Archiv der Kategorie: tierisches

Wenn sich der Tag langsam zu Ende neigt …
und die Sonne allmählich im Meer versinkt,
werden Enten wunderfitzig und kommunikativ!
Zum geneigten Weiterlesen:
quak-quak & watschl-watschl oder das Wesentliche
Photographie © LuxOr
Der Fassadenkletterer
Summ, summ, summ …
Nicht nur Bonsels‘ Maja
oder zum Weltbienentag (20. Mai)
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
ei! wir thun dir nichts zu Leide,
flieg’ nun aus in Wald und Heide!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
such’ in Blumen, such’ in Blümchen
dir ein Tröpfchen, dir ein Krümchen!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
kehre heim mit reicher Habe,
bau’ uns manche volle Wabe!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
bei den heilig Christ-Geschenken
wollen wir auch dein gedenken –
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
wenn wir mit dem Wachsstock suchen
Pfeffernüss’ und Honigkuchen.
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Summ, summ, summ! (1835/43)
Oder wie Honig entsteht und welche Bienen
– possierliche Tierchen, nützlich und unersetzlich –
wieso von uns neuerdings vernichtet werden:
Der deutsche Ordnungswahn,
ethnisch reine Wiesen und Kulturen, Furcht vor Vielfalt, Zyklon B …
Animal Farm der anderen Art oder der Privat-Zoo …
Der einäugige Bandit oder unter scharfer Beobachtung …
Auf Garfields Spuren?
Noli me tangere!
Chrrrrhch! Einfach unverbesserlich übergriffig! Also, diese Zweibeiner genannt Menschen kennen keinen Anstand, keine Grenzen, keine Distanz. Da stellt mir dieser Bazi, dieser Lackel doch unverfroren nach und will mich sogar betatschen, so daß ich mich in Sicherheit bringen muß!
Dabei liegt es doch offen zutage: wo lebe ich, wo befinde ich mich denn? Genau, im Museum. Und also bin ich eine Museumskatze und einzigartig und als solche unter allen Umständen unberührbar! Das ist ein Ort der stillen Versenkung und gedanklichen Auseinandersetzung mit dem Geschauten. Lange Finger sind da absolut fehl am Platze. Genieße lieber die herrliche Aussicht, Mann, und mach Dir dabei romantische Gedanken,
aber laß mich in Frieden! Also schleich Dich, ich sag’s Dir im Guten, sonst setzt’s doch noch Krallen-Krawall, Chrrrrhch!
Photographie © LuxOr
Von Schlössern, Schikanen und elastischen Gliedern
So eine Unverschämtheit, so eine bodenlose Frechheit! Seller LuxOr (was ist das überhaupt für ein Name?!), seller selbsternannte Knipser vor dem Herrn, seller Quartals-Freiburger, derweil ich als einziger Kater im Haus (!!!) beständig und unverdrossen die Stellung halte und die Damen heldenhaft vor Ungemach bewahre (!!!), – der hat mir weiß Gott nichts zu sagen. Aber nun d a s !
Erst zerdeppert er mir nächtens meine geräumige blaue Schloßbox durch einen (sehr verdächtig nach Mutwillen riechenden, gezielten) Tritt; hat denn der Heinz keine Augen im Kopf! Dann stellt er mir auch noch dieses wachsweiche, grüne Schächtelchen hin, winzig und schäbig, als ob nichts gewesen wäre. Und das mir, dem König des Hinterhofs! Die reine Provokation, nichts als Schikane! Wer hat da noch Töne? Wie weit ist es gekommen mit der Menschen Arroganz und Übermut? (Und warum fuchtelt der nun schon wieder so wichtigtuerisch und ohn End mit dem rechteckigen Kästchen vor mir herum, das andauernd klick, klick macht?)
Aber wart nur, Bürschle, ich nehme die Herausforderung an, das wär doch gelacht! Ich passe da elegant und kunstvoll gefaltet hinein, mein Beiname lautet schließlich nicht umsonst „Mäxchen Meyer mit den elastischen Gliedern“!
Et voilà, habe ich etwa zu viel versprochen, habe ich mich nicht gekonnt verpackt und gebe dabei noch immer eine stattliche Erscheinung ab, die ohne Zweifel Respekt heischt? Ich bin eben der Meister aller Schuhgrößen, wer es mit mir aufnehmen will, benötigt schon nen Schraubstock!
Daher kann ich jetzt auch gut geknauscht meinen Triumph genießen. Ansonsten aber ma Schluß mit dem ganzen Firlefanz hier: machst Du wohl die Kamera aus, Du Hallodri!
Photographie (minimal manipuliert) © Mäx „Ich, einfach unverbesserlich“ Meyer resp. LuxOr
Downsizing à la chat
Alternative Wohnformen sind momentan, angesichts teils massiver Wohnungsnot und explodierender Mietpreise, in aller Munde, wie zuletzt wieder eine Folge des ZDF-Formats 37 ° und ein Artikel in der FAZ zeigten. Man muß dabei nicht gerade in einer Nobelherberge residieren wie bspw. Udo Lindenberg im Hotel Atlantic zu Hamburg. Nein, Camper, Hausboot oder eben ein tiny house tun es auch. Andere, Schnecken etwa, haben uns überkultivierten Zweibeinern da doch einiges voraus in Sachen räumlicher Bescheidung. Ein weiteres aktuelles Beispiel kreativer baulicher Einfachheit sei hiermit zur Nachahmung empfohlen, das Halbhaus – oder Downsizing à la chat:
„My Box is my Castle – just Living in a Box!“ (L. B.)
(Photographie: LuxOr, wo nicht anders angegeben)
Mir hänn au unsre guate Seita!
Das stellte das Äffle weiland im Brustton der Überzeugung fest. Worauf das Pferdle nur trocken erwiderte: Ja, bsonders vun hinde. Ha, denkt sich darob Mäx Meyer ganz selbstbewußt, da kennt ihr eben meine grüne Seite noch nicht! Et voilà:

