Archiv der Kategorie: Klimapolitik

Endlich wieder einmal eine gute Nachricht …

Deutscher Verkehrssicherheitsrat fordert Tempolimit mit Ausnahmen

Der Verkehrssicherheitsrat – eine große Dachorganisation bestehend aus Vertretern so heterogener Mitglieder wie „das Bundesverkehrsministerium und die Verkehrsministerien aller Bundesländer sowie Automobilklubs, alle großen deutschen Autohersteller, Unfallversicherer, Personenbeförderungsunternehmen, Wirtschaftsverbände wie der VDA, aber auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), der Verkehrsclub Deutschland (VCD), Gewerkschaften und Kirchen“ – tritt  nun nach einer Vorstandssitzung gestern also endlich mit deutlicher Mehrheit für ein allgemeines Tempolimit von 130 km/h auf bundesdeutschen Autobahnen ein, samt Ausnahmen zwar, doch bislang galt ja die umgekehrte Regel.

Mögen notorisch gaspedal-nötigende Gegner nun aber nicht, wie sonst üblich, mit dem Argument kommen, der Fahrspaß, gar ein urdemokratisches Freiheitsrecht sei mit einem solchen Entscheid, so er denn dann tatsächlich in die Tat umgesetzt werden sollte, entschieden bedroht. Denn wann stellt sich ein solcher denn überhaupt ein, möchte man fragen, angesichts eintöniger kilometerlanger Geraden resp. endlos weiter Bögen, wo der ungebremste Vortrieb mit zweihundert Sachen, gerne auch mehr, doch meist jäh unterbrochen wird – in Vor-Pandemie-Zeiten jedenfalls. So mann oder frau oder kannsichnichtentscheidenmalsomalsoes nicht gerade in frühsten Morgenstunden ziel- und sinnlos rüber brettert. Nein, wenn schon Fahrspaß, dann allenfalls auf winkligen Landstraßen oder im Gebürg auf der Suche nach der Ideallinie. Ohne Überstrapazierung der erlaubten Geschwindigkeit freilich. Und wer darob dann gar meint, mit der Freiheitskeule schwingen zu müssen, offenbart bloß, daß es ihm an überzeugenden Argumenten in der Sache mangelt, weshalb er die Auseinandersetzung auf die polit-philosophische Ebene verlagert, um sein Gegenüber als Verbotsapostel mit autoritären Aspirationen zeihen zu können.

Papier ist bekanntlich geduldig. Und vielleicht findet der verkehr-te Minister Scheuer (CSU) auch noch vermeintlich alternativlose wirtschaftliche Gründe dagegen und zugunsten der einheimischen Premiumhersteller Audi und BMW. Doch wenn sich zuvor bereits ein Gaspedal-Urgestein wie der ADAC im vorigen Dezember in der Causa Tempolimit hinfort für neutral erklärt, läßt das zumindest hoffen, daß in Sachen Verkehrssicherheit, Schadstoffausstoß und Klima ein bißchen Vernunft auf den Straßen einziehen möge …

 

Zum geneigten Weiterlesen:

Hundertzwanzig!

 

Ach, wir sind ja alle so ökologisch-grün bewegt!

Eine weitere Folge unsere beliebten Serie des Freiburg-Bashings.

Das Statistische Jahrbuch auf 2018 weist für die Stadt Freiburg – selbsternannte Green City, die sich eines gut ausgebauten Öffentlichen Personennahverkehrs mit StraBa, Bus und S-Bahn rühmt (deren Verwaltung sich derzeit allerdings allzu häufig in irrational anmutenden Männerphantasien von Baumfällaktionen ergeht), deren Bevölkerung sich im Image einer grün-alternativ-aufgeklärten Lässigkeit sonnt und wo im vergangenen September im Zuge der Fridays-for-Future-Bewegung rund 20.000 Menschen für eine ambitioniertere Klimapolitik auf die Straße gegangen sind, – mit 117.198 Einheiten die bislang höchste Dichte zugelassener Kraftfahrzeuge aus (S. 95 resp. 125 im pdf-Dokument).

Schlemmer-Tourismus auf den Gipfel: Aus dem Herzen gesprochen!

