Archiv für den Monat Oktober 2017

Pränatale Prägungen oder die Wahl der richtigen Schublade

Wie wir kürzlich erst nach gar nicht so eingehender Untersuchung aus berufenem Munde erfahren haben, ist das einstmals hier als Hexle (resp. Frollein Meier) vorgestellte Kätzle gar keine ebensolche. Denn nach mutmaßlich einer der schnellsten und sicherlich auch schmerzfreisten Geschlechtsumwandlungen aller Zeiten stellte es sich als ein Mäxle heraus, weshalb ich ihn nun kurzerhand auf Mäx Meyer getauft habe. Ein nicht uncharmantes Bürschle jedenfalls …

Mäx Meyer, der Charmeur, im Räkelmodus

 

Kein Fuß ist ja bekanntlich vor seiner liebevoll zupackenden Zudringlichkeit sicher, so auch der des Schreibers dieser Zeilen, gerade auf Familienbesuch weilend.

M. M., caught in fierce action

 

M.M., der Fuß-Fetischist

 

Der Grund dieser bemerkenswerten Obsession scheint auch ausgemacht, eine pränatale Prägung offenbar. Ward doch Mäxens Frau Mama unter Ihrer Trächtigkeit und dann wohl auch noch im Wochenbett angeblich eine Lagerstatt in einer Schublade voller Socken eingerichtet. Welch ein Glück, möchte man im Nachhinein beinah unweigerlich meinen: denn nicht auszudenken, was nun geschähe, wäre es eine Schublade voller Unterhosen gewesen …

Von Samtpfoten und guten Werken …

Schriftsteller sind eine ganz eigene Spezies, beispielsweise sind sie neugierige Zeitgenossen. Sie interessieren sich für vielerlei, für Zustände oder Ereignisse und fragen dabei, wie etwas sein könnte. Ganz besonders liegt ihnen aber am Menschen an sich, seine Befindlichkeiten, Gefühle und Gedanken. Dabei reagieren Schriftsteller sensibel auf die sie umgebende reale Umwelt und nehmen quasi seismographisch Atmosphäre auf, und Stimmungen. Dahinter kommt stets ein unabhängiger Geist zum Vorschein. Zudem sind sie, man könnte beinah schon sagen, verspielt, insbesondere Dichter. Denn das Medium ihrer Mitteilung, die geschriebene Sprache, ist zugleich ihr Spielzeug. Sie spielen mit Sprach-Bildern, verwenden Wörter auf überraschende Weise oder stellen sie auf eigenwillige Art zu einem Satz zusammen, sie überschreiten Grenzen der Darstellbarkeit. Manche ihrer Zunft kann man dabei in einem gewissen, auch positiven Sinne exzentrisch nennen, das Äquivalent gleichsam ihrer Kreativität.

Na, und wem nun die erwähnten Grund-Eigenschaften irgendwie bekannt vorkommen, auch wenn er resp. sie diese mit einem anderen Lebewesen verbindet, vermutet richtig. Denn Katzen wird ein ähnlicher Charakter nachgesagt. Stubentiger und Schriftsteller haben demnach einiges gemein. Ein gar nicht mal so seltsamer Fall von Koinzidenz, möchte man beinah schon betonen.  Denn was braucht es, ehrlich gesagt, eigentlich mehr als an einem (womöglich noch rotweinseligen) langen Herbstabend (doch nicht nur da!) ein kurzweiliges, mitreißendes Buch in den Händen. Und eine flauschig leise Samtpfote, die es sich urplötzlich ganz vertrauensvoll auf des Lesers Schoß gemütlich und bequem macht, dabei wohltuend und behaglich schnurrend … Et voilà!

 

Gesehen irgendwo in ZH; © hetty wortspeicher, i A. LuxOr

„Friedensdividenden“

Man kann ja mal spekulieren: Angenommen, die Ukraine hätte weiland, im Dezember 1994 um genau zu sein, nicht das Atomwaffenarsenal, welches sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion auf ihrem Territorium befunden hatte, im Tausch gegen ihre international abgesicherte Integrität und Souveränität abgegeben. Die Entwicklung, die Geschichte wäre aber sonst bis 2014 identisch abgelaufen. (Daß dies eine unwahrscheinliche Laune der Geschichte wäre, ist dem Verfasser dieser Zeilen natürlich bewußt. Denn die Ukraine hätte sich in solchem Falle ja auch nach Art von Lukaschenkos Weißrußland entwickeln oder selbst zum aggressiven anti-wesstlichen Spieler mutieren können. Ob die NATO – alle Rußlandversteher aufgepaßt! – dann freilich ebenso weit ostwärts vorgedrungen wäre, bleibt zumindest ungewiß.)Dann hätte es sich Wladimir Putin unter Umständen zweimal überlegt, seine grünen Männchen nach der Krim bzw. der Ostukraine um Donezk und Luhansk greifen zu lassen. Kiew ist nun aber konventionell relativ schwach gerüstet. Und daher fällt es dem Kreml relativ leicht, seinen westlichen Nachbarn zu destabilisieren. Von dieser Warte aus betrachtet, ließe sich also historisch argumentieren, daß die schiere Existenz von Atombomben kleine wie große Kriege auf Basis konventioneller Waffen zu verhindern „helfen“. Eine Welt ohne Nuklearwaffen wäre demnach bloß möglich, wenn es allüberall stabile, genügsame Demokratien gäbe. Doch bekanntlich „kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben, Wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt“. Für die friedensoptimistischen Philanthropen unter uns bleibt derweil als Trostpflaster der Nobelpreis …

Von Bürgerlichen und von deutscher Kultur

Laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung zur just erfolgten Bundestagswahl erfuhr die AfD den größten Zuspruch im „sozial prekären Milieu“ hüben wie drüben mit geringem Einkommen, niedrigem Bildungsstand, ohne rechte Aufstiegschancen. Mithin schöpfte sie hier das Protest-Potential einer von weiterer gesellschaftlicher Marginalisierung und Nicht-Repräsentanz bedrohten Schicht ab. So weit, so sozio-ökonomisch nachvollziehbar. (Wobei dann immer noch festzuhalten bleibt, daß über siebzig Prozent demnach eine andere Partei gewählt oder sich erst gar nicht an der Wahl beteiligt haben.)
Zugleich gelang ihr jedoch mit zwanzig Prozent Zustimmung ein veritabler Einbruch ins bürgerlich-konservative Milieu, mithin das traditionelle Revier der Christdemokraten. Nach landläufiger Meinung hält diese Wähler-Klientel viel auf Anstand, Umgangsformen oder Temperierung. Gleichwohl ließ sich offenbar ein Fünftteil derer nicht davon abhalten, eben bei jener Partei ihr Kreuzchen zu setzen, welche nachgerade auffällt durch einen alles andere denn konzilianten Stil (auch wenn hier ebenfalls ein bedeutender Anteil einzig aus Protest derart votiert haben mag). Obgleich der ein oder die andere LautsprecherIn wohl gerade diesem Stand zuzurechnen sein dürfte.
In Anbetracht dessen beginne ich beinah schon dem Diktum Aydan Özuguz‘ zuzustimmen, ihres Zeichens Integrationsbeauftragte der gewesenen Bundesregierung, wonach „(e)ine spezifisch deutsche Kultur (..), jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar“ sei. Es sei denn, diese spezifische deutsche (politische) Kultur eines schäbigen Radau-Gepolters macht Schule und wird inskünftig nicht mehr allein gehegt und gepflegt von der neuen ex negativo-Volkspartei. Tempora mutantur …