Ha, hier gibt’s nix zu sehe!

Uuh, Verletzung meiner Persönlichkeitsrechte! Dann rolle ich mich jetzt eben ein …

Isch der imma no doh! Dann probier ich’s mal mit Ignoriere …

Fürwahr und aufgepaßt, liebe Kätzinnen, ich hab au meine guate Seita – bsonders vun unde!

Mäx M., der unbestrittene König des Hinterhofs.
Pränatale Prägungen oder die Wahl der richtigen Schublade
Wie wir kürzlich erst nach gar nicht so eingehender Untersuchung aus berufenem Munde erfahren haben, ist das einstmals hier als Hexle (resp. Frollein Meier) vorgestellte Kätzle gar keine ebensolche. Denn nach mutmaßlich einer der schnellsten und sicherlich auch schmerzfreisten Geschlechtsumwandlungen aller Zeiten stellte es sich als ein Mäxle heraus, weshalb ich ihn nun kurzerhand auf Mäx Meyer getauft habe. Ein nicht uncharmantes Bürschle jedenfalls …

Mäx Meyer, der Charmeur, im Räkelmodus
Kein Fuß ist ja bekanntlich vor seiner liebevoll zupackenden Zudringlichkeit sicher, so auch der des Schreibers dieser Zeilen, gerade auf Familienbesuch weilend.

