Archiv für den Monat Oktober 2019

Alternative mit den Alternativen?

Wie der Schreiber dieser Zeilen am vergangenen Sonntag die Live-Übertragung aus dem ARD-Wahlstudio in Erfurt bis kurz nach der ersten Hochrechnung verfolgte  (hernach wechselte er zum Liveticker seiner Hauspostille über), war er doch etwas verwundert ob der beinah schon ignorant zu nennenden Nichtbeachtung einer rechnerisch sich durchaus anbietenden blau-schwarz-gelben Dreier-Koalition, welche er für gar nicht so abwegig hält, denn für ihn sind weder gewisse Kreise der CDU noch der Effdepe über alle Zweifel erhaben (daß ein solches Bündnis keineswegs wünschenswert ist, steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt).

Wenn die CDU-Führung ein etwaiges Bündnis mit der Linken kategorisch ausschließen meint zu müssen, da der Partei sonst eine Zerreißprobe drohe, bedeutet das im Umkehrschluß dann unter Umständen nicht auch, daß die Berührungsängste mit der AfD plötzlich nicht mehr so  schwer wiegen? Wollte der Spitzenkandidat der CDU in Thüringen, Mike Mohring, anfangs noch aus reiner Verantwortung für das Land auf die Linke zugehen, scheint ihm nun in Berlin bedeutet worden zu sein, daß die Loyalität zur Partei, siehe oben, eben schwerer wiege (Bei einem Wähleranteil von 31% kann man, auch wenn dieses Resultat zu einem Gutteil den charismatisch-pragmatischen Landesvater-Qualitäten des Bodo Ramelow geschuldet sein mag, indes wohl nicht mehr von einer ausgesprochen linken Wählerschaft ausgehen. Die Linke scheint dorten vielmehr in der Mitte angekommen zu sein, vergleichbar eventuell den Grünen in Ba-Wü mit einem ähnlich sich gebenden Ministerpräsidenten).

Erweist sich aus dieser Perspektive also die AfD plötzlich als das kleinere Übel? Oder warum votiert sein Fraktionsvize bereits offen für einen „Bürgerblock“? Sehen nun manche Altvordere in der Union und deren junge Parteigänger etwa die Gelegenheit endlich gekommen, den vermeintlichen Linksruck der Partei von der ostdeutschen Provinz aus zu korrigieren? Lähmende Hysterie scheint momentan jedenfalls weiter um sich zu greifen und nervöse Selbstbespiegelung, länger schon bei der Sozialdemokratie, neuerdings also auch bei den Christdemokraten. Das Scharren und Murren bei manchen Herren ist deutlich zu vernehmen. Könnten angesichts dessen vielleicht manche lokale Parteistrategen nicht ihre Chance wittern, Entscheidungen der Berliner Parteizentrale schlichtweg zu ignorieren, um eigene Absprachen mit der AfD zu treffen? Früher oder später wird wohl jemand aus purem persönlichen Machtkalkül das Tabu brechen. Oder aber aus blanker Not, wenn schon die versammelten ehemals Bonner Parteien keine eigene Mehrheit mehr auf sich vereinen können, und damit gar hinter die bisherige rot-rot-grüne Koalition zurückfallen. Das aber verheißt nichts Gutes.

PS, 15.12.2019: Und neuerdings sind offenbar gar Schwarze Sonnen in Kreis-CDU-Kreisen (Anhalt-Bitterfeld, S-A) gesellschaftsfähig …

Schlemmer-Tourismus auf den Gipfel: Aus dem Herzen gesprochen!

Anläßlich der heutigen Ansage des chilensichen Präsidenten, aufgrund der aktuellen sozialen Unruhen in seinem Lande den für Dezember angesetzten nächsten UN-Klimagipfel abzusagen, recht hat er, findet Minister Müller (CSU), unser Mann für die Entwicklungszusammenarbeit, die einzig rechten Worte (obgleich der Turnus unserer bescheidenen Meinung nach gerne auch noch länger sein dürfte):

„Es kann nicht zeitgemäß sein, dass jedes Jahr 20 000 Menschen für 14 Tage einmal um den halben Globus fliegen. Mein Vorschlag: Auf hochrangiger Ebene finden die Treffen nur noch alle zwei Jahre statt.“ Dazwischen sollten die Fachleute regelmäßig in kleineren Formaten arbeiten. Dies sei auch funktionaler, um substanzielle Fortschritte zu erzielen.