Anläßlich der heutigen Ansage des chilensichen Präsidenten, aufgrund der aktuellen sozialen Unruhen in seinem Lande den für Dezember angesetzten nächsten UN-Klimagipfel abzusagen, recht hat er, findet Minister Müller (CSU), unser Mann für die Entwicklungszusammenarbeit, die einzig rechten Worte (obgleich der Turnus unserer bescheidenen Meinung nach gerne auch noch länger sein dürfte):

„Es kann nicht zeitgemäß sein, dass jedes Jahr 20 000 Menschen für 14 Tage einmal um den halben Globus fliegen. Mein Vorschlag: Auf hochrangiger Ebene finden die Treffen nur noch alle zwei Jahre statt.“ Dazwischen sollten die Fachleute regelmäßig in kleineren Formaten arbeiten. Dies sei auch funktionaler, um substanzielle Fortschritte zu erzielen.

Mutmaßlich steht bei derlei Festivals ohnehin die Schlacht am kalten Buffet der After-Show-Parties um Austern udn Kaviar im eigentlichen Mittelpunkt des Interesses der Teilnehmer, das Klima stört da bloß.

Und andere unzeitgemäße Veranstaltungen und Formate, auf welche liebend gern verzichtet werden könnte, sind beispielsweise Olympische Spiele oder Fußball-Welt und -Europameisterschaften oder das Weltwirtschaftsforum Davos oder … Wie viel CO2 ließe sich damit doch sicherlich einsparen?

It’s time for a …

Anläßlich des weltweiten Klimastreiks und der Vostellung des Klimaschutsgesetzes durch die Bundesregierung.

Verrat am eigenen Erbe

Anfangs, d h vor allem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, focht der politische Liberalismus für bürgerliche Freiheitsrechte jeglicher Art; das schloss das Recht freier Meinungsäußerung ein, die Freiheit, sich öffentlich zu versammeln, um das je eigene politische Anliegen frei zu kommunizieren und zu debattieren, als auch das Recht, Widerstand zu leisten, sollte die Exekutive eine Politik verfolgen, welche den fundamentalen Lebensinteressen eines jeden Bürgers bzw. der Gesellschaft in Gänze zuwiderlief. Will man sich also berechtigt Gehör verschaffen, muß man den unkonventionellen Weg gehen, muß man bisweilen in Maßen Grenzen überschreiten und gewisse Regeln brechen.

Doch das scheint alles lange her zu sein. Die liberalen Vorkämpfer der Freiheitsrechte von einst würden sich heute womöglich im Grabe herumdrehen angesichts all der politischen Leichtmatrosen und egoistischen Besitzstandswahrer, welche gleichwohl behaupten, ihr Erbe fortzuführen. Auf einmal wird hier in plötzlicher schnöder etatistischer Manier auf die Einhaltung von Regeln gepocht – in Sachen kreativer Steuervermeidung bspw. nehmen es dieselben Lautsprecher oder zumindest manche ihrer Klientel bisweilen selbst nicht so genau mit Regeln und Anstand –, so als ob durch dieses zarte Aufbäumen die Gesellschaft komplett in Aufruhr versetzt würde und daraus alsbald das blanke Chaos folge. Obgleich die versammelte Schülerschaft in wohl überlegter Eigenverantwortung und Mündigkeit für die Gemeinschaft und künftige Generationen handelt, eine Haltung, eine Motivation gleichsam, welche der reflektierte Liberale eigentlich von jeher hochgehalten hat. (Es mag unter den Demonstranten sicherlich der ein oder andere Schul- und Streikschwänzer sich befinden, aber welche politische Streikbewegung kommt schon ohne passive Nutznießer aus? Die Diskussion darüber, was denn nun ein Streik genau sei und ob also die SchülerInnen sich an einem Friday-for-Future-Ausstand überhaupt beteiligen dürfen, dient im Übrigen auch bloß als Mittel zum Zweck, vom eigentlichen Anliegen abzulenken bzw. die Teilnehmer quasi zu kriminalisieren.) Offenbar fühlt sich der gemeine Salonliberale durch die freitägliche Beschulungsverweigerung durchaus in seiner bequemlichen Friedhofs- und Sonntagsruhe gestört. Wie anders ist es sonst zu verstehen, daß man sich nicht einmal entblödet, der sich allenfalls moderat empörenden Schülerschaft die Kompetenz der Mitsprache abzusprechen, da sie komplexe Sachverhalte angeblich nicht durchschauen könne. (Die aktuelle Korrektur jenes Verdikts wirkt jedenfalls etwas bemüht und überzeugt daher nicht recht.) Immerhin momentan offenbar das Alleinstellungsmerkmal der Liberalen – und auf einer höheren Ebene wiederum aufmerksamkeitsfördernd, weil polarisierend. Denn das ansonsten hier gerade vorherrschende altväterliche Verständnis ist auch nchts anderes denn eine andere Form von Ignoranz. Gleichwohl eine Diskursverweigerung aus wohlverstandenem Eigeninteresse, sich selbst, sein Gebaren und seinen Lebensstil nicht hinterfragen zu müssen, eine leicht zu durchschauende Ignoranz, nur um nicht eingestehen zu müssen, daß es mit dem wohlfeilen Gerede von Generationengerechtigkeit nicht so weit her ist, solange es sich um mehr dreht als um die gut gefüllte eigene Geldbörse oder den eigenen großzügigen Lebensstil. Es scheint eben nicht jedem vergönnt zu sein, liebe Granden der Effdepe, die Zeichen der Zeit zu erkennen und über den eigenen pekuniären Horizont hinauszublicken.