M. M., caught in fierce action

M.M., der Fuß-Fetischist
Der Grund dieser bemerkenswerten Obsession scheint auch ausgemacht, eine pränatale Prägung offenbar. Ward doch Mäxens Frau Mama unter Ihrer Trächtigkeit und dann wohl auch noch im Wochenbett angeblich eine Lagerstatt in einer Schublade voller Socken eingerichtet. Welch ein Glück, möchte man im Nachhinein beinah unweigerlich meinen: denn nicht auszudenken, was nun geschähe, wäre es eine Schublade voller Unterhosen gewesen …
Von Samtpfoten und guten Werken …
Schriftsteller sind eine ganz eigene Spezies, beispielsweise sind sie neugierige Zeitgenossen. Sie interessieren sich für vielerlei, für Zustände oder Ereignisse und fragen dabei, wie etwas sein könnte. Ganz besonders liegt ihnen aber am Menschen an sich, seine Befindlichkeiten, Gefühle und Gedanken. Dabei reagieren Schriftsteller sensibel auf die sie umgebende reale Umwelt und nehmen quasi seismographisch Atmosphäre auf, und Stimmungen. Dahinter kommt stets ein unabhängiger Geist zum Vorschein. Zudem sind sie, man könnte beinah schon sagen, verspielt, insbesondere Dichter. Denn das Medium ihrer Mitteilung, die geschriebene Sprache, ist zugleich ihr Spielzeug. Sie spielen mit Sprach-Bildern, verwenden Wörter auf überraschende Weise oder stellen sie auf eigenwillige Art zu einem Satz zusammen, sie überschreiten Grenzen der Darstellbarkeit. Manche ihrer Zunft kann man dabei in einem gewissen, auch positiven Sinne exzentrisch nennen, das Äquivalent gleichsam ihrer Kreativität.
Na, und wem nun die erwähnten Grund-Eigenschaften irgendwie bekannt vorkommen, auch wenn er resp. sie diese mit einem anderen Lebewesen verbindet, vermutet richtig. Denn Katzen wird ein ähnlicher Charakter nachgesagt. Stubentiger und Schriftsteller haben demnach einiges gemein. Ein gar nicht mal so seltsamer Fall von Koinzidenz, möchte man beinah schon betonen. Denn was braucht es, ehrlich gesagt, eigentlich mehr als an einem (womöglich noch rotweinseligen) langen Herbstabend (doch nicht nur da!) ein kurzweiliges, mitreißendes Buch in den Händen. Und eine flauschig leise Samtpfote, die es sich urplötzlich ganz vertrauensvoll auf des Lesers Schoß gemütlich und bequem macht, dabei wohltuend und behaglich schnurrend … Et voilà!

