Die Parkhilfe …
und der Selbstkommentar
Photographie © LuxOr
Was uns mal wieder als das ultimative Feature verkauft wird – gegen einen entsprechend hohen Obolus versteht sich -, welches die Sicherheit des gemeinen Autofahrers ungemein erhöhe: Digitale Kameras anstelle der klassischen Außen- und Innenspiegel. Zugegeben, bei eingeschränkter Sicht im Fond durch hünenhafte Zeitgenossen oder einen allzu vollgepackten Kofferraum kann ein solches kameragestütztes System sicherlich eine große Hilfe sein. Ebenso beim Rechtsabbiegen: wer befürchtete da nicht schon einmal, einen urplötzlich im toten Winkel auftauchenden Radfahrer unter die Räder zu bekommen?
Aber: Ist ein dynamischer dreigeteilter Innenspiegel nicht eher ein Unsicherheitsfaktor durch ablenkende Reizüberflutung? Was mich jedoch vor allem nachdenklich stimmt: Was gibt uns denn die Gewähr, daß hier nicht gleichzeitig auch illegalerweise Informationen und bewegte Bilder des Innenraumes abgeschöpft werden können? In Verbindung mit den Infotainment-Systemen, welche sich mittlerweile beinah zu einem absoluten Verkaufsargument zu entwickeln scheinen – gibt es überhaupt noch (Mittelklasse-)Neuwagen ohne, was wird hier wo gespeichert, kann man diese Systeme auch komplett stilllegen? –, ergäbe das eine lückenlose Überwachung unserer Bewegung in Raum und Zeit, audio-visuell und in Echtzeit. Das mag Zukunftsmusik sein, Paranoia gar, nur: Wurde nicht beispielsweise auch schon jemand dafür abgestraft, daß sein digitaler Sprachassistent sensible private Informationen abgegriffen hatte?
Ein klarer Fall für die Heckscheibenkamera, aber …
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Eine weitere Folge unsere beliebten Serie des Freiburg-Bashings.
Das Statistische Jahrbuch auf 2018 weist für die Stadt Freiburg – selbsternannte Green City, die sich eines gut ausgebauten Öffentlichen Personennahverkehrs mit StraBa, Bus und S-Bahn rühmt (deren Verwaltung sich derzeit allerdings allzu häufig in irrational anmutenden Männerphantasien von Baumfällaktionen ergeht), deren Bevölkerung sich im Image einer grün-alternativ-aufgeklärten Lässigkeit sonnt und wo im vergangenen September im Zuge der Fridays-for-Future-Bewegung rund 20.000 Menschen für eine ambitioniertere Klimapolitik auf die Straße gegangen sind, – mit 117.198 Einheiten die bislang höchste Dichte zugelassener Kraftfahrzeuge aus (S. 95 resp. 125 im pdf-Dokument).
Die Deutsche Umwelthilfe, kürzlich erst von der CDU – offenbar die Partei der großen Diesel-Dienstwagenflottenunterhalter (oder hatte sie etwa den viel-zitierten kleinen Handwerker von nebenan im Blick?!) -, auf ihrem Parteitag arg gescholten, tut sich endlich mit einem lange überfälligen Vorstoß hervor. Ohnehin momentan recht klage-freudig, gedenkt sie, ein flächendeckendes generelles Tempo-Limit von 120 km/h auf deutschen Autobahnen juristisch einzuklagen. Da sind mutmaßlich die „liberal“-„alternativen“ deutschen Freiheitsparteien samt den oben erwähnten Christdemokraten im Verein mit dem ADAC und nicht zu vergessen den Lobbyisten der deutschen Premium-Autobauer vor, nach dem Motto. „Freier Stau für freie Bürger“. Doch hat der Plan durchaus etwas Bestechendes, dem sich auch die unbeweglichsten bequemlichen Freiheitsapostel eigentlich nicht verschließen können. Denn neben wandernden und Dauer-Baustellen oder dem hohen Verkehrsaufkommen an sich ist die große Diskrepanz zwischen den langsamsten und den schnellsten Verkehrsteilnehmern die Hauptursache für die Entstehung von zähflüssigem Verkehr und Stau. Mit nicht zu unterschätzenden volkswirtschaftlichen Kosten. Fahren nun aber alle in einem engeren Geschwindigkeitskorridor, fließt der Verkehr viel eher, die Fahrt wird streßfreier und sicherer. Jeder, dem schon einmal ein SUV, eine Rennpappe oder ein anderweitig hochgezüchtetes Gefährt mit unverhältnismäßig hohem Tempo scheinbar ungebremst im Rückspiegel gefährlich nah auffuhr, wird dies nachvollziehen und also gutheißen können. Vor allem aber dürfte dadurch auch der Schadstoffausstoß meßbar gesenkt werden, da durch gleichmäßigeres Fahren in relativ niedrigerer Geschwindigkeit und also ohne größere Abbrems- resp. Wiederbeschleunigungsaktionen weniger schädliche Abgase herausgeschleudert würden. Es ist also höchste Zeit, endlich einmal einen ersten richtigen Schritt hin zur Entschleunigung und Zivilisierung des Auto(-bahn)-Verkehrs zu machen, dem weitere unbedingt folgen sollten, bspw. Tempo 80 auf Landstraßen wie in der Schweiz, oder innerorts generell vierzig. Und nach solch einer Regulierung des Verkehrs ist endlich auch eine Strategie zur Vermeidung von Verkehr überhaupt zu entwickeln und in die Tat umzusetzen. Aber das werden wir, falls überhaupt, erst im Zeitalter einer vollständigen E-Mobilisierung und der Implementierung autonomen Fahrens erleben. Und deren durchaus vorhandenen Schattenseiten sind wiederum eine ganz andere Geschichte …
Der Weltklimarat, welcher im Übrigen keine eigene Forschung betreibt, sondern Meta-Analysen anstellt, warnte vorgestern eindringlich davor, die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5°C sei nicht länger mehr zu erreichen, wenn man nicht endlich entschlossen gegensteuere, den CO2-Ausstoß drastisch reduziere und wir unser Wirtschaften, Haushalten und unsere grenzenlose Mobilität durchgreifend ändern. Zumal diese Bedrohung spätestens seit Anfang der 1970er Jahre bekannt ist.