Hundertzwanzig!

Die Deutsche Umwelthilfe, kürzlich erst von der CDU – offenbar die Partei der großen Diesel-Dienstwagenflottenunterhalter (oder hatte sie etwa den viel-zitierten kleinen Handwerker von nebenan im Blick?!) -, auf ihrem Parteitag arg gescholten, tut sich endlich mit einem lange überfälligen Vorstoß hervor. Ohnehin momentan recht klage-freudig, gedenkt sie, ein flächendeckendes generelles Tempo-Limit von 120 km/h auf deutschen Autobahnen juristisch einzuklagen. Da sind mutmaßlich die „liberal“-„alternativen“ deutschen Freiheitsparteien samt den oben erwähnten Christdemokraten im Verein mit dem ADAC und nicht zu vergessen den Lobbyisten der deutschen Premium-Autobauer vor, nach dem Motto. „Freier Stau für freie Bürger“. Doch hat der Plan durchaus etwas Bestechendes, dem sich auch die unbeweglichsten bequemlichen Freiheitsapostel eigentlich nicht verschließen können. Denn neben wandernden und Dauer-Baustellen oder dem hohen Verkehrsaufkommen an sich ist die große Diskrepanz zwischen den langsamsten und den schnellsten Verkehrsteilnehmern die Hauptursache für die Entstehung von zähflüssigem Verkehr und Stau. Mit nicht zu unterschätzenden volkswirtschaftlichen Kosten. Fahren nun aber alle in einem engeren Geschwindigkeitskorridor, fließt der Verkehr viel eher, die Fahrt wird streßfreier und sicherer. Jeder, dem schon einmal ein SUV, eine Rennpappe oder ein anderweitig hochgezüchtetes Gefährt mit unverhältnismäßig hohem Tempo scheinbar ungebremst im Rückspiegel gefährlich nah auffuhr, wird dies nachvollziehen und also gutheißen können. Vor allem aber dürfte dadurch auch der Schadstoffausstoß meßbar gesenkt werden, da durch gleichmäßigeres Fahren in relativ niedrigerer Geschwindigkeit und also ohne größere Abbrems- resp. Wiederbeschleunigungsaktionen weniger schädliche Abgase herausgeschleudert würden. Es ist also höchste Zeit, endlich einmal einen ersten richtigen Schritt hin zur Entschleunigung und Zivilisierung des Auto(-bahn)-Verkehrs zu machen, dem weitere unbedingt folgen sollten, bspw. Tempo 80 auf Landstraßen wie in der Schweiz, oder innerorts generell vierzig. Und nach solch einer Regulierung des Verkehrs ist endlich auch eine Strategie zur Vermeidung von Verkehr überhaupt zu entwickeln und in die Tat umzusetzen. Aber das werden wir, falls überhaupt, erst im Zeitalter einer vollständigen E-Mobilisierung und der Implementierung autonomen Fahrens erleben. Und deren durchaus vorhandenen Schattenseiten sind wiederum eine ganz andere Geschichte …

