entschuldigt sich: „Ich hätte nicht so ein Klugscheißer sein sollen“
  • Folge der Pandemie: Autovermieter Hertz stellt Insolvenzantrag
  • Hertha-Trainer Labbadia warnt: Laute Mahnung trotz Derby-Kantersieg
  • Blogs/Pop-Anthologie: Alles nur ein Fiebertraum
  • Comeback der AS 2020: Diese Flieger wollen ewig leben
  • Unterwegs auf den Feldern: So schlagen sich die deutschen Spargelhelfer
  • Fraktur: Krude wie Tante Trude
  • Digitalisierung verschlafen: Die Dinosaurier-Banken sind zu spät dran
  • Komplizierte Parteiausschlüsse: Im Zweifel für den Querschläger
  • Kampf gegen Corona: Impfstoff? Freut Euch nicht zu früh!
  • „Inside Tumucumaque“: VR-Reisen durch den Amazonas-Regenwald
  • Freibad-Saison in NRW eröffnet: „Die Corona-Kilos müssen wieder runter“
  • Weiße Kreise als Abstandshalter in San Francisco
  • Gefährliche Algenbildung?: Grüne Flecken in der Antarktis
  • Di Maio rührt die Werbetrommel: Die Hassliebe der Italiener zu deutschen Touristen
  • Barbara Borchardt: zu links für das Verfassungsgericht?
  • Corona-Krise: Trump dringt auf Öffnung der Kirchen
  • Setzt sich Meuthen durch? House of AfD
  • Johnson-Berater: Cummings soll Lockdown-Regeln missachtet haben
  • Virtueller CSU-Parteitag: Söder „die Stimme der Vernunft“
  • „Staatliche Gängelei“: Altmeier gegen Recht auf Homeoffice
  • Streit ums Geld: Konjunkturpaket soll kommen – aber wie?
  • FAZ Exklusiv: Die Rentenreserve schmilzt wegen Corona
  • Unternehmen nach 2. Weltkrieg: Neustart auf dem Trümmerfeld
  • Online-Kommunikation: Whatsapp hängt alle ab
  • Hate-Speech auf Twitter: Die Verrohung nimmt kein Ende
  • Folgen der Corona-Krise: Facebook rechnet künftig mit 50 Prozent Homeoffice
  • Vermögenspreise(?): Ein Inflationsschub ist unwahrscheinlich
  • Bitkom-Umfrage: Bargeld nicht mehr gefragt
  • Nachfrage kollabiert: Indiens Notenbank wagt keine Wirtschaftsprognose
  • Spezialkredite der Notenbank: Japanischer Schulterschluss gegen Corona-Krise
  • Max-Klinger-Ausstellung: Lust und List des Monumentalen
  • Frankfurter Bühnen: Ein Donnerschlag gegen das Stadtparlament
  • Streamingdienste im Vormarsch: Wer soll das alles bezahlen?
  • Britische Unis schlagen Alarm: Lebenslang online
  • FAZ Podcast für Deutschland: „Weit weg von Leistungssport“ – Läuferstar Pamela Dutkiewicz über Quarantäne-Training
  • FAZ Einspruch Podcast: Die Grenzen der BND-Massenüberwachung
  • FAZ Podcast für Deutschland: „Dann kauf Dir doch ne Insel“ – Immobilienpreise in Corona-Zeiten
  • Sozial engagierte Studenten: Creditpoints für die gute Tat
  • Kleines Arbeitszimmer: Die Homeoffice-Nöte des SAP-Chefs
  • Europäischer Gerichtshof: Ein Integrationsmoter unter Legitimationsdruck
  • Engagement neben dem Beruf: Eine Frage der Ehre
  • Comic: Alarmstufe Grün ist viel verstörender als Rot
  • FAZit – Das Wirtschaftsblog: So klappt es mit dem Bestseller
  • Fußballstar Khedira schwärmt: „Er war der beeindruckendste Trainer“
  • Christopher Froome kämpft: Ein Radstar in der „Quälhölle“
  • Jockey Andrasch Starke: Der mit der Kraft in den Händen
  • Der Barfuss-Drummer: City-Schlagzeuger Klaus Selmke gestorben
  • Pakistan: 97 Tote bei Flugzeugabsturz in Karachi
  • Haftbefehl wegen Mordes: Erzieherin soll Kita-Kind getötet haben
  • Homeschooling: Mathestunde am Laptop
  • Mode während Corona: Mit Mundschutz von Gucci
  • Mode-Ikone Michelle Elie: „Ich passe in keine Kategorien“
  • Schauspielerin Janelle Monáe: „Ich würde auch gerne Fehler machen dürfen“
  • Smalltalk – Neues von den Promis: Rooney Mara erwartet erstes Kind
  • Initiative gegen Extremismus: „Fausthiebe nehme ich sportlich“
  • Frankfurt: Hauptstadt der Verschwörung
  • Autobahn 7 komplett gesperrt: Lastwagen verliert nach Notbremse Ladung mit Tierabfällen
  • Städtische Bühnen: Am Wolkenfoyer soll es nicht scheitern
  • Ladestationen zu vermieten: Energie auf Rädern
  • Fünf am Freitag: Heiße Eisen, harte Fasern und coole Klänge
  • BMW Active Hybrid E-Bike: Nur kein Neid bei großen Namen
  • Elektroautos auf der Fähre: Stromschlag auf See?
  • Arzneien in der Corona-Krise: Wirkt dieses Medikament jetzt noch?
  • Verbreitung durch Aerosole: Etwas Virus liegt in der Luft
  • Verfettetes Organ: Wenn die Leber am Limit ist
  • Rüdesheimer Drosselgasse: Das jähe Ende von Wein, Weib und Gesang
  • Wie erklär ich’s meinem Kind? Was eine Sucht ist
  • Einmalzahlung pro Kind: Kommt der Corona-Familienbonus?
  • Corona-Krise: Männer, Frauen, Traditionen
  • Spaniens Kunstmarkt: Nur eine Million Euro
  • ZADIK: Kunstmarkt und Lehre
  • Rundgang durch die Galerien: Exodus aus Berlin?
  • Trendobjekt Gartenhaus: Welche Hütte passt zu mir?
  • Studie des Immobilienverbands: Mieten und Hauspreise steigen trotz Corona weiter
  • Schotterwüste im Vorgarten: „Das sind die gartengewordenen SUVs“
  • Arles in der Provence: Wie viel Paris darf es sein?
  • Popakademie Mannheim: City of Music
  • Deutschland spricht: Angst, Unruhe, Wut – und Demut
  • Blick von oben auf die Welt: So schön, so bunt, so nah!