Seitdem ich auf dem Lande lebe, war die begehbare Sandzone meines Favoritstrands noch nie so ausgedehnt wie dieser Tage (,auch wenn der Wasserstand im Herbst natürlich niedriger ist als im Frühling,) – der quasi seit April / Mai herrschenden Dürre sei’s gedankt.
Laut der einleitenden Worte zum Fahrbericht einer renommierten, überregionalen Tageszeitung über die neue vierte Generation des BMW X5 – die gesamte X-Baureihe von Möchtegern- und Salon-Geländewagen ist eine wahre Goldgrube für den bayerischen Premium-Autobauer – sei das aktuelle Modell im Umfang erneut gewachsen und natürlich auch mit kräftigeren Motoren ausgestattet.
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Wie die Bayerischen Werke für Motoren im Mai 2008 ein X6 getauftes Modell erstmals auf den Markt brachten, da konnte man noch von einem Solitär, von einer Eintagsfliege ausgehen.
Als dann aber die Horcher aus Ingolstadt knapp zwei Jahre später ihren 1er lancierten, mußte man schon stutzig werden.
Und wie nun schließlich der Hersteller mit dem Stern gleich zwei derartige Konstruktionen, das GLE Coupé (07.15) und das GLC Coupé (09.16), einführte,
lag der Tatbestand endgültig offen zutage: Die süddeutschen Premium-Automarken konspirierten miteinander. (Die Zuffenhausener Spottwagenschmiede übt derweil noch, zeigt jedoch mit dem Panamera Sport Turismo erste vielversprechende Ansätze.)
Doch nicht allein auf dem Gebiet der verborgenen und für den Laien letztlich undurchschaubaren Antriebstechnik erfolgten Absprachen, wie nun kürzlich erst medienwirksam ruchbar geworden ist. (Wer konnte denn tatsächlich die versprochenen Ausstoß-Werte für bare Münze nehmen, wo doch Verbrauchsangaben chronisch sehr optimistisch angesetzt waren?) Nein, ihr Vergehen ist viel eklatanter. Denn aufgrund eines Mangels an Unverwechselbarkeit (und technischer Innovationskraft, s. o.) verschworen sich die Hersteller gemeinschaftlich gegen die Form, nahmen in ihrer Ratlosigkeit sich das Bäckerhandwerk zum Vorbild und schufen – das Semmel-Auto. Wenn sie ihr Modell nicht gleich wie einen Gugelhupf aufgehen ließen.
Aus der Not gedachte man also unterschwellig eine Tugend zu machen durch einen ganzheitlichen, synästhetischen Zugriff. Denn die gelinde ausgedrückt gewagte Weckle-Optik verbindet sich mit einem mehr als sublimen gustatorischen Anreiz, dabei gewisse vollmundige Assoziationen weckend. Da Nahrungsaufnahme eine grundlegende, überlebenswichtige Kulturtechnik darstellt, erscheint das Führen eines solchen Gefährts beinahe schon folgerichtig, da naturnotwendig. Mit kräftigem Korn, vulgo Pferdestärken, angereichert, suggeriert die teils wuchtige Präsenz der Stullen-Architektur zudem Frische, Kraft und Ausdauer, damit auch Respekt heischend. Da mag sich der Brötchen-Liebhaber natürlich gerne dem kornigen Vehikel einverleiben. Und das am liebsten gleich jeden Tag, um dieser leistungsgesteigerten Potenz auch maximal teilhaftig zu werden. Und sollte der potentielle Konsument des Bäckerei-Charmes der mobilen Semmel wider Erwarten eines Tages doch überdrüssig sein, fährt er übrigens einfach stoisch weiter. Denn wer drinnen sitzt, kann rausschau’n und Licht und Landschaft genießen und vergißt darob vielleicht das Schrott-&-Korn-Design seines fahrbaren Untersatzes …
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