Auslöschung

Schlimm genug, daß der Mensch große Säugetiere, aber auch Insekten und Pflanzen zum Aussterben bringt. (Insbesondere die Konsequenz eines Verschwindens der Letzteren ist dabei noch kaum im allgemeinen Bewußstein angelangt.) Darüber etwas aus dem Blick gerät bisweilen, daß der Mensch auch dem Menschen selbst der größte Feind ist. Und dabei soll hier nicht vom homo suicidalis, der seine Umwelt vollends zerstört, die Rede sein. Oder von genozidalen Gewaltexzessen vergangener Epochen, begangen an den First Nations, den Aborigines, den Ureinwohnern Nord- und Südamerikas oder Ozeaniens, an den Herero und Nama in Deutsch-Südwest, den Armeniern im Osmanischen Reich oder der Shoa. Auch nicht von den Massenmorden neueren Datums an den Tutsi in Rwanda oder den ethnischen Säuberungen auf dem Balkan. Oder von den systematischen Vertreibungen der Rohingya in/aus Myanmar.

Nein, heutzutage geht ein solcher Prozeß bisweilen deutlich geräuscharmer vonstatten, zumal wenn es sich um kleine bis kleinste Völkerschaften oder Stämme handelt, die keinen Staat samt Administration in unserem Sinne bilden und auch anderwärtig über kaum eine Lobby verfügen. Indigene Völker in vermeintlich abgeschiedenen Weltecken, in schwer zugänglichen, aber teils rohstoffreichen (natürlich!) Regionen der Erde; diese fallen noch immer partikularen Interessen von Repräsentanten der herrschenden Mehrheitsbevölkerung zum Opfer, insbesondere in den noch existenten Urwaldsystemen in Südamerika oder Südostasien. Solch ein trostloses Schicksal rückt exemplarisch ein neuer Dokumentarfilm über die Piripkura im brasilianischen Regenwald in den Fokus. Von diesem Volkstamm sind noch drei Angehörige übrig, von denen zwei, Onkel und Neffe, nach traditioneller Art als Jäger und Sammler im Wald untertauchen, während die letzte Frau, bereits „domestiziert“, in einer Art Sozialstation lebt. Das Ende läßt sich in diesem speziellen Falle unschwer ausmalen, denn nach dem bald zu erwartenden Ableben dieser letzten Vertreter ihres Volkstammes wird die Verfügungsgewalt über Holz und Boden(-schätze) wohl an den Meistbietenden übergehen, wenn nicht gleich an den Rücksichtslosesten. Solch eine Auslöschung betrifft jedoch nicht allein die physische Existenz. Nein, denn damit einher geht in der Regel auch das Aussterben einer Sprache. Und mit diesem Kulturträger geht also auch eine jahrhundertalte Tradition, geht eine spezifische Sicht auf das Leben, geht Welt-Wissen, geht (alternative) Kulturtechnik, ein Wert an sich, unwiederbringlich verloren.

Glücklich kann sich da noch nennen, wer auf einer abgelegenen Insel lebt. Etwa das Volk der Sentinelesen auf den Andamanen im Nirgendwo des Indischen Ozeans. Dort suchte dennoch ein US-Amerikaner im vergangenen November in einem typischen Fall westlichen Hochmuts diesen Volksstamm, welcher in selbstgewählter völliger Isolation von jeglicher „Zivilisation“ lebt, für das Christentum zu bekehren. (Wenn wir einmal von der Existenz eines liebenden Gottes ausgehen, dann wird er seinen „unschuldigen“ Kindern vermutlich genauso innig zugetan sein, wie wenn sie (zwangs-)bekehrt wären.) Obwohl jede physische Kontaktaufnahme zu den Inselbewohnern behördlicherseits verboten ist. Der Missionar wurde denn auch offenbar am Strand noch mit Pfeil und Bogen getötet.

Kann der moderne Mensch demnach, so läßt sich fragen, die Begegnung mit dem naiven Urzustand seines älteren Menschen-Bruders nicht ertragen, schämt er sich dessen und muß er folglich diese in seinen Augen uneindeutige und unnütze, wenn nicht gleich unbequeme, da implizit einen Vorwurf transportierende, Lebensart um jeden Preis seiner eigenen angleichen, ansonsten aber umstandslos vernichten?

