Gestern Abend die Langzeit-Doku im Ersten: „Expedition Arktis – Ein Jahr. Ein Schiff. Im Eis“ über die Mosaik-Expedition mit dem Eisbrecher Polarstern durch das (gar nicht mehr so) ewige Eis der Arktis geschaut. Eine künstliche Landschaft von bizarrer Schönheit und berückender Einsamkeit. Ein Gedanke hat mich im Anschluß dann etwas länger beschäftigt. Es hieß nämlich, diese Forschergeneration sei wohl die letzte, welche diese wüste Eiseswelt noch beobachten könne. Von welchen Dingen (oder eben auch Lebewesen od dgl.) wird man dereinst, in hundert Jahren oder so, darüber hinaus noch sagen müssen, W I R seien die Letzten gewesen, die ihrer ansichtig geworden wären …?
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Drei Wochen bloß oder unverhältnismäßig über die Verhältnisse
Drei Wochen bloß haben die weltweiten Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie den sogenannten „Erdüberlastungstag“ nach hinten verschoben. Dieser wird jährlich von der Non-Profit-Organisation Global Footprint Network berechnet und ausgerufen und heuer fällt er eben auf den heutigen Samstag. Dieses Datum markiert den Zeitpunkt im Verlaufe eines Jahres, ab dem man mehr Ressourcen verbraucht hat, als bis zum Jahresende noch nachwachsen können. Allein auf Deutschland bezogen, wurde diese Linie bereits Anfang Mai überschritten. Würden Menschen überall auf Erden so in Saus und Braus leben können wie wir Mitteleuropäer, benötigte die Menschheit ganze d r e i Erden, diesen gewaltigen Verbrauch auszugleichen. Wir leben also gehörig über unsere Verhältnisse.

Bild: Global Footprint Network, National Footprint and Biocapacity Accounts 2019, Foto: Imago, zit. n. FAZ
Eine Maßnahme, hier gegenzusteuern, wäre eine Kreislaufwirtschaft. Das bedeutet, Rohstoffe sollten möglichst oft wiederverwertet werden. Konsumgüter seien auf Langlebigkeit hin zu entwerfen; anstatt daß sie alsbald wieder auf dem Müll landeten – man denke beispielsweise an Wasserkocher, Bügeleisen, aber auch Smartphones (die Akkus!), Fernseher u. dgl. – , sollte der Fokus also darauf gerichtet werden, diese Produkte reparaturfähig zu machen bzw ihre einzelnen Komponenten austauschbar zu halten.
Eine solch umischtiger Umgang mit endlichen Rohstoffen muß auch keineswegs nur Mehraufwand und -kosten bedeuten. Nein, ganz im Gegenteil, wie der Artikel weiter ausführt. Denn wie
„eine Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) (zeige), beläuft sich das Wertschöpfungspotential durch eine Kreislaufwirtschaft in Deutschland bis 2030 auf 140 bis 200 Milliarden Euro im Jahr – vorausgesetzt, es werden mindestens 50 bis 70 Prozent der Ressourcen zirkulär wiederverwendet. Eine Kreislaufwirtschaft dieser Größenordnung braucht es nach Einschätzung der Autoren, damit Deutschland seine Ressourcen nicht übernutzt. Derzeit seien lediglich 10,4 Prozent der eingesetzten Produktionsmittel sekundäre, also wiederverwertete, Rohstoffe.
Doch die Entwicklung hierzulande geht nur schleppend voran. Selbst wenn Deutschland seine Bemühungen verdoppeln würde, wäre das Ziel einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft erst in 195 Jahren erreicht (…)“
Also handelt es sich um nichts anderes denn eine Mär, wonach wir Deutsche Recycling-Weltmeister seien. Und auch zahlreiche weitere Mitgliedstaaten der EU können laut obiger Grafik kaum als Vorbild dienen. Es gibt noch viel zu tun, packen wir es hoffentlich alsbald an und verstecken wir uns nicht andauernd hinter irgendwelchen vermeintlichen Sachzwängen oder welch ein Glück, daß Corona über uns hereinbrach?