Gesehen irgendwo in ZH; © hetty wortspeicher, i A. LuxOr
ver-Sprach-licht: Vom Nutzen
Wie ich mich vor Kurzem mit Tierfällen beschäftigte, fiel es mir mal wieder überdeutlich ins Auge: Die Vielfältigkeit menschlicher Nutzanwendungen. So kennen wir die Nutz-Fläche, was das auszunutzende dreidimensionale Volumen eines (Stau-)Raumes, der Kofferraum eines Kraftfahrzeuges bspw., bezeichnen kann. So weit, so gut. Dann verstehen wir aber auch die zur Verfügung stehende zweidimensionale Ausdehnung an Boden darunter; eine wie auch immer geartete Landschaft, frei zum Ge-Ver-Brauch: zur Bebauung und Versiegelung, Bepflanzung, oder Abholzung, Abweidung, Abbau … . Häufig baut man dort auch Nutz-Pflanzen an. Und da beginnt man dann hellhörig zu werden. Im Umkehrschluß impliziert diese Benennung doch: Wenn es also Nutz-Pflanzen gibt, muß es unweigerlich auch unnütze Pflanzen geben. Gemeinhin als Ungeziefer verunglimpft, fällt es in der Regel der „Ausmerze“ anheim (wer hat darob eigentlich die Definitionsmacht?).
Davon gar nicht so verschieden verfährt der Mensch mit der Tierwelt. Von Ungetier wird hier zwar weniger gesprochen; Ratten oder Mäuse, die üblichen Verdächtigen also, aber auch andere, in der Regel in romantischer Tradition positiver konnotierte Wildtiere wie Vögel oder Biber, Hasen und Wölfe ereilt gleichwohl häufig ein dem Ungeziefer ähnliches Schicksal. Ob das Los von Nutz-Tieren (oder auch „tierischen Sportgeräten“) indes erstrebenswerter ist? Denn die Kuh wird so lange gemolken, wie sie Milch gibt. Will sagen: Jede „Nutzung“ ist biologisch begrenzt durch Alter und individuelle Leistungsfähigkeit. Diese sucht man maximal zu steigern und auszubeuten durch „fördernde“ Maßnahmen wie extreme Verringerung des Platzangebotes oder exzessive Gabe chemischer Präparate. Ist die arme Kreatur dann wie eine Zitrone bis zum Letzten ausgequetscht oder hinreichend gemästet, geht es meist auf die (noch dazu allzu häufig viel zu lange) Reise, doch eben nur zur Vollendung ihrer einzigen Bestimmung, der fabrikmäßigen Schlachtung nämlich. Und dies allein aufgrund einer simplen Kosten-Nutzen-Rechnung im Zeichen einer instrumentellen Vernunft, dem Menschen zum Behagen.
So weit, so pervers. Aber warum um alles in der Welt ist unsere überfeinerte Zivilisation dann eigentlich so zimperlich bzw. nicht so ehrlich mit sich selbst und spricht auch vom Nutz-Menschen?
Das Maß aller Dinge oder homo lupo lupus est
Fürwahr, (nicht nur) die Obrigkeit weiß nicht recht mit Tieren umzugehen und Simpel finden sich allüberall. Jenseits des großen Teiches, in Oregon bspw., entbellt man beispielsweise Hunde.
Dabei könnte es gut sein, daß die alsbald stimmlich kastrierten Vierbeiner bloß Mittel zum Zweck in der Auseinandersetzung irgendwelcher Ego-Shooter sind. Aber vielleicht war das ja auch die einzige Möglichkeit, die Tiere vor einem Erschießungskommando zu retten, da drüben weiß man ja nie. Obwohl, andernorts ist man bereits wesentlich weiter und eben nicht so zimperlich. Da darf eine schießwütige Ordnungsmacht schon mal ihr Mütchen kühlen an unbeteiligten Artgenossen eines zugegeben in flagranti erwischten Todbeißers einer Rentnerin (Stetten a. k. M., 30.05.2017; Die Halter tragen hierbei allerdings wohl auch ein gerüttelt Maß Mitschuld am Schicksal ihrer Tiere durch vermutlich nicht artgerechte Haltung). Als hätte es da jedenfalls keine weniger finale Alternative mehr gegeben. Anderswo, in meiner Geburtsstadt nämlich, taten sich Ordnungshüter vor einigen Jahren dabei hervor, einen bei komplett geschlossenen Fenstern im PKW seines allzu dämlichen Frauchens eingesperrten Hund bei Sommerhitze kollabieren und sterben zu lassen.
Daß weite Teile der hiesigen Bevölkerung Einwanderung kategorisch ablehnen und Deutschland nicht das sicherste Pflaster für Migranten darstellt, durfte derweil Ende Juli ein eingewanderter Wolf am eigenen Leibe erfahren, der einem kaltblütigen Meuchelmord zum Opfer fiel und anschließend kurzerhand im nahegelegenen Stausee entsorgt wurde, ohne daß dem Lupo auch nur der geringste „Sachschaden“ an „Nutztieren“ zur Last gelegt werden konnte, was indes auch keine echte Rechtfertigung wäre (Schluchsee, 08.07.2017). Und irgendwo im Hessischen gedachte ein junger Mann Anfang des Jahres seine private wie berufliche Krise auf besonders kreative Weise zu lösen, indem er kurzerhand seinen vermeintlich besten Freund in einem Wald an einem Baum aufknüpfte. Den Hund eventuell im Tierheim abzugeben und sich stattdessen selbst den Strick zu geben, fehlte dem Typen offenbar die Einsicht und Courage. Und ob der Stadtfuchs, welcher sich bisweilen an den zu entsorgenden gelben Säcken vor meinem ehemaligen Wohnheim gütlich getan hatte, inzwischen eines natürlichen Todes erlegen ist, wage ich auch zu bezweifeln …