– – – – – – – – – – – – – – –

Postscriptum, 13./14.12.2018:

Noch diese Woche tagt in Kattowitz die UN-Klimakonferenz. Und vergangenen Montag wurde international der Wiederkehr jenes Tages gedacht, an dem vor nunmehr siebzig Jahren die Erklärung der Menschenrechte erfolgte. Der Im Verlauf der Jahrzehnte noch weitere, gleichwohl ebensowenig bindende, Pakte über wirtschaftliche und soziale Rechte und Freiheiten folgten. Vor diesem Hintergrund muß sich die sogenannte internationale Staatengemeinschaft denn auch die Frage gefallen lassen, ob sie tatsächlich nicht in der Lage sei, Rechte für Kollektive wie etwa ganze Völker zu etablieren und auch durchzusetzen, damit deren Lebens-Raum unversehrt erhalten bleibe. Sonst übernehmen alsbald selbsternannte Menschheits-Beglücker vom Schlage eines Jeff Bezos endgültig das Ruder, welcher den Exodus des homo „sapiens“ in den Kosmos projektiert. Aber das bedeutet schließlich nichts anderes als die Gestaltungs- und Widerstandskraft der Menschheit aufzugeben, denn es wäre der bequeme Weg …

(K)eine Atempause?

So, also eine Billion oder Tausend Milliarden. Eine Zahl mit zwölf Nullen. Eigentlich unvorstellbar. Aber genau diese immense Menge an Bäumen möchte Felix Finkbeiner, ein gerademal zwanzigjähriger Student der „Internationalen Beziehungen“ aus Tutzing in Oberbayern, weltweit pflanzen lassen. Das entspreche schätzungsweise einem Drittel des gesamten Weltbaumbestandes oder der Waldfläche Russlands in toto. Alles zur Rettung des Weltklimas, da Pflanzen bekanntlich das schädliche CO2 binden und in Sauerstoff umwandeln. (Und darüber hinaus auch der Bodenerosion und also der fortgesetzten Verwüstung entgegenwirken.) Angefangen hatte er im zarten Alter eines Viertklässlers von zehn Jahren noch mit einer Million. Inzwischen seien rund um den Globus aber bereits Fünfzehn Milliarden Bäume in 193 Ländern auf Spendenbasis gepflanzt worden, teils auf Staatsland, weitab von Siedlungen. Und offenbar ohne landwirtschaftlich nutzbare Flächen für die immer noch stetig wachsende Weltbevölkerung einzuschränken.

Dies Unternehmen, diese individuelle Initiative ist aller Ehren wert, Nichts soll unversucht bleiben, den Klimawandel irgendwie einzudämmen. Zumal so viele Grünflächen, so viele Bäume Neubauten, der allgegenwärtigen Zubetonierung nicht nur in Stadtgebieten zum Opfer fallen. Ohne daß freilich andernorts für eigentlich verordnete Ersatzpflanzungen gesorgt würde. Wie beispielsweise kürzlich erst in meiner Heimatstadt Freiburg auf Pressenachfrage behördlich kleinlaut eingestanden werden mußte. Ein jeder kann sich zudem beteiligen. Und wie es scheint, ist dem ambitionierten Projekt auch durchaus Erfolg beschieden, wie eine gerade erfolgte internationale Konferenz in Monaco unter Beteiligung von Vertretern aus Wirtschaft und Politik dank weiterer Spendenzusagen bestätigt. Auch die UNO ist schließlich mit im Bunde.

Gleichwohl drängen sich mir dabei zwei Fragen auf. Wie will man, da die massiven Aufforstungen vor allem in armen tropischen Gebieten – des schnelleren Wachstums wegen – erfolgen sollen, eben jene neuen Waldflächen ganz praktisch vor Spekulation, Abholzung und Verbrennung schützen? Und, gesetzt den Fall, diese Neupflanzungen hätten dennoch dauerhaft Bestand, ist es da ganz grundsätzlich nicht doch auch ein probates Instrument, unsere auf Raubbau und Verschmutzung, auf grenzenlose Mobilität und bedenkenlose Wegwerfmentalität basierende Wirtschafts- und Lebensweise unhinterfragt auf Dauer zu stellen? Weshalb sollten sich sonst auch Vertreter aus der Wirtschaft beteiligen …

 

Publikumsbeschimpfung

All den Uninspirierten, Schöngeistern, Sesselpubsern, Realitäsflüchtigen, Lauwarmen … und den Trumpltieren allüberall auf dem Globus: Eisbären müssen doch weinen!