Mutmaßlich steht bei derlei Festivals ohnehin die Schlacht am kalten Buffet der After-Show-Parties um Austern udn Kaviar im eigentlichen Mittelpunkt des Interesses der Teilnehmer, das Klima stört da bloß.

Und andere unzeitgemäße Veranstaltungen und Formate, auf welche liebend gern verzichtet werden könnte, sind beispielsweise Olympische Spiele oder Fußball-Welt und -Europameisterschaften oder das Weltwirtschaftsforum Davos oder … Wie viel CO2 ließe sich damit doch sicherlich einsparen?

„In Gefahr und großer Not bringt der Mittelweg den Tod“, oder so ähnlich …

Na, ob das ma nich ins Auge geht. Die unendliche Geschichte geht weiter. Nach langem Ringen werden die Briten Mitte Dezember erneut an die Wahlurnen gerufen. Das alles beherrschende Thema dürfte wenig überraschend der leidige Brexit sein (und der Wahlkampf darüber wohl ein mit harten Bandagen geführter). Die brexit-kritische Opposition, welche sich bislang gegen Neuwahlen gesträubt hatte, geht jedoch mit völlig unterschiedlichen Voraussetzungen in diesen Wahlkampf. Denn Liberaldemokraten und schottische Nationalisten wollen den Austritt aus der Europäischen Union quasi ganz abblasen, setzen den regierenden konservativen Brexiteers also eine klare Alternativposition entgegen und stehen wohl nicht zuletzt deswegen in Umfragen gut da. Ganz anders Labour, die eigentlich größte Oppositionspartei. Nach deren Wahl-Agenda solle nochmals mit Brüssel verhandelt werden und dieser neue Vertragsentwurf dann durch ein neuerliches Referendum der Bevölkerung zur Entscheidung vorgelegt werden. Das mag auf den ersten Blick nicht unvernünftig klingen, zumal es durchaus ein demokratischer Prozess ist, auch vor dem Hintergrund, daß der Sieg der Austreter im (ersten?) Referendum auf nachweislich falschen Angaben beruhte. Doch auf den zweiten Blick überwiegen eher die Zweifel. Mal ganz abgesehen davon, ob sich Brüssel bzw. jeder einzelne Mitgliedstaat ein weiteres Mal auf Verhandlungen mit ungewissem Ausgang einließe. Es dürfte wohl schwer vermittelbar sein, wieso alles nochmals (komplett?) aufgeschnürt werden sollte, wo es schon schwierig genug war, überhaupt zu einem Vertragstext zu gelangen. Oder meint Herr Corbyn etwa noch immer, es besser machen zu können? Das grenzt schon an Hochmut und Größenwahn. Das Wahlvolk wäre jedenfalls wohl kaum amused über solch eine mutwillige Verlängerung des ohnehin schon allzu lange gegebenen hochnotpeinlichen Austrittstheaters. Darüber hinaus drückt Labour sich hierbei erneut um eine eigene deutliche Positionierung herum. Ob damit überhaupt noch ein Blumentopf zu gewinnen ist? Nun rächt sich jedenfalls endgültig das endlos unentschiedene Herumlavieren. Denn, wie schon der deutsche Barock-Dichter Friedrich von Logau (1605-1655) wußte, „In Gefahr und grosser Noth // Bringt der Mittel-Weg den Tod.“

(Anti-)Helden oder kein Toupet

Das Körperteil des Monats – Heute: Brustkorb

Der ~, lat. thorax (altgr.: θώραξ ‚Brustpanzer‘), Plural Thoraces

Photographie © @ufdieBlende / Ich

Schande!

Und wieder einmal werden sie nach Strich und Faden betrogen. Ein Telephonat unter präpotenten Kraftmeier-Präsidenten genügt. Die Kurden, das größte Volk auf Erden ohne echte eigene staatliche Heimstatt, werden, nachdem sie ihre Schuldigkeit im Kampf gegen den sogenannten IS getan haben, unter hohem Blutzoll übrigens, aber im Gegensatz zu anderen entschlossen und erfolgreich, mal wieder vom vermeintlichen Verbündeten USA verraten, nicht anders als schon 1991 im Irak.  Auf daß Präsident Erdogan mit außenplitischen Abenteuern von inneren Widersprüchen, begleitet von einer Wirtschaftskrise, ablenken und die Fiktion der türkischen Staatsräson eines ethnisch homogenen Einheitsstaates aufrechterhalten kann. Aber unter NATO-„Partnern“ gewiss doch, die Schmerzgrenze liegt da hoch, Hauptsache, der Kantonist wird bei der Stange gehalten. Was ist unter diesen Vorzeichen eines amerikanischen Abzugs quasi über Nacht dann noch von Trumps bizarrem getwittertem Statement:

„if Turkey does anything that I, in my great and unmatched wisdom (! Hervorhebung LuXOr), consider to be off limits, I will totally destroy and obliterate the Economy of Turkey (I’ve done before!).“

zu halten? Ja klar, die Kurden waren ja damals, anno 1944, nicht mit von der Partie in der Normandie. (Die Türken freilich auch nicht!) Was das wiederum bedeuten soll, weiß wohl nur ein mit gottgleicher Weisheit beschlagener Meister. Wir Normalsterbliche müssen hingegen auf ewig ahnungslos bleiben. Wer kann so etwas jedenfalls überhaupt ernst nehmen? Zumal nach allem, was man weiß, für Donald T. absolut gar nichts „off limits“ zu sein scheint (Vielleicht sollte man ihn einfach nicht so häufig allein und ohne Skript telephonieren und twittern lassen und die Welt wäre eine friedlichere ..). Oder sind denn alle Trumpwähler bzw. der harte Kern seiner durchaus großen und stabilen Anhängerschaft bornierte Hinterwäldler?

Aber unter Umständen ist es tatsächlich der Fall, daß man sich in Europas Hauptstädten eher um die „drohende“ Rückkehr bislang in kurdischem Gewahrsam sich befindlichen IS-Kämpfer und -Sympathisanten oder aber um das Wiedererstarken des sog. Islamischen Staats oder um einen neuerlichen Flüchtlingszug gen Mitteleuropa den Kopf zerbricht  als um das Schicksal des kurdischen Volkes. Der Westen als eine auf Werten wie Gleichberechtigung, Selbstbestimmung, Verläßlichkeit und Bündnistreue basierende Idee existiert jedenfalls nicht. Wenig überraschend werden insbesondere die Balten darob einmal mehr aufhorchen.

Ein flüchtiger Blick …

aus der Distanz sagt uns, na klar, unser Erdtrabant.

PC-001-170215, aus der Serie Alternative Moons, 2017

© Robert Pufleb & Nadine Schlieper

Doch der zweite Blick aus der Nähe macht uns dann doch wieder stutzig:

PC-006-170215, aus der Serie Alternative Moons, 2017

© Robert Pufleb & Nadine Schlieper

Und wirft Fragen auf:

  • Fällt das Licht nicht allzu gleichmäßig von der Seite her auf den Mond?
  • Ist die Draufsicht nicht seltsam klar und der Mond bemerkenswert scharf gegen das umgebende ewige Schwarz abgesetzt?
  • Wirkt die Oberfläche und, auf ihr, wirken die Schattierungen, Punkte und Unebenheiten nicht eigentümlich plastisch und detailreich, gar irgendwie unwirklich?

Dem wollen wir (Hetty, Fjudscha, U & meine Wenigkeit) dann aber doch auf den Grund gehen. Des Rätsels Lösung verrät uns schließlich der letzte Blick auf die anhängende Legende: Hinter dem vermeintlichen lunaren Objekt verberge sich nämlich nichts anderes als ein von den beiden Künstlern R. Pufleb und N. Schlieper gekonnt in Szene gesetzter Pfannkuchen (samt Backanleitung)!!!

Man merke sich also: Allzu schnell läßt man sich einen Streich spielen, ist man vor Täuschung nicht gefeit, wird man Opfer von bewußter Manipulation, nicht zuletzt in unserem übermedialisierten Zeitalter. Frei nach dem Slogan des Zweiten Deutschen Fernsehens ist daher zu empfehlen: Mit dem Zweiten Blick sieht man besser!

PS: Bei der folgenden gemeinsamen Einkehr bestellte seltsamerweise niemand von uns einen Pfannkuchen …

Gesehen in der noch bis morgen, So, den 06.10.2019, zu besichtigenden kleinen, aber feinen Ausstellung der Fotostiftung Schweiz/Winterthur: Mondsüchtig, anläßlich der fünfzigjährigen Wiederkehr des Tages der Mondlandung am 20. Juli 1969.