Summ, summ, summ …
Nicht nur Bonsels‘ Maja
oder zum Weltbienentag (20. Mai)
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
ei! wir thun dir nichts zu Leide,
flieg’ nun aus in Wald und Heide!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
such’ in Blumen, such’ in Blümchen
dir ein Tröpfchen, dir ein Krümchen!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
kehre heim mit reicher Habe,
bau’ uns manche volle Wabe!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
bei den heilig Christ-Geschenken
wollen wir auch dein gedenken –
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
wenn wir mit dem Wachsstock suchen
Pfeffernüss’ und Honigkuchen.
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Summ, summ, summ! (1835/43)
Oder wie Honig entsteht und welche Bienen
– possierliche Tierchen, nützlich und unersetzlich –
wieso von uns neuerdings vernichtet werden:
Der deutsche Ordnungswahn,
ethnisch reine Wiesen und Kulturen, Furcht vor Vielfalt, Zyklon B …
Das unmöglichste Bild der Woche
Alle Jahre wieder …?
Klirrende Kälte? Schneefall? Zumindest mal regelmäßig Regen? Alles Fehlanzeige. Vor einigen Jahren wurden einmal feucht-milde Winter vorhergesagt. Letzteres ist tatsächlich eingetroffen, kann man dieser Tage für hiesige Breiten doch eigentlich bloß von einem verlängerten Herbste sprechen, dessen Temperaturen allenfalls durch den steten Nebel in winter-like Tiefen fällt. Feuchte und Nässe sucht man freilich vergebens, die Natur erholt sich kaum mehr von den allzu ausgedehnten sommerlichen Dürre-Perioden, die Pegelstände sinken stetig weiter, auch der Grundwasserspiegel, Uferzonen verbreitern sich, alles Fließende verkommt zu einem Rinnsal. So auch hier. Aus meiner Erinnerung heraus war es in den letzten Jahren jedenfalls niemals möglich, das tapfer sich wehrende Bäumchen in so großem Bogen zu umrunden. Ich sollte nun wirklich einmal ernsthaft daran gehen, meinen Wasserverbrauch spürbar zu drosseln ..
Photographie © LuxOr
Mein Freund, der Baum …
Ehedem erblickte ich von meinem Balkon aus ein stolzes, weil widerständiges Laub-Bäumchen. Am Rande des Grundstücks gelegen, nah an einer Böschung sich erhebend, vis-à-vis des Funktionsbaues einer kleinen Werft, spendete es Schatten und bot wohl manchen Vogelfamilien ein Heim. Doch eines schönen Morgens wurde ich von ohrenbetäubendem Lärm geweckt; einem Überfallkommando gleich, rückte doch tatsächlich ein Baumfälltrupp an und sägte besagtes Bäumchen kurzerhand ab. Der darüberliegenden Ferienwohnung nahm es angeblich zu viel Licht und seine Äste trieben angeblich allzu raumgreifend. Daher senkte die Hausgemeinschaft den Daumen. Erwogen die Eigentümer denn nicht die Möglichkeit, das wackere Bäumchen beizeiten zurechtzustutzen, um diese grüne Mikro-Lunge weiter zu erhalten? Wie dem auch sei, und welche (vermeintlich) objektiven Gründe dem auch entgegenstanden: Dieser Baumfrevel, wie manch anderer auch, erzürnt den Schreiber dieser Zeilen jedenfalls bis heute. (Auch wenn es natürlich sein kann, daß der vorvergangene Dürre-Sommer Achtzehn unserem Bäumchen ohnehin den Garaus gemacht haben würde.) Dies sind nun die kläglichen Überreste des kleinen Biotops, bloßes Gestrüpp kaschiert kaum einen bemitleidenswerten Torso …
Szenenwechsel, einige wenige hundert Meter Luftlinie gen Osten in den nächsten Ortsteil.
Ein strammes Nadel-Bäumchen, frisch gepflanzt, in unmittelbarer Nachbarschaft eines immerhin schmucken Baumstumpfs, wartet ungeduldig darauf, luftige Höhen erklimmen zu können und über das Ufer zu wachen als weithin sichtbarer Solitär. Die Hoffnung bleibt …
Photographie © LuxOr