 

View this post on Instagram

My entire @Sea_Legacy team was pushing through their tears and emotions while documenting this dying polar bear. It’s a soul-crushing scene that still haunts me, but I know we need to share both the beautiful and the heartbreaking if we are going to break down the walls of apathy. This is what starvation looks like. The muscles atrophy. No energy. It’s a slow, painful death. When scientists say polar bears will be extinct in the next 100 years, I think of the global population of 25,000 bears dying in this manner. There is no band aid solution. There was no saving this individual bear. People think that we can put platforms in the ocean or we can feed the odd starving bear. The simple truth is this—if the Earth continues to warm, we will lose bears and entire polar ecosystems. This large male bear was not old, and he certainly died within hours or days of this moment. But there are solutions. We must reduce our carbon footprint, eat the right food, stop cutting down our forests, and begin putting the Earth—our home—first. Please join us at @sea_legacy as we search for and implement solutions for the oceans and the animals that rely on them—including us humans. Thank you your support in keeping my @sea_legacy team in the field. With @CristinaMittermeier #turningthetide with @Sea_Legacy #bethechange #nature #naturelovers This video is exclusively managed by Caters News. To license or use in a commercial player please contact info@catersnews.com or call +44 121 616 1100 / +1 646 380 1615”

A post shared by Paul Nicklen (@paulnicklen) on

https://www.instagram.com/p/BcU-6PsAoIp/?hl=de&taken-by=paulnicklen

 

 

„Dämlichkeit kennt keine Grenzen“ oder eine Drehung um 180° …

Wer sich früher einmal als konservativ bezeichnete, der stellte sich entschieden gegen Auswüchse des reinen Kapitalismus wider Mensch und Umwelt und trat dementsprechend für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur oder, von einer christlichen Warte aus, der Schöpfung ein, ihrer Schonung und Bewahrung. Aber die Zeiten einer gesunden Fortschrittsskepsis konservativer Prägung als Korrektiv zu allzu fortschrittsgläubigen Liberalismus und Sozialismus scheinen lange passé zu sein. Nicht allein in den USA entpuppen sich Konservative heutzutage als Agenten eines ungezügelten Raubbau-Kapitalismus. Nein, auch in unserer BRD entblöden sich selbsternannte CDU-Konservative eines „Berliner Kreises“ nun offenbar nicht, die Einhegung des Klimawandels anzuzweifeln.  Das Klimaschutzabkommen von Paris, Klimaforschung als solche denunzieren sie als „moralische Erpressung“, dabei unterschlagend, daß Ihnen selbst jegliche Moral abgeht, außer vielleicht der, einzig und allein an der Sicherung des persönlichen Wohlstands interessiert zu sein. Das Wohlergehen späterer Generationen bzw. das Schicksal der Menschen in der unterprivilegierten, von Naturkatastrophen umso mehr heimgesuchten bzw. bedrohten südlichen Hemisphäre (man denke bspw. an die Insel-Staaten der Weltmeere) fällt dabei gänzlich aus dem Blick. Alles wird der uneingeschränkten, rücksichtslosen Beibehaltung, vulgo „Konservierung“,  der eigenen alles und alle vernutzenden Lebensform untergeordnet. Ein paar hungrige Mäuler weniger irgendwo „am Arsch der Welt“ sind hierbei durchaus zu verschmerzen, wenn nur dem absoluten eigenen Ziele dienlich. Anpassung an die sich zweifellos einstellenden klimatisch-geographischen Veränderungen, also das Abschmelzen der Polkappen, wird auch hier als notwendig erachtet – indem man kurzerhand eben das Nordmeer leerfischt und die arktischen Rohstoffe dem Raubbau preisgibt. Und solch ein Gebaren gar noch als Chance verkauft, welche die allfälligen Schäden an der Natur bei weitem aufwiege. Das mag kurzfristig vielleicht eine Stabilisierung des westlichen Gesellschafts- und Wirtschaftsmodells bedeuten (auf Kosten der üblichen Verlierer freilich). Langfristig führt es jedoch zu dessen Zusammenbruch, solange man nicht an der Wurzel allen Übels ansetzt, einer künstlich angeregten und auf Neid und Bequemlichkeit basierenden, einzig materiellen Bedürfnisbefriedigung als eigentliches Opium fürs Volk.  Not tut allerdings ein grundlegender Wandel der Einstellung hin zu einer Art „bescheiden ist geil“. Doch wenn christ-konservativ zu sein künftig mithin gleichzusetzen ist mit einem blinden darwinistischen Manchester-Kapitalismus klassischer Prägung, dann Gnade uns Gott!