 

Eine gehörige Portion modischen Zynismus zum Wochenbeginn ..

Gerade online gelesen in meiner startseitenden Hauspostille:

Das Coronavirus hat es in die Modewelt geschafft. Auf der London Fashion Week zeichnet sich zumindest ein neuer Trend ab: die aufgehübschte Atemschutzmaske. Doch hilft die überhaupt? …

Zwanghafte „Ästhetisierung“ des rein Funktionalen

Zynische Vermodung des Pathogenen

Ausschlachtung des Elends für den kurzfristigen Oha-Effekt

„Witzigkeit kennt keine Grenzen“? Erreger aber auch nicht

„Ein Symbol unserer Zeit“? Unserer kranken Zivilisation vielleicht

(Eine Regung wie MItgefühl ist der Modebranche wohl kaum zuzutrauen.)

Aber warum dann nicht ehrlicherweise – den drei Affen gleich –

zwei verschränkte Hände aufdrucken?

Zivilisation, welche Zivilisation?

Violette Endivien                                                                                                                       Steglitz

Ich trat in ein üppiges Schlemmergeschäft ein, weil eine im Schaufenster ausgestellte, ganz besondere violette Art von Endivien mir aufgefallen war. Es überraschte mich nicht, daß der Verkäufer mir erklärte, die einzige Sorte Fleisch, für die dieses Gericht als Zukost in Frage käme, sei Menschenfleisch – ich hatte das vielmehr schon dunkel vorausgeahnt.

Es entspann sich eine lange Unterhaltung über die Art der Zubereitung, dann stiegen wir in die Kühlräume hinab, in denen ich die Menschen, wie Hasen vor dem Laden eines Wildbrethändlers, an den Wänden hängen sah. Der Verkäufer hob besonders hervor, daß ich hier durchweg auf der Jagd erbeutete und nicht etwa in den Zuchtanstalten reihen- weise gemästete Stücke betrachtete: »Magerer, aber – ich sage das nicht, um Reklame zu machen – weit aromatischer«. Die Hände, Füße und Kopfe waren in besonderen Schüsseln ausgestellt und mit kleinen Preistäfelchen besteckt.

Als wir die Treppe wieder hinaufstiegen, machte ich die Bemerkung: »Ich wußte nicht, daß die Zivilisation in dieser Stadt schon so weit fortgeschritten ist« – worauf der Verkäufer einen Augenblick zu stutzen schien, um dann mit einem sehr verbindlichen Lächeln zu quittieren.

Jünger, Ernst: Violette Endivien, in Ders: Das Abenteuerliche Herz. Zweite Fassung: Figuren und Capriccios, Stuttgart 2010 (EV 1938), S. 18.

 

Auslöschung

Schlimm genug, daß der Mensch große Säugetiere, aber auch Insekten und Pflanzen zum Aussterben bringt. (Insbesondere die Konsequenz eines Verschwindens der Letzteren ist dabei noch kaum im allgemeinen Bewußstein angelangt.) Darüber etwas aus dem Blick gerät bisweilen, daß der Mensch auch dem Menschen selbst der größte Feind ist. Und dabei soll hier nicht vom homo suicidalis, der seine Umwelt vollends zerstört, die Rede sein. Oder von genozidalen Gewaltexzessen vergangener Epochen, begangen an den First Nations, den Aborigines, den Ureinwohnern Nord- und Südamerikas oder Ozeaniens, an den Herero und Nama in Deutsch-Südwest, den Armeniern im Osmanischen Reich oder der Shoa. Auch nicht von den Massenmorden neueren Datums an den Tutsi in Rwanda oder den ethnischen Säuberungen auf dem Balkan. Oder von den systematischen Vertreibungen der Rohingya in/aus Myanmar.