Und das sind bloß einige wenige Beispiele, Auswüchse, Extreme, die berühmte Spitze des Eisbergs gleichsam. Unzählige Tiere erleben Tag für Tag ein Martyrium in der Agrar- und Lebensmittelindustrie, in der Kosmetik- und der Pharma-Industrie, aber auch im „Sport“, und ganz besonders hinter den sogenannten eigenen vier Wänden. Fürwahr, der Mensch ist der selbsternannte und –ermächtigte Herr über die Schöpfung und ihr alleiniges Zentrum … Ob das aber letztlich auch im Sinne des biblischen Erfinders war?
Postscriptum, 18.11.2017:
Auch das Trumpeltier hat eine bemerkenswert differenzierte Meinung zu diesem Thema: Trump erlaubt Amerikas Großwildjägern Einfuhr von Elefantenköpfen
Frollein Meier oder über wahre Liebe, Teil II
Eigentlich sollte man stets einen Photo-Apparat in Reichweite haben, ob nun zur Beweissicherung in einer kritischen Situation oder um eine lustig-rührende Begebenheit festzuhalten. Doch was soll man tun, wenn einem das zu dokumentierende Objekt seiner Begierde gewichtige Gründe in den Weg legt? Aber der Reihe nach.
Vor ein paar Wochen erhielt unsere Familie Zuwachs, ein gerade einmal 13 Wochen altes Kätzchen, vor dem nichts sicher ist, wunderfitzig und verspielt, tapsig und tollkühn; auf den Namen „Frollein Meier“ getauft vom Verfasser dieser Zeilen (der Rest der Familie favorisiert indes den Namen „Hexle“). Heute um Mitternacht meint eben dieses Frollein nun, mich in meinem alten Zimmer beglücken zu sollen.
Ich sitze am Schreibtisch und schaue via Laptop einen Fernsehfilm. Da ist sie noch weit, denn sie fegt auf meinem Bett hin und her, was immer dort auch so aufreizend für sie sein mag. Der Film ist zu Ende – und sie rückt näher. Ich will gerade noch den Link zu dem beeindruckenden Streifen an zwei Freundinnen schicken, tippst es urplötzlich vom benachbarten Stuhl aus sachte an meine rechte Kniescheibe und ein in seiner Intensität kaum für möglich gehaltenes Schnurren durchdringt den kleinen Körper und erfüllt den Raum. Ich bewege das linke Knie in ihre Richtung, worauf sie mit vereinten Kräften bald den Tisch erklimmt. Dort eröffnet sich dem grau-braun-weißen Irrwisch eine spannende Landschaft. Zettel, Bücher, Ablagen, Taschentücher – das Genie überblickt bekanntlich das Chaos 😉 – sind gewissenhaft zu inspizieren. Da wird geschaut, gedöbelet, gewühlt, umhergehüpft. Auch die Tastatur, der Klassiker schlechthin, wird ausprobiert. Und der Bildschirm weckt ebenfalls Interesse, wie da auf einmal irgendwelche Dinge aufpoppen. Doch unser lieber Stubentiger hat ein Erbarmen und kuschelt sich bald vor dem Laptop nieder, so daß ich endlich die angefangene Mail fertigschreiben und verschicken kann.
Über die Zwischenstation Eckbank landet das Frollein Meier schließlich auf dem Boden. Da könnte es freilich nochmals aufregend werden. Denn seit wir uns vor einer starken Woche kennenlernten, hat sie ein starkes Faible für meine Füße entwickelt! Da beginnt für gewöhnlich sogleich ein Anspringen, Umarmen, Betippsen, Anbeißen, daß es eine wahre Freude ist. Doch nun scheint es – wir haben mittlerweile kurz vor eins mitten in der Nacht -, als ob von einem Augenblick auf den nächsten Schluß mit lustig sei. Sie räkelt sich genüßlich zurecht und senkt schlaffertig ihr Köpfchen – mitten auf meinen rechten Fuß! Welch ein Glück, daß der Vierbeiner noch so jung ist, das Gewicht ist kaum zu spüren. Auch sitze ich einigermaßen bequem. Ganz gerührt, mag ich ihr daher das erste Kissen ihrer Wahl nicht sogleich entziehen. Zunächst fahre ich ganz entspannt den Laptop herunter. Dann sitze ich eine kleine Weile regungslos da, derweil sie immer mal wieder herzig nach oben blinzelt, Darauf schmökere ich etwas durch ein, zwei meiner antiquarischen Buchschätze, die sich auf der Seite stapeln, sie streckt – inzwischen auf dem Rücken liegend, den Hinterkopf noch immer auf meinem Fuße gebettet – alle Viere von sich. Dann warte ich nochmals eine Runde, sie scheint inzwischen eingeschlafen zu sein und liegt nun seitwärts. Da versuche ich mein Glück und ziehe meinen Fuß ganz langsam unter dem zarten Köpfchen hervor. Die Hex‘ scheint es kaum zu bemerken, zumindest nicht als Störung zu empfinden, denn sie bleibt ruhig liegen. Erst nachdem ich einige Schritte im Zimmer aufräumend umhergegangen und nochmals die Treppe hinuntergegangen bin in die Küche, meint sie mich mit einem Satz vom Absatz herab überraschen zu können. Doch bin ich bereits gewarnt, da sie vor ihrem kurzen konspirativen Stopp allzu vernehmlich die Treppe hinuntergehagelt ist. Ich verabschiede mich dann allerdings geschwind, verschwinde hoch in meine Kemenate und schließe die Türe. Denn spätestens mit dem Morgengrauen hätte die Madame mein Bett und mich abwechselnd als Sprungbrett und Zielgrube zu nutzen gewußt. Und so weit geht die Liebe dann doch (noch?) nicht …
PS: Heute Morgen schien sie mir ob meines schnöden Entweichens übrigens nicht gram zu sein.