Nein, heutzutage geht ein solcher Prozeß bisweilen deutlich geräuscharmer vonstatten, zumal wenn es sich um kleine bis kleinste Völkerschaften oder Stämme handelt, die keinen Staat samt Administration in unserem Sinne bilden und auch anderwärtig über kaum eine Lobby verfügen. Indigene Völker in vermeintlich abgeschiedenen Weltecken, in schwer zugänglichen, aber teils rohstoffreichen (natürlich!) Regionen der Erde; diese fallen noch immer partikularen Interessen von Repräsentanten der herrschenden Mehrheitsbevölkerung zum Opfer, insbesondere in den noch existenten Urwaldsystemen in Südamerika oder Südostasien. Solch ein trostloses Schicksal rückt exemplarisch ein neuer Dokumentarfilm über die Piripkura im brasilianischen Regenwald in den Fokus. Von diesem Volkstamm sind noch drei Angehörige übrig, von denen zwei, Onkel und Neffe, nach traditioneller Art als Jäger und Sammler im Wald untertauchen, während die letzte Frau, bereits „domestiziert“, in einer Art Sozialstation lebt. Das Ende läßt sich in diesem speziellen Falle unschwer ausmalen, denn nach dem bald zu erwartenden Ableben dieser letzten Vertreter ihres Volkstammes wird die Verfügungsgewalt über Holz und Boden(-schätze) wohl an den Meistbietenden übergehen, wenn nicht gleich an den Rücksichtslosesten. Solch eine Auslöschung betrifft jedoch nicht allein die physische Existenz. Nein, denn damit einher geht in der Regel auch das Aussterben einer Sprache. Und mit diesem Kulturträger geht also auch eine jahrhundertalte Tradition, geht eine spezifische Sicht auf das Leben, geht Welt-Wissen, geht (alternative) Kulturtechnik, ein Wert an sich, unwiederbringlich verloren.

Glücklich kann sich da noch nennen, wer auf einer abgelegenen Insel lebt. Etwa das Volk der Sentinelesen auf den Andamanen im Nirgendwo des Indischen Ozeans. Dort suchte dennoch ein US-Amerikaner im vergangenen November in einem typischen Fall westlichen Hochmuts diesen Volksstamm, welcher in selbstgewählter völliger Isolation von jeglicher „Zivilisation“ lebt, für das Christentum zu bekehren. (Wenn wir einmal von der Existenz eines liebenden Gottes ausgehen, dann wird er seinen „unschuldigen“ Kindern vermutlich genauso innig zugetan sein, wie wenn sie (zwangs-)bekehrt wären.) Obwohl jede physische Kontaktaufnahme zu den Inselbewohnern behördlicherseits verboten ist. Der Missionar wurde denn auch offenbar am Strand noch mit Pfeil und Bogen getötet.

Kann der moderne Mensch demnach, so läßt sich fragen, die Begegnung mit dem naiven Urzustand seines älteren Menschen-Bruders nicht ertragen, schämt er sich dessen und muß er folglich diese in seinen Augen uneindeutige und unnütze, wenn nicht gleich unbequeme, da implizit einen Vorwurf transportierende, Lebensart um jeden Preis seiner eigenen angleichen, ansonsten aber umstandslos vernichten?

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Postscriptum, 13./14.12.2018:

Noch diese Woche tagt in Kattowitz die UN-Klimakonferenz. Und vergangenen Montag wurde international der Wiederkehr jenes Tages gedacht, an dem vor nunmehr siebzig Jahren die Erklärung der Menschenrechte erfolgte. Der Im Verlauf der Jahrzehnte noch weitere, gleichwohl ebensowenig bindende, Pakte über wirtschaftliche und soziale Rechte und Freiheiten folgten. Vor diesem Hintergrund muß sich die sogenannte internationale Staatengemeinschaft denn auch die Frage gefallen lassen, ob sie tatsächlich nicht in der Lage sei, Rechte für Kollektive wie etwa ganze Völker zu etablieren und auch durchzusetzen, damit deren Lebens-Raum unversehrt erhalten bleibe. Sonst übernehmen alsbald selbsternannte Menschheits-Beglücker vom Schlage eines Jeff Bezos endgültig das Ruder, welcher den Exodus des homo „sapiens“ in den Kosmos projektiert. Aber das bedeutet schließlich nichts anderes als die Gestaltungs- und Widerstandskraft der Menschheit aufzugeben, denn es wäre der bequeme Weg …