Das Frollein – hier mal zu christlicher Zeit
© Mein Schwesterherz
Simpel aller Länder, vereinigt Euch!
Lebt man auf dem Lande, also nicht in irgendwelchen seelenlosen Schlafdörfern aus der Retorte, sondern in alten agrarisch geprägten Orten, soll es schon mal vorkommen, daß sich Kühe in der Nachbarschaft finden. Bisweilen mögen diese dann auch Glocken tragen, deren Klang zugegeben schon durchdringend schallen kann – insbesondere wenn Menschen sie schellen. Nichtsdestotrotz wirkt dies Gebimmel in seiner beständigen Monotonie doch eher beruhigend-kontemplativ. Dennoch scheint es Zeitgenossen zu geben, die sich nicht entblöden, dagegen gerichtlich vorzugehen. Und die Justiz, nicht minder dämlich, nimmt diese Beschwerde an bzw. gibt dem Beschwerdeführer auch noch Recht, wie eben erst in Oberbayern geschehen: Gericht verbietet Kuhglocken.
Nun kann man das Landleben vielleicht nicht mit dem nächtlichen Treiben im Zentrum einer deutschen Großstadt vergleichen, wo der Schreiber dieser Zeilen aufwuchs und seine Familie immer noch lebt. Gleichwohl nimmt es Wunder, daß sich die Ordnungskräfte hier vornehm zurückhalten, Anzeigen gegen Lokale wegen mangelnden öffentlichen Interesses nicht zur Verfolgung gelangen, auch wenn diese Lokalitäten ihre Ausschankzeiten draußen eigenmächtig einfach weiter ausdehnen und die Nachbarschaft auf engstem Raum bis eins, wochenends bis mindestens zwei Uhr nachts bei geöffneten Türen und Fenstern umpfzg-mäßig beschallen. Danach herrscht aber noch lange keine Ruhe, denn die über den Durst getrunkenen Nachtschwärmer lautsprechern erst noch bis anno ultimo, werfen Müllsäcke und -Kübel um, entledigen sich sorglos ihrer Fastfood-Schachteln auf der Straße, – wozu ist denn schließlich die Stadtreinigung da? -, reihern und urinieren wahllos in Türnischen – hinterlassen mithin ein Schlachtfeld. Und das geschieht nahezu allabendlich während der warmen Jahreszeit. Wo bleibt da die öffentliche Autorität und Ordnungsmacht? Zumal ich mich noch der Zeiten erinnere, daß man sommers dort mit geöffnetem Fenster schlafen konnte. Obgleich die erwähnten Bums-Lokale auch damals schon existierten …
Aber nein, man sonnt sich ja in seinem Image der weltoffenen, südländisch-libertären, stramm ökologisch ausgerichteten, grün-alternativen Vorzeige-Kommune, die freilich jenseits allen medienwirksamen Straßenbahnbaus und Partnerstadtsammelns längst jeglichen Gestaltungswillen aufgegeben hat und einen rechtsfreien Party-Raum kaum wieder unter Kontrolle zu bringen vermag, falls dieser Wille überhaupt vorhanden sein sollte, was doch stark anzuzweifeln ist. Es sei betont, daß ich hier keineswegs einem polizeistaatlich durch-regulierten offentlichen Raum das Wort rede, doch herrscht nicht allerorten eine falsch verstandene Liberalität vor, die jeglicher Form von Rücksichtslosigkeit Tür und Tor öffnet? Aber wenn mal irgendwo ein paar harmlose Kuhglocken bimmeln, dann finden sich doch stets ein, zwei Simpel …